Rotes KreuzDirektor wird abgesetzt, lässt sich krankschreiben und will 1 Million
mmi
18.4.2023
Das humanitäre Hilfswerk Schweizerisches Rotes Kreuz SRK kommt nach der Absetzung seines Direktors Markus Mader nicht zur Ruhe. Er fordert eine grosszügige Abfindung, dafür sollen die Unruhen verstummen.
mmi
18.04.2023, 17:03
18.04.2023, 17:29
mmi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Im Dezember wurde der SRK-Direktor Markus Mader in einem Misstrauensvotum knapp abgesetzt.
Mader hat sich daraufhin bis auf Weiteres krankschreiben lassen.
Nun streiten sich die Anwälte des humanitären Hilfswerks sowie des Direktors über die Abfindung.
Wie viel muss das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) für die Absetzung von Markus Mader bezahlen? Um diese Frage geht es im jüngsten Streit zwischen dem im vergangenen Dezember freigestellten Direktor und dem Rat des Roten Kreuzes.
Mader fordert nicht weniger als eine Million Franken sowie eine Weiterbeschäftigung «in beratender Funktion» während zwei Jahren. Damit solle «sofort Ruhe» ins SRK einkehren. Der Anwalt des SRK hingegen nennt die Forderung gar einen «goldenen Fallschirm».
Der Streit ist mit Dutzenden E-Mails, Auszügen aus dem Arbeitsvertrag und Protokollen belegt, die dem «Blick» vorliegen.
Weiter schreibt der «Blick», dass das SRK den Vorschlag Maders ablehne. Uneinig seien sich die betroffenen Parteien auch, wie die Angelegenheit nach aussen kommuniziert werden solle.
Doch alles von Anfang an.
So kam es zur Absetzung
Letzten Dezember hat der Rotkreuzrat, das Aufsichtsorgan des SRK, Markus Mader in einem Misstrauensvotum mit sechs zu vier Stimmen abgesetzt.
In Gerüchten, die an die Medien gelangten, werden schwammige Gründe genannt. Etwa «Differenzen in Führungsfragen» und «fehlendes Vertrauen». Der Betroffene sei damals weder über die Begründung informiert noch angehört worden, wie Mader dem «Tages-Anzeiger» mitteilte.
Auf die Absetzung sind die vier unterlegenen Ratsmitglieder mit sofortiger Wirkung zurückgetreten und Mader hat sich krankschreiben lassen.
Und das ist er noch immer, was eine Kündigung seitens SRK auf längere Sicht unmöglich macht.
«Nur Verlierende im SRK»
Gemäss den Dokumenten will Mader bis Ende 2023 seinen vollen Lohn – also rund 250'000 Franken – während er weiterhin krankgeschrieben bleibe. Danach würde der 59-Jährige bei gleich bleibenden Konditionen für zwei weitere Jahre in einer beratenden Funktion dem SRK zur Seite stehen.
Die Details seiner möglichen Abfindung möchte Mader denn auch nicht öffentlich machen, wie der «Blick» unter Berufung auf die Dokumente schreibt. Der abgewählte Direktor habe Folgendes für eine Medienmitteilung vorformuliert: «Das SRK und SRK-Direktor Markus Mader haben sich auf eine einvernehmliche Lösung mit der Weiterbeschäftigung von Markus Mader geeinigt.» Es solle einzig über seine beratende Tätigkeit informiert werden.
Laut Mader trage diese Lösung dazu bei, dass sofort Ruhe in der Führungsetage des SRK und einem Grossteil der Organisationen eintreten könne. Seit dessen Absetzung gäbe es «nur Verlierende im SRK».
Rotkreuz-Anwalt bezeichnet Forderungen als «entlarvend»
Ein SRK-Anwalt bezeichnet die Situation in einer E-Mail an Maders Anwalt als entlarvend: «Diese Aussage ist nicht anders zu verstehen, als dass Ihr Klient hinter den Unruhen steht und diese schürt, aber bereit wäre, für Ruhe zu sorgen, falls man seinen finanziellen Forderungen nachkommt.»
Das SRK lehnt die Forderungen ab und hat dagegen vorgeschlagen, das Arbeitsverhältnis mit Mader auf Ende September 2023 aufzulösen. Für die verbleibenden Monate würden der Lohn wie auch vereinbarte Spesen pro rata temporis ausbezahlt inklusive wohlwollendem Arbeitszeugnis und einer Dienstalteranerkennung von 2000 Franken.
Maders Anwalt hingegen findet den Vorschlag «nicht förderlich» für die Genesung seines Mandanten.
Auf Anfrage des «Blick» sagt der abgesetzte Direktor: «Es gibt keinen Fallschirm, die genannten Zahlen sind falsch. Ich stelle dem SRK weiterhin meine Arbeitskraft und Erfahrung zur Verfügung und werde dafür entschädigt. Zudem ist der genannte Vorschlag abgeleitet von einem konkreten Angebot des SRK.»
Mader sei aber weiterhin «sehr interessiert» an einer einvernehmlichen Lösung.