Quäl-Eltern aus HorgenOpfer sagt: «Sie waren überfordert»
fn, sda
15.1.2024 - 11:04
Die Tochter der mutmasslichen Quäl-Eltern aus Horgen hat am Montag vor Gericht ausführlich über die «Erziehungsmethoden» ihrer Eltern erzählt. Die junge Frau schilderte, wie sie seit früher Kindheit von ihren Eltern geschlagen, eingesperrt und gefesselt wurde.
Keystone-SDA, fn, sda
15.01.2024, 11:04
15.01.2024, 15:20
SDA
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Vor Gericht sagte die mittlerweile volljährige Tochter der Quäl-Eltern aus Horgen gegen ihre Peiniger aus.
Sie könne sich an keine Zeit ohne Gewalt erinnern, sagte sie weiter.
Die Schwester sagt, dass sich die junge Frau schon immer gerne Geschichten ausgedacht habe und die meisten Übergriffe frei erfunden seien.
Die gewaltsamen Übergriffe kamen oft ohne Vorwarnung. «Manchmal war es jeden Tag, manchmal nur einmal pro Woche», sagte die mittlerweile volljährige Tochter bei der Befragung. «Und es kam von beiden aus.»
Ab einem Alter von etwa fünf Jahren sei sie gewürgt, geschlagen oder getreten worden. «Sie stiessen mich die Treppe hinunter und sperrten mich mit Klebeband gefesselt und geknebelt in den Keller.» Sie könne sich an keine Zeit ohne Gewalt erinnern.
«Familie ging über alles»
Nach aussen habe die Familie ausgesehen, als ob sie funktioniert habe. «Familie war das grösste, Familie ging über alles.» Ihre Eltern seien aber völlig überfordert gewesen. Nach einer besonders gravierenden Prügel-Attacke flüchtete die Tochter zu ihrer Grossmutter und ging schliesslich zur Kantonspolizei.
Die Tochter leidet gemäss eigenen Aussagen heute noch stark unter den drakonischen «Erziehungsmethoden». «Es gibt Tage, da schaffe ich es kaum aus dem Bett», sagte sie unter Tränen. Sie sei mit alltäglichen Sachen überfordert, habe Probleme im Studium. Sie macht eine Therapie und nimmt Antidepressiva.
Die Schwester hält zu den Eltern
Ihre Schwester steht überraschenderweise jedoch auf der Seite der beschuldigten Eltern. Sie beteuerte in der Befragung, dass ihre Schwester sich die meisten gewaltsamen Übergriffe nur ausgedacht habe. «Sie hat schon immer gerne Geschichten erzählt», sagte sie.
Der Vater habe sie zwar mal geschlagen, ein Opfer sei ihre Schwester aber nicht. «Im Gegenteil. Sie hat mich und auch die Brüder terrorisiert und geschlagen.» Auch auf die Mutter sei sie losgegangen. «Ihr Ziel war es, mal einen Gerichtsprozess mitzuerleben. Das hat sie jetzt ja erreicht.»
Die Staatsanwaltschaft fordert für beide vier Jahre Freiheitsstrafe wegen schwerer Körperverletzung. Der Anwalt des 45-jährigen Vaters findet eine Geldstrafe wegen Körperverletzung angemessen. Die Anwältin der 44-jährigen Mutter fordert einen vollen Freispruch. Der Prozess wird am Nachmittag mit der Befragung der Eltern fortgesetzt.
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