Ehe für alle Befürworterin fordert die Eizellen-Spende, doch ist das realistisch?

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27.9.2021

Regenbogenkinder: «Ich möchte irgendwann Mami werden und ich bin lesbisch.»

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Willst du Kinder? Bei meiner Partnerin und mir war die Frage schnell geklärt. Danach folgten viele weitere: Gibt es in der Schweiz überhaupt einen legalen und offiziellen Weg für zwei Mamis? Und können wir uns den leisten?

05.11.2021

Zuerst die Ehe, dann die Kinderfrage: Einen Tag nach dem Ja zur «Ehe für alle» ist die Diskussion um Adoption und Fortpflanzungsmöglichkeiten für gleichgeschlechtliche Paare bereits entbrannt.

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«Einen schwarzen Tag» nannte die Nationalrätin Monika Rüegger (SVP/OW) den gestrigen Abstimmungssonntag, an dem die «Ehe für alle» mit klarer Mehrheit angenommen worden ist. Die Kinder hätten nun nicht mehr das Recht, mit Vater und Mutter aufzuwachsen.

Hürden für Adoption sind sehr hoch

Das Kindeswohl, ein Hauptargument der Gegner der «Ehe für alle» seit Beginn des Wahlkampfes. So bekundeten sie die Befürchtung, dass gleichgeschlechtliche Paare auch ein Recht auf Nachwuchs einfordern würden und darum zum Beispiel auch die Adoptionen ansteigen könnten. 

Diese Befürchtung sei unbegründet, sagt Karin Meierhofer vom Verein Pach Pflege- und Adoptivkinder im Gespräch mit den Tamedia-Zeitungen. «Wir erwarten keine wesentliche Zunahme von adoptionswilligen Paaren», sagt sie.  Die Hürden seien hoch und damit die Chancen gering, ein Kind adoptieren zu können. In der Deutschschweiz würden jährlich nur acht bis fünfzehn Kinder zur Adoption freigegeben.

Die Zahl der Adoptionen gehen laut «Tages-Anzeiger» seit 1980 kontinuierlich zurück. Dies liege an den verschärften gesetzlichen Voraussetzungen, wie zum Beispiel das Haager Übereinkommen, das Adoptionen im Geburtsland des Kindes bevorzugt.

Zudem sind da auch die rasanten Fortschritte in der Fortpflanzungsmedizin.

«Die Fortpflanzungsmedizin bietet derart viele Möglichkeiten, dass Paare, heterosexuelle wie gleichgeschlechtliche, gute und teilweise einfachere Alternativen zur Adoption haben», sagt Rechtsanwältin Karin Hochl, zu deren Spezialgebieten gleichgeschlechtliche Paare sowie Fortpflanzungsmedizin gehören. 

Regulierung der Eizellenspende wird im Parlament diskutiert

In der Schweiz erlaubt sind momentan die künstliche Befruchtung und die Samenspende. Verboten sind hingegen die Eizellenspende und die Leihmutterschaft.

Bei der Eizellenspende ist die Diskussion um eine Regulierung bereits im Gange: Im Parlament ist eine parlamentarische Initiative hängig, eingereicht von der grünliberalen Nationalrätin Katja Christ. Sie will die Eizellenspende analog zur Samenspende legalisieren, es gebe keinen juristischen Unterschied zwischen den beiden Belangen. «Es ist eine Drittperson, die einem Paar, das ungewollt kinderlos ist, eine Keimzelle zur Verfügung stellt», sagt sie zu SRF. Profitieren könnten davon vor allem heterosexuelle Paare. 

Mit dem Recht zu heiraten, erhalten lesbische Paare den Zugang zur Samenspende, schwule Paare könnten hingegen nur durch eine Leihmutterschaft Eltern werden.

Operation Libero will Leihmutterschaft legalisieren

Auch die Debatte um die Leihmutterschaft wurde an diesem Montag aufgenommen, jedoch nicht von Vertreter*innen der LGBTQ-Gemeinschaft, sondern von der Operation Libero. Diese fordert eine Regulierung «unter dem Leitprinzip des Kindeswohls und der Grundrechte aller Betroffenen», wie sie in einem Communiqué schreibt.

Co-Präsident Stefan Manser-Egli begründet im Gespräch mit  «20 Minuten» den Entscheid damit, dass die Leihmutterschaft im Ausland bereits legal sei. «Wenn wir die Leihmutterschaft in der Schweiz weiterhin verbieten, verschliessen wir die Augen vor der Tatsache, dass auch Schweizer Kinder, dank einer Leihmutter, im Ausland zur Welt gekommen sind.»

Politisch hat die Regulierung der Leihmutterschaft jedoch einen schweren Stand: Alle grossen Parteien sind dagegen. Darum wird sich die Befürchtung der «Ehe für alle»-Gegner, dass Kinder bald auf Bestellung erhältlich seien, weiterhin nicht bewahrheiten.