Grenze dicht, ausser für Rapstars? Wirbel um Schweiz-Visite von Kanye West

gbi

7.12.2020

Kanye West und Ehefrau Kim Kardashian an einer Oscar-Party im Februar dieses Jahres. 
Kanye West und Ehefrau Kim Kardashian an einer Oscar-Party im Februar dieses Jahres. 
Bild: EPA/Ringo Chiu 

Trotz strenger Einreisebestimmungen hat US-Rapstar Kanye West den Bündner Stararchitekten Valerio Olgiati in Flims besucht. Das sorgt für Stirnrunzeln. 

In der Corona-Pandemie gilt: Für US-Amerikanerinnen und -Amerikaner ist eine Einreise in die Schweiz nur gestattet, wenn zwingende Gründe vorliegen. Das können gerichtliche oder nicht verschiebbare geschäftliche Termine sein, «die eine persönliche Anwesenheit erfordern», wie das Staatssekretariat für Migration (SEM) festhält.

Dass vor Kurzem Kanye West per Sondergenehmigung die Schweiz besuchen konnte, gibt nun zu reden. Der Rapstar und Gatte von Kim Kardashian hat sich mit dem Bündner Stararchitekten Valerio Olgiati getroffen, den er für mehrere Grossprojekte in den USA engagieren will. Nach der Landung in Zürich ging es per Limousine weiter nach Flims, zu Olgiatis Atelier, wie die Zeitung «Südostschweiz» berichtet. Demnach soll der Besuch vor zehn Tagen erfolgt sein.

«Kanye West und ich stehen schon seit Monaten via Bildtelefonie und SMS in Kontakt», erklärte der 62-jährige Olgiati der Bündner Tageszeitung. Bei seinem Schweiz-Besuch habe der Rapper auch in Flims übernachtet, gemeinsam habe man dann sechs Bauwerke in der Region besucht.

Polizei: Führen aus, was der Bund vorgibt

Natürlich ist klar, was West auf seiner Schweiz-Visite alles gemacht hat und worüber diskutiert wurde: Dennoch stellt sich die Frage: War eine Einreisegenehmigung in diesem Fall gerechtfertigt – oder half der bekannte Name? Das Eidgenössisches Justiz- und Polizeidepartement sagte dem «Blick» dazu: «Ob die Person letztlich über eine Schengen-Aussengrenze in die Schweiz einreisen kann, obliegt den Grenzkontrollbehörden. Sie prüfen, ob die genannten Bedingungen erfüllt sind.» Sprich: Zuständig sei in diesem Fall die Zürcher Kantonspolizei.

Bei der Zürcher Polizei verwehrt man sich gegen Kritik: «Der Bund stellt die Regeln auf, wir müssen nach diesen handeln», teilte die Kantonspolizei ebenfalls dem «Blick» mit. «Die Weisung des SEM besagt, in welchen Fällen eine Sondererlaubnis ausgestellt werden muss. (…) Dies war beim Gesuchsteller der Fall.» West habe einen Geschäftstermin geltend gemacht und einen Brief von Oligati vorgewiesen: «Damit war eine Ausnahmeregel des SEM erfüllt, und wir mussten den Gesuchsteller einreisen lassen.»

Auch wenn natürlich unbekannt ist, worüber West und Oligati genau geredet haben – dem Vorsteher der Zürcher Sicherheitsdirektion, Mario Fehr, stösst diese Regelung sauer auf: «Solange die Corona-Situation andauert, sollte der Bund dieses Regelwerk inklusive der Ausnahmen verschärfen», findet der SP-Politiker.

Als Nächstes ist übrigens geplant, dass Oligati zu West in die USA reist. Denn nun gelte es, das vorgesehene Bauland im Bundesstaat Wyoming mit eigenen Augen zu inspizieren.

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