Wahlen in Luzern Ylfete Fanaj ist die erste Kosovo-Schweizerin in einer Regierung

smi

14.5.2023

Strahlende Siegerin im Regen: Die frisch gewählte Luzerner Regierungsraetin Ylfete Fanaj (SP) begibt sich mit SP-Kantonalpräsident David Roth (links) zum Regierungsgebäude.
Strahlende Siegerin im Regen: Die frisch gewählte Luzerner Regierungsraetin Ylfete Fanaj (SP) begibt sich mit SP-Kantonalpräsident David Roth (links) zum Regierungsgebäude.
KEYSTONE

Ylfete Fanaj zieht im zweiten Wahlgang in den Luzerner Regierungsrat ein. Sie ist die erste in Kosovo geborene Schweizerin in einer kantonalen Exekutive. Fanaj will Luzern ein junges, vielfältigeres Gesicht geben. 

smi

14.5.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ylfete Fanaj ist zur Regierungsrätin des Kantons Luzern gewählt worden.
  • Sie ist die erste im Kosovo geborene Schweizerin in einer kantonalen Regierung.
  • Ylfete Fanaj hat im zweiten Wahlgang mehr Stimmen erzielt als die Grünliberale Claudia Huser.
  • Mit Fanaj erobert die SP nach acht Jahren wieder einen Sitz im Regierungsrat. 
  • In der abgelaufenen Legislatur war die Luzerner Regierung rein männlich und bürgerlich besetzt. Mit Michaela Tschuor (Mitte) hat im ersten Wahlgang bereits eine Frau die Wahl geschafft.

«Höchste Luzernerin» war Ylfete Fanaj als Kantonsrätin schon. Jetzt zieht sie in die Regierung ein. Damit ist sie die erste Person mit Wurzeln im Kosovo, die in eine Schweizer Regierung einzieht. Sie selber freut sich im Gespräch mit der «Luzerner Zeitung» unmittelbar nach der Wahl: «Die [Luzerner] Regierung war noch nie so vielfältig wie jetzt, es freut mich sehr, dass die Partei und ich das zusammen geschafft haben.»

In der vergangenen Legislatur war der Regierungsrat des Innerschweizer Kantons ein bürgerliches Männer-Gremium. Bereits im ersten Wahlgang vor sechs Wochen hat Michaela Tschuor (Mitte) die Wahl geschafft. Gewissermassen als Kontrast zur Seconda Fanaj hat der SVP-Kandidat Armin Hartmann einen Sitz gewonnen. 

Ylfete Fanaj folgte als Neunjährige ihrem als Saisonnier arbeitenden Vater in die Schweiz, nach Sursee LU. Ihre Noten wären gut genug fürs Gymnasium gewesen, schreibt die «NZZ», doch sie machte eine KV-Lehre und studierte später Soziale Arbeit. Während des Studiums arbeitete sie zuerst auf ihrem erlernten Beruf, dann als Sozialarbeiterin in Ausbildung. Danach wurde sie Integrationsbeauftragte im Kanton Nidwalden. 

In die Politik ist die heute 40-jährige Mitte 20 eingestiegen. Von 2007 bis 2011 sass sie im Luzerner Stadtparlement. Dann wurde sie in den Kantonsrat gewählt. Während vier Jahren führte sie die SP-Fraktion, 2020-21 – während der Corona-Pandemie – war sie Kantonsratspräsidentin. 

Sie verbirgt ihre Herkunft nicht, verwies in ihrer Antrittsrede als oberste Luzerner Parlamentarierin darauf, dass sie nicht in der Schweiz geboren sei. Bei anderer Gelegenheit betonte sie, dass sie keinen Ort besser kenne als das «Städtli» Sursee und Luzern, wo sie heute mit ihrem Mann und dem zweijährigem Sohn wohnt.

Es sei auch ihr Anliegen, dem Kanton Luzern ein moderneres, vielfältigeres Gesicht zu geben, hat sie dem «Tages-Anzeiger» zu Protokoll gegeben. Als Präsidentin eines Vereins, der Sexarbeiterinnen berät, zeigt sie, dass sie sich für Menschen einsetzt, die am Rand der Gesellschaft stehen. Zuletzt war sie Bereichsleiterin eines schweizweiten Projekts, das Jugendlichen hilft, den Wechsel von der Schule in die Berufsbildung zu schaffen, denen dies schwerfällt. 

Dass ein Inserat des Gewerbeverbands vor ihr als «Anhängerin der Planawirtschaft» warnte, liess im Wahlkampf kurz die Wogen hochgehen. Ylfete Fanaj setzte sich dennoch deutlich vor ihrer letzten Konkurrentin, der Grünliberalen Claudia Huser durch. 

Damit hat sie für die SP nach acht Jahren wieder einen Sitz in der Luzerner Regierung erkämpft. Im Interview nach Bekanntwerden des Resultat ist ihr auch eine gewisse Erleichterung anzumerken, das geschafft zu haben.