«Die kleine Schweiz» Baskendorf will zur Schweiz gehören – Filmfiktion oder Wahrheit? 

tsha

19.8.2019

Jodelnd Schweizer werden: Davon träumt im Film «Die kleine Schweiz» ein baskisches Dorf.
Jodelnd Schweizer werden: Davon träumt im Film «Die kleine Schweiz» ein baskisches Dorf.
Bild: Netflix

In einem Netflix-Film will eine baskische Gemeinde Teil der Schweiz werden. Was absurd klingt, hat historische Vorbilder.

«Hier ruht Walter, Sohn von Wilhelm Tell», liest eine Kunsthistorikerin auf einem verstaubte Sarkophag. «Der Schweizer Nationalheld mit dem Apfel?!», fragt der Dorfpfarrer ungläubig.

Wenige Minuten zuvor war die Historikerin in einer kleinen Kirche im spanischen Baskenland durch den Boden in eine vesteckte Gruft gefallen. «Das könnte die Geschichte ändern», sind sich alle Beteiligten sicher – und tatsächlich: Die kleine Gemeinde im Baskenland, in der die spektakuläre Entdeckung gemacht wurde, will ab sofort Spanien verlassen und Teil der Schweiz werden.

Der spanische Kinofilm «La pequeña Suiza» erzählt eine unglaubliche Geschichte, die doch überraschend nah dran ist an der historischen Realität. Denn auch wenn der Film, der unter dem Titel «Die kleine Schweiz» nun bei Netflix abrufbar ist, fiktiv ist: Immer wieder wollten ausländische Regionen Teil des Schweizer Staatsgebiets werden. Und manche wollen das sogar heute noch.

Wer wird 27. Kanton?

Im Jahr 1919 etwa, also kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs, wollte die Bevölkerung von Vorarlberg Schweizerisch werden. Am 11. Mai jenes Jahres war die Bevölkerung aufgerufen, über einen möglichen Beitritt zum Staatsgebiet der Schweiz abzustimmen. Tatsächlich stimmten mehr als 80 Prozent dafür, entsprechende Verhandlungen aufzunehmen – vor allem, weil die Lage Österreich-Ungarns nach dem Krieg mehr als ungewiss war und man sich in Vorarlberg von Wien vernachlässigt fühlte.

Die Schweiz allerdings war wenig glücklich über das Bestreben der Nachbarn aus Österreich. Denn ein Beitritt Vorarlbergs hätte zur Folge gehabt, dass die deutsche Sprache in einer grösseren Schweiz noch dominanter gewesen wäre. Ausserdem wären Katholiken fortan in der Mehrheit gewesen. Der Schweizer Bundesrat sprach sich schliesslich gegen das Ansinnen aus Österreich aus. Wenig später wurde die Republik Österreich gegründet.

Schweizer Enklave im Mittelmeer?

Keine hundert, sondern gerade einmal elf Jahre ist es her, dass man in der italienischen Gemeinde Premana von einer Zukunft in der Schweiz träumte. Der 2'300-Einwohner-Ort oberhalb des Comersees wollte 2008 eidgenössisch werden. «Wir wollen der Schweiz beitreten», erzählte Pietro Caverio, der Bürgermeister von Premana, damals der «Luzerner Zeitung». Ihn ärgere vor allem die italienische Bürokratie, die «ineffizient, aufgebläht, teuer» sei. Da es die italienische Verfassung nicht zulässt, dass sich ein Teil des Landes abspaltet, ist Premana freilich auch heute noch italienisch.

Allein war Bürgermeister Caverio mit seinen Sezessionsplänen nicht. So forderten nur wenig später, im April 2012, immerhin 20'000 Italiener in einer Petition eine Abspaltung der Lombardei und einen Beitritt zur Schweiz. Und auf Sardinien, so berichtet «20 Minuten», warb 2014 ein Zahnarzt dafür, dass seine Insel Teil der Schweiz werde. Ernstgenommen hat auch diesen Vorschlag freilich niemand – weder nördlich noch südlich der Alpen.

Im Film «Die kleine Schweiz» treibt die Schweiz-freundlichen Basken vor allem die Aussicht auf das grosse Geld: «Ich sage nur zwei Worte: Steuerparadies», fasst es eine Bewohnerin des baskischen Dorfes zusammen. Am Ende müssen die abtrünnigen Basken feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, Eidgenosse zu werden – auch wenn sie sich noch so fleissig im Jodeln üben.

Bilder aus der Schweiz

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