Chur und Buchs SGMänner eines LGBTQ-Vereins hatten Sex mit Jugendlichen
phi
16.4.2024
Zwei Leiter eines Vereins für queere Jugendliche haben angeblich ihre Machtposition missbraucht und sind mit Jugendlichen intim geworden. Die Einrichtung mit Filialen in Chur und Buchs SG sind vorerst geschlossen.
phi
16.04.2024, 07:56
16.04.2024, 08:17
Philipp Dahm
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Der Verein «Sozialwerk.LGBT+» betreibt in Chur und Buchs SG je einen Treff für queere Jugendliche.
Zwei Leiter der Einrichtung sollen angeblich mit mindestens einem Jugendlichen intim geworden sein.
Der betroffene 17-Jährige ist sexuell mündig, doch die Staatsanwaltschaft St. Gallen ermittelt. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Der Verein, der im ländlichen Gebiet für Betroffene eine grosse Rolle spielt, hat sein Angebot vorerst eingestellt.
Der Verein «Sozialwerk.LGBT+» betreibt in Chur und Buchs SG je einen Treff für queere Jugendliche. Er wird von den Kantonen St. Gallen und Graubünden sowie von der Stadt Chur, Firmen und Stiftungen gefördert. Ausländische Botschafter, etwa aus Deutschland und den USA, loben diese Einrichtung.
Der Verein wendet sich an Jugendliche ab dem 13. Lebensjahr, um ihnen zu helfen, wenn sie gemobbt oder ausgegrenzt werden. Das Angebot sei in dem ländlichen Gebiet besonders wichtig, schreibt der «Tages-Anzeiger». Doch nun seien die Räumlichkeiten des 2020 gegründeten Vereins «bis auf Weiteres» geschlossen.
Recherchen von Tamedia zeigen nun: Ein damaliger Vorstand, Mitte 40, hatte angeblich sexuelle Kontakte mit zwei 17-Jährigen, die beim Verein Schutz suchten. Mit seinem Ehemann, dem Geschäftsleiter, ebenfalls Mitte 40, hatte er demnach eine sexuelle Dreierbeziehung mit einem der Jugendlichen.
«Das Verhalten ist für uns ein totaler Machtmissbrauch»
Der Vorgang lasse sich durch Dokumente wie SMS, Mails und Sprachnachrichten belegen, heisst es weiter. Unklar ist, ob das Verhalten strafbar ist. Die Staatsanwaltschaft St. Gallen führt ein Verfahren gegen beide Männer wegen Verdachts auf strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität. Es gilt die Unschuldsvermutung.
«Das Verhalten der beiden ist für uns ein totaler Machtmissbrauch, das spürten auch die Jugendlichen», kritisiert Daniel Huber offen, der einst im Vorstand des Vereins war. «Ich habe das immer wieder zur Sprache gebracht.» Die beiden über 40-Jährigen wollen sich in den Medien offenbar nicht zur Causa äussern.
Für queere Jugendliche ist die vorläufige Schliessung ein herber Rückschlag. «Ich habe hier Freunde gefunden, eine Familie, der Treff wurde zu meinem Zuhause», zitiert Tamedia einen Schweizer, der als 17-Jähriger von dem Angebot erfuhr. Die Arbeit der Einrichtung sei ein «einmaliges Angebot».
Angeblich hat dieser Jugendliche eine Beziehung mit einem der 40-Jährigen begonnen, doch da er sexuell mündig ist, liegt zunächst kein strafrechtliches Vergehen vor. Professionell gesehen ist das Ganze jedoch ein schwerer Fauxpas: Der Berufsverband der Sozialen Arbeit, Avenir Social, Pink Cross und Therapeuten kritisieren den Vorgang deutlich.