Indien Kraftwerk-Arbeiter nach Sturzflut immer noch in Tunnel gefangen

SDA

8.2.2021 - 17:36

Nach einer Sturzflut in Indien, die durch einen Gletscherabbruch ausgelöst wurde, ist die Opferzahl auf mindestens 26 Tote gestiegen. 171 Menschen wurden am Montagabend noch immer vermisst. 

Ein riesiger Gletscher ist am Sonntagmorgen von einem Berg in den Himalayas abgebrochen und in einen Fluss gestürzt. Die Folgen in Indien sind verheerend: 34 Arbeiter sollen nach Behördenangaben noch in einem 2,5 Kilometer langen Tunnel eines Kraftwerks eingeschlossen sein, das von den Wasser- und Schlammmassen beschädigt worden ist. Sie hofften, dass die Männer noch am Leben sind, hatten jedoch zunächst noch keinen Kontakt mit ihnen, sagte Energieminister RK Singh.

Das schroffe Terrain, die Kälte, der Schlamm und die Trümmer im Tunnel seien eine grosse Herausforderung für die Rettungskräfte. Bis Montagnachmittag konnten sie rund 70 Meter im Tunnel freikriegen.

Insgesamt wurden am Montagabend (Ortszeit) noch 171 Menschen vermisst; mindestens 26 Menschen kamen wegen der Sturzflut ums Leben.

Mehrere Brücken weggeschwemmt

Der Vorfall hatte sich auf gut 2000 Meter über dem Meer im nordindischen Bundesstaat Uttarakhand ereignet. Die Sturzflut beschädigte zwei Elektrizitätswerke sowie fünf Brücken und schwemmten Strassen und Häuser weg. Da sich der gesamte Gletscher flussabwärts bewegte, seien Menschen in tieferliegenden Dörfern in Sicherheit gebracht worden.

Einige indische Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Sturzflut mit dem Klimawandel und dem Gletscherschmelzen sowie der raschen Entwicklung der Region zusammenhängen könnten. So hat der Bau von breiteren Strassen und Kraftwerken die Region womöglich gefährdeter gemacht.

Eine Luftaufnahme eines beschädigten Wasserkraftwerks im indischen Bundesstaat Uttrakhand, in dem am Montag immer noch Mitarbeiter eingesperrt waren. 
Eine Luftaufnahme eines beschädigten Wasserkraftwerks im indischen Bundesstaat Uttrakhand, in dem am Montag immer noch Mitarbeiter eingesperrt waren. 
Bild: Keystone/EPA

In der hügeligen Landschaft gibt es immer wieder Unglücke. Bei besonders starkem Monsunregen 2013 etwa starben mehr als 6000 Menschen. Von Greenpeace in Indien hiess es, dass das Land nach der jetzigen Flut und derjenigen von 2013 sein Entwicklungsmodell der Himalaya-Region überdenken müsse.

Einige deutsche Wissenschaftler glauben, dass die Sturzflut mit einem massiven Lawinenabgang 2016 zusammenhängen könnte. «Grosse Eismengen, die aus dieser Zeit noch immer im dortigen Talboden gelagert waren, könnten durch den am Sonntag herabgestürzten Gletscher in Bewegung gebracht worden sein», sagte Geografieprofessor Marcus Nüsser vom Südasien-Institut in Heidelberg der Nachrichtenagentur DPA. Den Forschern liegen eigenen Angaben zufolge hochauflösende Satellitenbilder zu dem Vorfall vor. 

Insgesamt handelt es sich bei den meisten Todesopfern und Vermissten der Sturzflut nach Behördenangaben Mitarbeiter der Elektrizitätswerke. Rund 25 von ihnen hätten gerettet werden können. Der Sachschaden betrug geschätzte 246 Millionen Franken (20 Milliarden Rupien), sagte der Regierungschef des betroffenen Bundesstaates, Trivendra Singh Rawat.

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