Aufruf an Bundesrat Bürgerliche Sorge, dass Touristen und Geschäftsleute wegbleiben

aka

16.9.2021

Vier Nationalrät*innen informieren in der Wandelhalle über «die Ungleichheit von geimpften Touristen und geimpften Schweizern».
Vier Nationalrät*innen informieren in der Wandelhalle über «die Ungleichheit von geimpften Touristen und geimpften Schweizern».
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Geimpfte Tourist*innen aus Drittstaaten können hier kein Zertifikat beantragen – und müssen sich vor dem Restaurantbesuch testen lassen. Daran stören sich Politiker*innen. Ihre Forderung: Der Bundesrat müsse intervenieren.

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Die Medieninformation vor dem Bundeshauszimmer in der Wandelhalle ist kurzfristig einberufen worden. Unter der Leitung von Ex-SVP-Chef, Nationalrat Albert Rösti (BE), wird eine «Ungleichheit» angesprochen.

«Aktuell befinden sich etwa 50'000 Touristen in der Schweiz. Doch seit Montag, also seit der Ausweitung der Zertifikatspflicht, haben diese ein Problem», führt SVP-Nationalrat Thomas Hurter (SH) aus. Obwohl sie geimpft sind, müssten sie sich testen lassen, wenn sie in die Beiz oder ins Museum wollen. Das aber gehe nicht. «Keine Ungleichbehandlung von Geimpften und Geimpften, egal ob Reisegäste oder Schweizer», fordert der SVPler.

Nationalrätin Jacqueline de Quattro (FDP/VD) sagt: «Touristen von ausserhalb der EU, also zum Beispiel aus China oder aus den Golf-Staaten, werden so zu Geimpften zweiter Klasse.» Es liege am Bundesrat, das «bitte bereits morgen» zu ändern.

Hurter macht ein Beispiel: «Ein Geimpfter aus den USA kann bei uns in den Kantonen kein Zertifikat beantragen. Selbst dann nicht, wenn er mit Pfizer geimpft ist – wie viele Schweizer auch.» Er müsse sich testen lassen für ein Zertifikat.

Nationalrat Martin Candinas (Mitte/GR) appelliert deshalb an die Landesregierung: «Der Bundesrat muss morgen einen Vorschlag präsentieren, damit unsere Gäste aus dem Ausland auch weiterhin gern zu uns kommen.» Die Impfungen der WHO müssten auch in der Schweiz für ein Zertifikat anerkannt werden. Und zwar schon ab Montag.

«Andererseits», warnt Rösti, «geht ein Reputationsschaden um die Welt.» Spräche sich diese Ungleichbehandlung erst einmal in fernen Ländern herum, gehe es Jahre, um den guten Ruf der Schweiz wieder herzustellen.

Ob der Bundesrat so schnell reagieren kann und will, bleibt abzuwarten.

Tourismusverband und Auslandschweizer sind dafür

Für ein rasches Handeln plädieren auch die Tourismusbranche und die Auslandschweizer-Organisation (ASO).

Mit Skepsis reagieren die Kantone hingegen auf die Forderung, das Schweizer Zertifikat für alle durch die WHO anerkannten Impfstoffe auszustellen, wie SRF berichtet. Das Betrugsrisiko beim Erwerb eines Schweizer Zertifikats würde sich dadurch stark erhöhen, zitiert das SRF etwa die Zürcher Kantonsregierung.

Im Kanton Basel-Stadt habe ein Pilotversuch zudem gezeigt, dass «der Aufwand zur Prüfung, Ausstellung, Personenidentifikation und Aushändigung von Zertifikaten ausserordentlich gross ist», wie der Kanton selbst schreibt.