Kanarische InselnTausende müssen vor erwachtem Vulkan auf La Palma fliehen
dpa/uri
20.9.2021 - 08:35
50 Jahre hielt der Vulkan auf der auch bei Touristen beliebten Insel La Palma im Atlantik Ruhe. Nun ist er wieder ausgebrochen und schickt feurige Lavaströme Richtung Küste: Tausende werden evakuiert.
20.09.2021, 08:35
20.09.2021, 10:35
dpa/uri
Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez hat nach dem Vulkanausbruch auf der Kanareninsel La Palma allen Geschädigten schnelle Hilfe zugesagt. «Die Bürger der Insel können beruhigt sein, weil der Staat genügend Mittel und Personal zur Verfügung hat», sagte Sánchez in der Nacht zu Montag. Er sagte einen geplanten USA-Besuch ab und flog auf die Insel
Der Vulkan auf der spanischen Kanareninsel La Palma war am Sonntag erstmals seit 50 Jahren wieder ausgebrochen. Ab 15:12 Uhr Ortszeit (16:12 Uhr MESZ) erschütterten heftige Explosionen die Gegend der Cumbre Vieja im Süden der kleinen Insel, die ganz im Nordwesten der zu Spanien gehörenden Kanaren liegt. Rauch, Asche und Steine wurde in den Himmel geschleudert. Später waren im Fernsehen spektakuläre Bilder von Hunderte Meter hohen Feuerfontänen zu sehen, die in den Nachthimmel schossen.
Bis zum späten Abend wurden mindestens sieben Schlote gezählt, also verschiedene Stellen, an denen Vulkanmaterial austrat, berichtete der staatliche Fernsehsender RTVE. Einen eigenen Namen hat der Vulkan noch nicht, in spanischen Medien ist nur von «dem Vulkan» die Rede.
Hasta el momento se han evacuado 5.000 personas que se encuentran en el campo de fútbol de Los Llanos de Aridane. El espacio aéreo se encuentra abierto, operando el aeropuerto con normalidad.#ErupciónLaPalmapic.twitter.com/3wS0YkforP
Die Behörden riefen die Alarmstufe rot eines Vulkannotfallplanes aus und begannen mit Evakuierungen. Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez sagte eine geplante USA-Reise ab und traf am Abend auf La Palma ein.
5000 evakuiert
Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht. Der Ausbruch liege in einem unbesiedelten Bereich der Insel, die insgesamt 83'000 Einwohner hat, berichtete der lokale Fernsehsender Canarias7 unter Berufung auf den regionalen Regierungschef der Kanaren, Ángel Víctor Torres.
Wegen sich nähernder Lava, die sich in der Dunkelheit in orangeglühenden Flüssen bergab Richtung Küste wälzte, wurden etwa 5000 Bewohner der Ortschaften El Paso, Llanos de Aridane und des Badeortes Tazacorte an der Westküste der Insel in Sicherheit gebracht, wie die Polizei mitteilte. Bei 500 von ihnen habe es sich um Touristen gehandelt. Ob auch Deutsche darunter waren, wurde zunächst nicht bekannt.
Mehrere Landhäuser gingen bereits in Flammen auf, als sie von der um die 1000 Grad heissen Lava erreicht wurden. «Es wird wohl noch mehr Zerstörungen geben, denn die Lava fliesst auf mehrere Orte zu», sagte Lucas Leal, einer der Bewohner der betroffenen Gegend, im Fernsehen. Nach Medienberichten schlossen die Behörden nicht aus, dass auch bis zu 10'000 Menschen in Sicherheit gebracht werden müssten.
Die Feuerwehr musste unterdessen immer wieder ausrücken, um Busch- und Waldbrände zu bekämpfen, die durch den Vulkanausbruch und am Rande der Lavaströme aufflammten. Auch Einheiten des spanischen Militärs wurden zu der Insel in Marsch gesetzt. Die Behörden riefen die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren. Der Ausbruch sei bisher nicht besonders intensiv. Es wurde jedoch vor der Asche aus dem Vulkan und vor eventuell gesundheitsschädlichen Gasen gewarnt. Schaulustige wurden aufgefordert, die Gegend zu verlassen, um die Evakuierungen nicht zu behindern.
La Palma liegt ganz im Nordwesten der Kanaren, einer Inselgruppe im Atlantik vor der Westküste Afrikas. Sie ist 85 Kilometer von der nächstgelegenen grösseren und auch bei deutschen Touristen sehr beliebten Insel Teneriffa und 57 Kilometer von La Gomera entfernt.
Auf der jüngsten der Kanareninseln hatte es zuletzt vor 50 Jahren einen Vulkanausbruch gegeben, als der Teneguía 1971 Lava in die Luft schleuderte. Massentourismus wie auf den Teneriffa und den bekannteren Inseln Gran Canaria, Fuerteventura, Lanzarote und Teneriffa gibt es auf La Palma nicht.
Vulkanausbruch auf La Palma
Rauch und Magma schiessen in den Himmel, als in der Gebirgskette Cumbre Vieja auf La Palma ein Vulkan ausgebrochen ist.
Bild: KEYSTONE/Miguel Calero
Mehr als 2000 Menschen mussten evakuiert werden, darunter 500 Touristen.
Bild: KEYSTONE/Miguel Calero
Tausende kleine Erdbeben in den vergangenen Tagen kündigten den Vulkanausbruch an. Heute gab es heftige Explosionen in dünn besiedeltem Gebiet.
Bild: KEYSTONE/Miguel Calero
Vulkanausbruch auf La Palma
Rauch und Magma schiessen in den Himmel, als in der Gebirgskette Cumbre Vieja auf La Palma ein Vulkan ausgebrochen ist.
Bild: KEYSTONE/Miguel Calero
Mehr als 2000 Menschen mussten evakuiert werden, darunter 500 Touristen.
Bild: KEYSTONE/Miguel Calero
Tausende kleine Erdbeben in den vergangenen Tagen kündigten den Vulkanausbruch an. Heute gab es heftige Explosionen in dünn besiedeltem Gebiet.