Ein Rekrut der Grenadierschule in Isone TI ist am Dienstag nach einem Leistungsmarsch nicht im Ziel eingetroffen. Er wurde nach einer kurzen Suchaktion tot aufgefunden, wie das Verteidigungsdepartement mitteilte.
Der Rekrut konnte weder durch die Erste Hilfe leistenden Kader noch durch die rasch eingetroffenen zivilen Rettungskräfte reanimiert werden. Die Rekruten hatten nach einem Start im Zugsrahmen individuell auf einer Waffenplatzstrasse einen 6,5-Kilometer-Leistungsmarsch absolviert, wie es weiter heisst. Die Rekrutenschule der Grenadiere in Isone hatte am 6. Juli begonnen.
Die Angehörigen wurden informiert. Sie und die Kameraden des Verstorbenen werden von Care-Teams betreut. Die Militärjustiz hat eine Untersuchung aufgenommen. Bis zu deren Abschluss würden keine weiteren Auskünfte gegeben, sagte Georg Fritz von der Medienstelle der Militärjustiz auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Wie Armeesprecher Stefan Hofer zu Radio SRF sagte, wurde der Rekrut während des 6,5-Kilometer-Leistungsmarsches mit rund 15 Kilogramm Gepäck unmittelbar neben der Strecke gefunden. Dabei handle es sich um eine eher leichte Packung.
Für die Grenadier-Ausbildung würden fitte und sportliche junge Menschen ausgewählt, sagte Hofer auf Anfrage. Die Selektionskriterien sind streng; die Rekrutierung muss mit mindestens 90 Punkten absolviert werden, wie es in der Informationsbroschüre heisst.
Dazu kommen eine zweitägige Eignungsprüfung sowie eine mehrwöchige Selektion während der Rekrutenschule. Auch medizinische und psychologische Abklärungen werden gemacht.
Acht Todesfälle aus medizinischen Gründen
In den letzten 35 Jahren ist es in Schweizer Rekrutenschulen zu mindestens acht Todesfällen aus medizinischen Gründen gekommen. 2012 starb ein Rekrut nach einem plötzlichen Herzstillstand während der RS in Bière VD.
In Airolo starb 2009 ein 19-jähriger Rekrut beim Fussballspielen. Der Angehörige der Sanitäts-RS 42 war in einer Pause aus ungeklärten Gründen zusammengebrochen.
2003 starb ein Rekrut während eines 12-Minuten-Laufs in Birmensdorf ZH. Er litt an einer Herzerkrankung, die zum Tod führte, wie sich später herausstellte.
Hirnhautentzündungen führten zu weiteren drei Todesfällen in der RS. Vor 20 Jahren starb ausserdem ein 20-jähriger Ostschweizer Rekrut der Freiburger Übermittlungs-Rekrutenschule 213 an den Folgen einer bakteriellen Blutvergiftung, verursacht durch eine Meningokokken-Infektion. Damals wurden 700 Personen, die mit ihm in Kontakt kamen, prophylaktisch mit Antibiotika behandelt.
In der Artillerie-RS 34 in Monte Ceneri starb 1998 ein 21-jähriger Rekrut an den Folgen einer Hirnhautentzündung. 1991 starb ein 20-jähriger Rekrut aus dem Kanton Thurgau im Spital Lugano ebenfalls an einer Hirnhautentzündung. Auch in diesem Fall wurden alle Personen im Umfeld der Kaserne Monte Ceneri, in welcher der Verstorbene Dienst tat, vorbeugend mit Medikamenten versorgt.
Kommandant verurteilt
Das Militärappellationsgericht verurteilte in Lausanne 1996 einen Kompaniekommandanten wegen fahrlässiger Tötung zu zwei Monaten Gefängnis bedingt. Er hatte 1993 einen Marsch angeführt, bei dem ein Rekrut starb.
Der Kommandant habe fahrlässig gehandelt, indem er den 113 Kilo schweren und total erschöpften Rekruten hatte weitermarschieren lassen, hiess es in der Urteilsbegründung. Der 20-Jährige war auf einem 20-Kilometer-Marsch in der Nähe von Aigle VD zusammengebrochen und später im Spital gestorben. Die Autopsie ergab, dass er an einem bis zu diesem Zeitpunkt nicht entdeckten Herzfehler litt.
Ein mysteriöser Todesfall ereignete sich 1988 in der Infanterie-Rekrutenschule 5 in Aarau. Ein 19-jähriger Rekrut hatte plötzlich das Bewusstsein verloren. Trotz sofortiger ärztlicher Hilfe und Überführung ins Spital starb der junge Mann innert weniger Minuten. Der Zwischenfall ereignete sich während der Ausbildung im Zielwurf mit Wurfkörpern.