Horror-Rückzug Nur 20 Soldaten entkamen dem Blutbad der Killer-Krokodile

phi

12.2.2019

Die Insel Ramree in Myanmar.
Die Insel Ramree in Myanmar.
Screenshot: Google Earth

Eine Insel in Asien im Februar 1945:  Japaner fliehen vor den Briten in einen Sumpf, doch dort erwarten sie bereits Tausende hungriger Reptilien. Die Story ist zu gruselig, um wahr zu sein.

Als Myanmar noch Burma heisst, ist das Land noch Teil des britischen Weltreichs – und rückt somit ins Visier der japanischen Generäle bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. 1942 bringen kaiserliche Truppen Thailands Nachbarn unter ihre Kontrolle und vertreiben die letzten britischen Verbände in den Norden, wo sie sich dank Unterstützung durch chinesische Soldaten vorerst halten können.

Drei Jahre später hat sich das Blatt gewendet: Nun ist Nippon auf dem Rückzug, während sich die Alliierten Burma Stück für Stück zurückerobern. Die Insel Ramree ist besonders umkämpft: Das Eiland ist flach und somit der ideale Platz für einen Militärflugplatz. Im Januar 1945 landen britische und indische Truppen auf Ramree, wo noch rund 1'000 Japaner der 54. Division ausharren.

Allierte landen 1945 auf der Insel Ramree.
Allierte landen 1945 auf der Insel Ramree.
Bild:  Gemeinfrei

London beginnt die Operation mit Artilleriefeuer seiner Marine: Das Schlachtschiff HMS Queen Elizabeth und der leichte Kreuzer HMS Phoebe bombardieren die Küste, wobei sie Bomber der 224. Gruppe der Royal Air Force Schützenhilfe leisten. Die Briten können einen Brückenkopf errichten, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stossen, und ins Innere der Insel vordringen. Erst bei Yanbauk Chaung stossen sie auf die Japaner, die gar nicht daran denken, sich der Übermacht aus dem Westen zu ergeben.

Der Stoff, aus dem B-Movie-Horrorfilme sind

Als es den Alliierten jedoch gelingt, die Flanken der Verteidiger zu besetzen und sie sich anschicken, auch die Nachschublinien und Fluchtrouten über den Kanal abzuschneiden, muss sich die kaiserliche Armee bewegen. Die Männer ziehen Richtung der Mangrovensümpfe an der Festlandseite der Insel. Was dann passiert, ist der Stoff, aus dem B-Movie-Horrorfilme oder Legenden sind. Denn diese Sümpfe sind nicht nur von Moskitoscharen, Skorpionen und Schlangen bevölkert, sondern auch von Leistenkrokodilen, die zu den gefährlichsten Wasserwesen überhaupt gehören.

Sie haben den kraftvollsten Biss der Tierwelt, werden über fünf Meter lang und können rund eine Tonne wiegen. Als die Japaner sich durch den Sumpf zurückziehen und neu gruppieren wollen, ist ihnen auch Bruce Stanley Wright auf den Fersen. Der Kanadier ist Biologe und beschreibt 1962 in dem Artikel «Wildlife Sketches Near and Far», was angeblich zwischen den 19. und 20. Februar in Asien geschehen ist.

Ein 1903 in Australien erlegtes Leistenkrokodil, das auch Salzwasserkrokodil oder Saltie genannt wird.
Ein 1903 in Australien erlegtes Leistenkrokodil, das auch Salzwasserkrokodil oder Saltie genannt wird.
Bild: Gemeinfrei

«Diese Nacht war die schlimmste, die je ein Mitglied der motorisierten Einheiten erlebt hat. Die Krokodile, aufgeregt durch den Kriegslärm und den Geruch des Blutes, sammelten sich bei den Mangroven, lagen mit ihren Augen über dem Wasser, aufmerksam lauernd auf das nächste Fressen. Bei Ebbe holten sich die Krokodile Tote, verwundete und unverletzte Männer, die im Schlamm steckengeblieben waren», schreibt Wright.

«Kakophonie der Hölle»

«Vereinzelte Schüsse im rabenschwarzen Sumpf, unterbrochen von den Schreien der Verwundeten, die von den Kiefern der grossen Reptilien zermalmt wurden, und besorgniserregenden, verschwommenen Geräuschen der sich drehenden Krokodile sorgte für eine Kakophonie der Hölle, die es selten zuvor auf Erden gegeben hat. In der Morgendämmerung kamen die Geier, um aufzuräumen, was die Krokodile übriggelassen haben.»

Nur 20 Japaner sollen den Rückzug von Ramree überlebt haben, weshalb das Guinness Buch der Rekorde den Vorfall als tödlichsten Krokodilangriff überhaupt in seine Annalen aufgenommen hat. Doch auch an der Geschichte, dass Tausende Krokodile eine Armee aufgerieben haben, scheiden sich auch die Geister. Der Grund: Ausser Bruce Stanley Wright berichtet niemand über das Soldaten-Massaker – und auch der Kanadier erzählt ja erst 1962 von den Erlebnissen, die sich 17 Jahre vorher zugetragen haben sollen.

Britische Soldaten nach der Eroberung Ramrees.
Britische Soldaten nach der Eroberung Ramrees.
Bild: Gemeinfrei

Auch die Zahl der getöteten Japaner variiert je nach Quelle: Mal sollen 1'000 ihr Leben gelassen haben, mal sind 500 entkommen und 500 im Sumpf verendet. Und nicht zuletzt gibt der Historiker Frank MyLynn zu Bedenken: «Tausende von Krokodilen sollen in das Massaker involviert gewesen sein:  Wie haben die gefrässigen Monster vorher und nachher überlebt? »Vielleicht wollte auch Biologe Wright einfach überleben – und hat seine Kriegserlebnisse etwas übertrieben, um im Gespräch zu bleiben.

Es kann nicht verwundern, dass es vom Gelage der Reptilien keinerlei Bildmaterial gibt: Hier können wir bloss japanische Soldaten der 52. Division zeigen, die sich ergeben haben.
Es kann nicht verwundern, dass es vom Gelage der Reptilien keinerlei Bildmaterial gibt: Hier können wir bloss japanische Soldaten der 52. Division zeigen, die sich ergeben haben.
Bild:  Gemeinfrei

Es ist wahrscheinlich wie immer, wenn es um schnöde Konflikte und schöne Geschichten geht: Was zu gut, aber auch zu gruselig klingt, um wahr zu sein, ist meistens auch Schummelei. Wie geht noch die bekannte Redewendung? «Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit – was mit der Story vom Menschenmassaker der Killerkrokodile wohl bewiesen wäre.

«Leben und sterben am Wasserloch» – aus Gründen:

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