Coronawelle im Herbst 150 Franken für einen PCR? «So lässt sich kaum jemand testen»

Von Andreas Fischer

18.9.2023

Wenn du wissen willst, ob deine Erkältung eine Coronainfektion ist, musst du dafür tief in die Tasche greifen.
Wenn du wissen willst, ob deine Erkältung eine Coronainfektion ist, musst du dafür tief in die Tasche greifen.
Christian Charisius/dpa

Mit dem Herbst kommt auch Corona zurück. Allerdings werden kaum Tests durchgeführt: weil sie zu teuer sind und es zu wenige Angebote gibt. Dadurch wachsen Befürchtungen vor einer «ausgeprägten Coronawelle».

Von Andreas Fischer

18.9.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Coronainfektionen nehmen im Herbst schweizweit wieder zu.
  • Testangebote sind rar und teuer: Die Tests müssen bis auf wenige Ausnahmen selbst bezahlt werden.
  • Weil sich Betroffene unter diesen Umständen gar nicht erst testen lassen, könnte eine «ausgeprägte Coronawelle» ins Haus stehen.

Herbstzeit ist Schnupfenzeit. Aber nicht nur das. Denn auch wenn die Schweiz längst wieder zur normalen Lage zurückgekehrt ist: Das Coronavirus zirkuliert weiter. Besonders stark in der kälteren Jahreszeit.

Das ist die aktuelle Corona-Impfempfehlung

  • Das BAG und die Eidgenössische Kommission für Impffragen (Ekif) empfehlen die Covid-19-Impfung im Herbst/Winter für besonders gefährdete Personen. Die Kosten dafür werden von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung übernommen.
  • Zu besonders gefährdeten Personen zählen: Personen ab 65 Jahren, Personen ab 16 Jahren mit einer chronischen Krankheit, Personen ab 16 Jahren mit Trisomie 21. Schwangere können nach individueller Abklärung eine Impfung erhalten.
  • Allen weiteren Personen wird keine Covid-19-Impfung empfohlen. Eine Impfung auf Wunsch ist aber gegen Bezahlung möglich.
  • Der ideale Zeitpunkt für die Covid-19-Impfung liegt zwischen Mitte Oktober und Mitte Dezember, allerdings mindestens sechs Monate nach der letzten Impfung oder Infektion.
  • Empfohlen wird die Impfung mit einem an die aktuelle Virusvariante XBB.1.5 angepassten mRNA-Impfstoff oder dem Proteinimpfstoff von Novavax. Es ist nur ein Piks notwendig.

War es zuletzt relativ ruhig um Sars-CoV-2, nehmen die Infektionen wieder zu, wie die Covid-Infoseite des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) zeigt. Das Problem: Nicht alle Infektionen werden erkannt. Und dieses Problem ist zum Teil hausgemacht, wie der Fall eines der Redaktion bekannten Betroffenen zeigt.

Der Mann fühlt sich seit einigen Tagen «grippig» und leidet seit kurzem auch unter «fast vollständigem Geschmacksverlust». Der normale Ablauf in Pandemiezeiten wäre: Selbsttest machen, und bei positivem Ergebnis einen PCR-Test zur Bestätigung. Das hat gut funktioniert, auch weil die Kosten übernommen wurden.

Testangebote sind rar und teuer

Nun aber müssen PCR-Tests aus eigener Tasche bezahlt werden. Eine Kostenübernahme durch den Bund oder die Krankenkasse? In den meisten Fällen ausgeschlossen. Stattdessen verweist das BAG auf die Eigenverantwortung

Das musst du über Coronatests wissen

  • Seit dem 1. Januar 2023 werden die Kosten für Tests nicht mehr durch den Bund bezahlt.
  • Die Kosten werden nur in Ausnahmefällen durch die Krankenkasse oder den Kanton übernommen.
  • Zu den Ausnahmen zählen laut BAG «individuell ärztlich angeordnete Tests, wenn die Diagnose bei symptomatischen Personen für eine Therapie notwendig ist».
  • Ordnen die Kantone Testungen zum Schutz der Bevölkerung an, werden die Kosten durch die Kantone übernommen.
  • Einen nach Kantonen geordneten Überblick über Testmöglichkeiten, findest du hier.

Zwischen 150 und 165 Franken verlangt seine Apotheke für einen PCR-Test, berichtet der Mann. Geld, das viele nicht zahlen können oder wollen. «Dann bleibe ich lieber zu Hause, bis ich symptomfrei bin», sagt der Betroffene zu blue News. «Es bringt ja nichts, jetzt in das vollbesetzte Büro zu gehen.»

Kommt hinzu, dass es kaum Testangebote gibt. In seiner Apotheke etwa werde nur am Donnerstagmorgen getestet, so der Betroffene.

Apothekerin rechnet mit ausgeprägter Coronawelle

Unter diesen Bedienungen, das bestätigt eine Angestellte der Apotheke, die nicht namentlich genannt werden will, «will und wird sich kaum jemand testen lassen». Sie rechnet mit einer «ausgeprägten Coronawelle» im Herbst. Ein Indiz dafür seien die deutlich steigenden Anfragen nach PCR-Tests durch die Kundschaft – die allerdings dann nicht gemacht werden, weil sie zu teuer sind und nur sporadisch angeboten werden.

Kostenlose Angebote sind rar. In der Stadt Zürich gibt es ein auf die Dauer von vier Monaten und 50 Tests pro Tag begrenztes Pilotprojekt. Im Zentrum für Reisemedizin kann sich die Stadtzürcher Bevölkerung gratis testen lassen. Voraussetzung: Es liegen Coronasymptome vor oder es hat Kontakt zu positiv getesteten Personen gegeben. Auch für Gesundheitspersonal, das in Zürich arbeitet, sind die Testungen kostenlos.