Schweizer Apotheker warnenMedikamentenmangel spitzt sich vor der Grippesaison zu
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21.11.2022
Die Versorgung mit Medikamenten stösst in der Schweiz auf wachsende Probleme. Inzwischen mangelt es an weit über 100 Medikamenten, darunter Hustensirup, Nasensprays und Ohrentropfen.
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21.11.2022, 20:29
21.11.2022, 21:01
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Die Grippesaison läuft an – und in vielen Apotheken bleiben die Regal leer. Schon Anfang Oktober standen 111 lebenswichtige Medikamente auf der Liste der Versorgungsstörungen. Das teilt das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) mit. Die Liste ist nicht vollständig, denn einige Produkte sind nicht meldepflichtig. Inzwischen spitzt sich der Medikamentenengpass weiter zu.
«Es ist das erste Mal, dass wir kein Neocitran vor dem Start der Grippesaison haben», sagt Anita Spycher, Sprecherin bei der Genossenschaft der TopPharm-Apotheken, gegenüber «20 Minuten». Lydia Isler-Christ, Präsidentin des Baselstädtischen Apotheker-Verbandes, erklärt: «Die aktuelle Medikamentenversorgung ist schweizweit schwierig. In meinen 30 Jahren als Apothekerin habe ich noch nie eine Mangellage wie diese erlebt.» Sie beklagt, dass schon vor Beginn der eigentlichen Grippesaison viele Medikamente bereits kaum noch erhältlich seien.
Laut Isler-Christ fehlen Hunderte Medikamente, darunter Schmerzmittelsirup, Hustensirup, Nasensprays und Ohrentropfen. Zwar gäbe es Generika oder andere konkurrierende Arzneimittel, wenn alle Kunden auf die Alternativen wechseln müssen, «wird es nicht lange dauern, bis auch diese ausgehen».
«Die Lage ist prekär»
Natalia Blarer vom Apothekerverband des Kantons Zürich sagt im Interview mit «20 Minuten»: «Die Lage ist prekär.» Bei den Erkältungs- und Grippemitteln würden diverse kombinierte Grippemittel wie Hustenmittel oder Halswehlutschtabletten fehlen. Die Belieferung mit dem Antibiotikum Amoxicillin, entzündungshemmenden Schmerzmitteln wie Ponstan oder Ibuprofen in flüssiger Form für Kinder, sei besonders schwierig.
Generell ist der Arzneimittelmarkt aktuell mit begrenzten Lagern, langen Lieferfristen und Transportschwierigkeiten konfrontiert. Zusätzliche Probleme könnten durch im In- und Ausland reduzierte Produktionskapazitäten namentlich wegen des Gasmangels entstehen.
Vor diesem Hintergrund beauftragte der Bundesrat das Bundesamt für Gesundheit und das BWL im Februar mit einer Überprüfung des Massnahmenkatalogs für die Sicherheit der Medikamentenversorgung.