Das Geschäft mit Corona Wer von den Gratis-Tests profitiert, bleibt oft im Dunkeln

aru

7.1.2022

Der Bund übernimmt maximal die Kosten von 36 Franken für die Schnelltests. Das Testmaterial ist aber für lediglich 3,50 Franken erhältlich.
Der Bund übernimmt maximal die Kosten von 36 Franken für die Schnelltests. Das Testmaterial ist aber für lediglich 3,50 Franken erhältlich.
Marius Becker/dpa

Weil der Bund die Kosten für Antigen-Tests in vielen Fällen übernimmt, wittern intransparente Unternehmen das grosse Geld: Sie kaufen die Tests zu einstelligen Beträgen und bekommen bis zu 36 Franken rückerstattet.

aru

7.1.2022

Die Testzentren schossen wie Pilze aus dem Boden und sind aus den meisten Städten gar nicht mehr wegzudenken. Betrieben werden sie von Kantonen, Universitäten, Apotheken, aber auch von Privaten. Dies sei ein lukratives Geschäft, wie «Watson» einen Insider zitiert. Denn im Gegensatz zu einem PCR-Test, der im Labor ausgewertet werden muss, können Antigen-Tests vergleichsweise günstig beim Grosshändler erstanden und vor Ort ausgewertet werden.

Die Kosten variieren dabei stark. Anbieter aus der Schweiz und aus der EU bieten das Antigen-Testmaterial für rund 6.50 Franken an. Dabei handelt es sich um den Maximalbetrag, den der Bund für die Tests übernimmt. Insgesamt können Testzentren den Krankenkassen für den Abstrich der Schleimhäute und das Testmaterial maximal 36 Franken verrechnen, die dann schliesslich vom Bund übernommen werden.

Von den 140 Schnelltests, die in der Schweiz benutzt werden dürfen, kosten nicht alle 6.50 Franken. Einige chinesische Tests werden von Importeuren für rund 3 Franken verkauft.

Doch nicht nur bei den effektiven Testkosten lässt sich Gewinn erzielen. Wer mehrere Zentren betreibt, kann Kosten für Personal, IT oder Infrastruktur optimieren. Die Stadt Zürich stellt den Platz für das Testzentrum-Zelt beispielsweise kostenlos zur Verfügung, wie «Watson» schreibt.

«deintest.ch» setzt auf Privatsphäre

Mehrere Kantone haben keinen Überblick, wie viele Testzentren überhaupt betrieben werden, wie die Nachfrage in St. Gallen, Zürich und Graubünden ergibt.

Wer hinter den Test-Angeboten steckt, sei nicht immer klar, wie «Watson» schreibt. Der Anbieter deintest.ch beispielsweise wird von einer Firma geführt, die von einem Treuhänder verwaltet wird. Dieser sagt auf Anfrage des Newsportals, dass er mit dem operativen Geschäft von deintest.ch nichts zu tun habe. Der Betreiber nimmt gegenüber «Watson» keine Stellung, die Halteranschrift von deintest.ch wurde von einem Privatsphäre-Anbieter gar anonymisiert.

«Testcenter-corona.ch», ein anderer grosser Anbieter, der Zentren in mehreren Kantonen und in Liechtenstein betreibt, sendet die Daten nach Wien zur österreichischen AMZ Group. Als Verantwortlicher wird hingegen ein St. Galler Hausarzt ausgewiesen. Besagter Hausarzt sagt zu «Watson», dass sich das Geschäft rentiere: «Extrem bereichern tut man sich aber nicht.» Konkrete Zahlen will er nicht nennen.

Preisüberwacher fordert Kostensenkung

Dem Bundesamt für Gesundheit sei diese Problematik bewusst. Es handle sich um eine «Gratwanderung zwischen der Versorgungssituation, der Sicherstellung der nötigen Kapazitäten und einer reinen Vergütung der effizientesten Leistungserbringung».

Konsumentenschützer Stefan Meierhans forderte Mitte Dezember vom Bundesrat eine Senkung der maximal übernommenen Kosten von 36 Franken. Ob eine solche kommt, werde der Bundesrat an einer seiner nächsten Sitzungen entscheiden.