Personalmangel Weil der Armee die Soldaten ausgehen, sollen jetzt die Frauen ran

uri

19.7.2021

Eine Angehörige der Sanitätstruppen trägt in Bütschwil eine Kiste: Auf die Schweizer Armee kommt ein grosser Personalmangel zu – Frauen könnten diesen laut der Schweizerischen Offiziersgesellschaft (SOG) beheben. (Symbolbild)
Eine Angehörige der Sanitätstruppen trägt in Bütschwil eine Kiste: Auf die Schweizer Armee kommt ein grosser Personalmangel zu – Frauen könnten diesen laut der Schweizerischen Offiziersgesellschaft (SOG) beheben. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Die Schweizer Armee steht vor grossen Personalproblemen. Die Schweizerische Offiziersgesellschaft legt nun eine Idee vor, wie der Mangel behoben werden soll: mit einer Dienstpflicht auch für Frauen.

uri

19.7.2021

Vor den Sommerferien hat der Bundesrat in einem Bericht die Personalprobleme skizziert, die auf die Schweizer Armee zukommen werden. Demnach kann der effektive Bestand von 140'000 Personen nur noch einige Jahre gehalten werden, spätestens Ende dieses Jahrzehnts werde das aber nicht mehr möglich sein.

Ursächlich dafür sei nicht zuletzt, «dass sich die letzte Armeereform immer noch in der Umsetzungsphase befindet», wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Die Reform beinhalte «einen Abbau an Beständen und Formationen», weshalb in den Jahren 2028 und 2029 gleich zwei Jahrgänge aus der Militärdienstpflicht entlassen würden. Das seien dann auch «zwei mehr als es ohne Reform der Fall wäre». Der Bundesrat schlussfolgert: «Damit wird das Problem der Alimentierung der Armee akut werden.»

Bestand von 140'000 Armeeangehörigen nicht zu halten

Zu diesen «ausserordentlichen Entlassungen aus der Wehrpflicht» kämen noch weitere dazu, etwa der Wechsel in den Zivildienst, Krankheit oder der Wegzug ins Ausland. Der Bundesrat hält fest: «Bei gleichbleibenden Rekrutierungs- und Abgangswerten wird die Armee langfristig nicht in der Lage sein, den Effektivbestand von 140'000 Armeeangehörigen zu halten.»



Weil mit dem derzeitigen Dienstpflichtsystem zudem der Zivilschutz künftig nicht gesichert werden könne, will der Bundesrat gemäss «Tages-Anzeiger» noch bis zum Ende dieses Jahres einen weiteren Bericht vorlegen, der «Varianten für neue Dienstpflichtsysteme» beinhaltet, die dann Anfang des Jahres 2022 an die Eidgenössischen Räte überwiesen werden sollen.

Schweizerische Offiziersgesellschaft für gleiche Dienstpflicht

Bereits mit eigenen Ideen, wie das Problem gelöst werden kann, gelangt die Schweizerische Offiziersgesellschaft (SOG) an die Öffentlichkeit. «Um die Anzahl der Frauen in der Armee im grossen Rahmen zu steigern, muss die gleiche Dienstpflicht für Männer und Frauen eingeführt werden», sagt SOG-Präsident Stefan Holenstein der «NZZ am Sonntag». Gemäss Holenstein sei es an der Zeit, «dass beide Geschlechter im Militär dieselben Rechte und Pflichten haben».

Damit würde sich die Offiziersgesellschaft erstmals offiziell dafür aussprechen, dass auch Frauen ins Militär müssten. Im 15-seitigen Papier des SOG-Projekts «Armee und Fraueninklusion» heisse es sogar, dass kein Weg an einer allgemeinen Dienstpflicht vorbeiführe, wenn Amherds Ziel von 10 Prozent Frauen in der Armee erreicht werden solle, so die «NZZ am Sonntag». Momentan liege der Frauenanteil lediglich bei 0,9 Prozent.

Derzeit prüfe das VBS vier Varianten, schreibt die Zeitung, wovon drei auch einen Dienst von Frauen vorsehen. Der Zuspruch in der Schweizer Bevölkerung für eine Dienstpflicht beider Geschlechter sei derzeit so gross wie noch nie zuvor: In einer repräsentativen Studie der ETH Zürich von Ende Juni sprachen sich 67 Prozent der Befragten dafür aus.