Kritik vom Preisüberwacher Überhöhte Preise für Zusatzversicherte in Spitälern

SDA/lmy

19.10.2021

Wer eine Zusatzversicherung hat, bezahlt laut dem Preisüberwacher zu viel. (Symbolbild)
Wer eine Zusatzversicherung hat, bezahlt laut dem Preisüberwacher zu viel. (Symbolbild)
KEYSTONE/EPA MTI/ZOLTAN BALOGH

Der Preisüberwacher hat die Tarife der Spitäler untersucht – und kommt zum Schluss, dass halbprivat und privat Versicherte zu viel bezahlen. Das verschärfe auch den Druck auf die Grundversicherung.

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Die Spitäler verlangen von zusatzversicherten Patient*innen überhöhte Preise. Davon geht der Preisüberwacher nach einer umfassenden Analyse der Tarife aus. Zusätzlich zu den Leistungen der Grundversicherung stellen sie halbprivat Versicherten im Durchschnitt 6745 Franken in Rechnung und privat Versicherten 8960 Franken.

Angesichts der Tatsache, dass die Grundversicherung bereits das Gros der stationär erbrachten Spitalleistungen abdeckt, bestünden «klare und unübersehbare Hinweise darauf, dass die Krankenzusatzversicherungstarife in der Schweiz flächendeckend überhöht sind», schreibt die Preisüberwachung in ihrem Newsletter vom Dienstag.

Die Tarife stehen demnach in einem stark erklärungsbedürftigen Verhältnis zu den Produktionskosten der Mehrleistungen. Die überhöhten Tarife schlagen sich in überhöhten Prämien für die Halbprivat- und Privatversicherungen nieder. Für die Preisüberwachung drängen sich regulatorische Änderungen auf.



Dabei stützt sich die Stelle auf das Bundesgericht. Dieses hält die Zusatztarife im stationären Spitalaufenthalt zwar für zulässig, macht aber klar, dass sie nur Leistungen abgelten, welche nicht bereits von der Grundversicherung bezahlt werden.

Die für die Aufsicht über die Zusatzversicherer zuständige Finanzmarktaufsicht (Finma) stellte fest, die Rechnungen in dem Bereich seien häufig intransparent, zum Teil unbegründet oder ungerechtfertigt.

Prämienanstieg in der Grundversicherung

Für den Preisüberwacher gibt es starke Hinweise, dass die in Rechnung gestellten Tarife die Kosten der Mehrleistungen klar übersteigen. Das schaffe Anreize, bei zusatzversicherten Patient*innen Behandlungen ohne medizinische Indikation durchzuführen.

Da solche Behandlungen auch über die obligatorische Krankenversicherung abgerechnet werden, verschärft sich der Druck auf die Grundversicherung ebenfalls. Das wiederum trägt zu einem unnötigen Anstieg der Krankenkassenprämien bei.

Grundsätzlich sind die Spitäler in der Tarifgestaltung der Zusatzversicherung frei. Somit gibt es sehr viele unterschiedliche Tarifmodelle. Damit ist ein direkter Vergleich nicht ohne weiteres oder nur bei Spitälern mit einfacher Tarifstruktur möglich.

147 Spitäler untersucht

Der Preisüberwacher ermittelte aufgrund der effektiven Fallkosten von 147 akut-stationären Spitälern stark unterschiedliche Tarife für die zusätzlich zur Grundversicherung erbrachten Leistungen. Im Mittel liegen die Fallkosten 33 Prozent über den Kosten in der Grundversicherung.

Die höchsten zusätzlichen Fallkosten in der Halbprivatabteilung lagen mit 17'772 Franken 163 Prozent über den zusätzlichen Kosten eines durchschnittlichen Spitals. Auch die Tarife für die Privatabteilung weisen eine grosse Bandbreite auf. Hier liegt das teuerste Spital mit 19'391 Franken pro Fall 596 Prozent über dem günstigsten.

Aufgrund seiner Befunde fordert der Preisüberwacher eine rasche und umfassende Bereinigung. Zudem behält er sich vertiefte Abklärungen vor. Da die bestehenden Regeln wenig Wirkung zeigen, dränge sich weiteres Handeln auf, schrieb er.