Vorerst keine schärferen Corona-Massnahmen «Ich wünsche mir einen Bundesrat, der hinsteht»

Von Alex Rudolf

31.12.2021

Am Donnerstag zählte das BAG 19'032 Ansteckungen in der Schweiz: Neuer Höchststand. Die nächsten Zahlen veröffentlicht das BAG am kommenden Montag.
Am Donnerstag zählte das BAG 19'032 Ansteckungen in der Schweiz: Neuer Höchststand. Die nächsten Zahlen veröffentlicht das BAG am kommenden Montag.
Jens Kalaene/dpa-Zentralbidl/dpa

Vorerst verzichtet der Bundesrat darauf, weitere Massnahmen zu ergreifen. Obwohl Gesundheitspolitikerinnen auch Verständnis für die Regierung haben, haben sie sich von ihm mehr erhofft.

Von Alex Rudolf

31.12.2021

Die Lage ist angespannt, aber zu einer Hauruck-Übung lässt sich der Bundesrat nicht hinreissen. Nachdem sich die Landesregierung heute zu einer ausserordentlichen Telefonkonferenz getroffen und die neusten Entwicklungen der Pandemie besprochen hat, kommt sie zum Schluss: Wir warten ab, haben aber einen Plan in der Hinterhand.

«Ich wünsche mir einen Bundesrat, der hinsteht und sagt: Nur mit der Impfung können wir eine Überlastung des Gesundheitssystems und somit einen Teil-Lockdown verhindern», sagt Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber (Grüne/ZH). Sie sitzt in der Kommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit. Gestern zählte das Bundesamt für Gesundheit über 19'000 Ansteckungen. «So viel hatten wir während der Pandemie noch nie. Es sollte uns kalt den Rücken runterlaufen», sagt sie.

Ruth Humbel (Die Mitte/AG) sitzt ebenfalls in der Gesundheitskommission und kann verstehen, dass der Bundesrat heute nicht die Notbremse gezogen hat. «Noch verfügen wir nicht über ausreichend Informationen zu Omikron. Gut möglich, dass die Variante zwar ansteckender ist, aber dafür für weniger schwere Verläufe sorgt.» In diesem Fall würde eine Überlastung des Gesundheitssystems nicht eintreffen und eine Verschärfung der Massnahmen wäre unnötig.

«So viele Ansteckungen hatten wir während der Pandemie noch nie. Es sollte uns kalt den Rücken runterlaufen»

Katharina Prelicz-Huber, Nationalraetin GP-ZH, portraitiert am 10. Dezember 2019 in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)

Katharina Prelicz-Huber

Nationalrätin Grüne/ZH

Auch der Bundesrat verweist darauf, dass die Auswirkungen der am 17. Dezember beschlossenen Verschärfungen noch nicht beurteilt werden konnten. Verschlechtere sich die Lage in den Spitälern, könne ein bereits vorbereitetes Massnahmenpaket innert kürzester Zeit umgesetzt werden. Die Schliessung von Betrieben und Einrichtungen wolle er aber nur veranlassen, wenn dies unausweichlich sei.

Übers Wochenende veröffentlicht das BAG keine Zahlen zu Corona. Dass gestern aber rund 19'000 Ansteckungen gezählt wurden, ist besorgniserregend.

Was erwarten die Gesundheitspolitikerinnen im Januar? «Die Hoffnung stirbt zuletzt: Ideal wäre, wenn sich Omikron tatsächlich als weniger gefährlich herausstellt», sagt Prelicz-Huber.

Humbel: «Egal welche Massnahmen ergriffen werden, sie müssen für die Menschen nachvollziehbar sein.»

«Egal welche Massnahmen ergriffen werden, sie müssen für die Menschen nachvollziehbar sein.»

Ruth Humbel

Nationalrätin Die MItte/AG