USATeile der USA ächzen weiter unter Kälte – Kritik an Reise von Senator
SDA
19.2.2021 - 09:49
Heftiges Winterwetter sorgt in Teilen der USA weiter für Probleme. Im US-Bundesstaat Texas fehlte am Donnerstag noch immer Hunderttausenden Haushalten und Geschäften der Strom. Die Webseite «poweroutage.us» verzeichnete Stromausfälle unter anderem auch im benachbarten Louisiana und in Mississippi. Die Lage verbesserte sich im Vergleich zu den vergangenen Tagen zwar – doch das Wetter wirkte sich auch auf die Wasserversorgung aus.
In mehreren Städten in Texas, darunter in der Hauptstadt Austin, wurden Millionen Menschen angewiesen, das Leitungswasser wegen zu geringen Drucks vor dem Gebrauch abzukochen. In der Stadt Kyle bei Austin ging ein dramatischer Appell an die Bürger: «Bitte verwenden Sie Wasser nur, um das Leben aufrechtzuerhalten. Wir stehen kurz davor, dass die Wasservorräte in Kyle zur Neige gehen.»
Mitten in der Winterwetter-Krise handelte sich der prominente texanische Senator Ted Cruz scharfe Kritik ein. Der Republikaner war am Mittwoch mit seiner Familie nach Cancún in Mexiko geflogen. Fotos des reisenden Senators wurden in den sozialen Medien mit empörten Kommentaren bedacht – ihm wurde vorgeworfen, die Menschen und Wähler in seinem Heimatbundesstaat inmitten grosser Not alleine zu lassen, um sich selbst in der Sonne zu amüsieren. Dann verstrickte sich Cruz in Widersprüche.
Nach Stunden der Funkstille zitierten US-Medien am Donnerstag zunächst aus einer Stellungnahme, in der Cruz die Reise als väterliche Pflicht rechtfertigte. Da der Schulunterricht gestrichen sei, hätten seine Töchter einen Trip mit Freunden machen wollen. Weil er «ein guter Vater» habe sein wollen, sei er mit ihnen geflogen.
Dem TV-Sender Telemundo sagte er am Donnerstag vor seinem Rückflug nach Texas, er habe seine Töchter lediglich in Cancún abgesetzt und sei nun auf dem Weg, «um zu versuchen, den Strom wieder zum Laufen zu bringen». Später erklärte er vor Reportern, dass er das Wochenende mit der Familie in Mexiko verbringen wollte. Er habe aber «fast in dem Moment, als ich mich ins Flugzeug setzte» Zweifel bekommen.
Anfang der Woche hatte Cruz in einem Radiointerview noch gewarnt: «Es könnte passieren, dass in dieser Woche bis zu 100 Menschen in Texas ums Leben kommen, also riskieren Sie es nicht, bringen Sie Ihre Familie in Sicherheit und bleiben Sie einfach zu Hause und drücken Sie Ihre Kinder.»
Der Republikaner war Präsidentschaftsbewerber seiner Partei für die Wahl 2016. Später tat er sich als loyaler Verbündeter des – inzwischen abgewählten – Präsidenten Donald Trump hervor.
Tage nach Beginn des ungewöhnlichen Wintereinbruchs in Texas wurde am Donnerstag deutlich, dass das Stromnetz in dem Bundesstaat knapp an einem folgenschweren Komplett-Zusammenbruch vorbeigeschrammt ist. Der Chef des Stromnetzbetreibers Ercot, Bill Magness, erklärte, es sei um «Sekunden und Minuten» gegangen, weshalb das Netz rasch durch kontrollierte Unterbrechungen der Stromversorgung entlastet werden musste.
Die «extremen Wetterereignisse», die die USA in dieser Woche in der Mitte, im Süden und am Donnerstag auch im Osten des Landes erlebten, hätten wieder einmal gezeigt, «dass der Klimawandel real ist und jetzt stattfindet, und dass wir nicht ausreichend darauf vorbereitet sind», sagte die Heimatschutzberaterin von US-Präsident Joe Biden, Liz Sherwood-Randall, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.
Die Stromnetze – insbesondere in Texas – seien den Anforderungen nicht gewachsen, und die Infrastruktur sei nicht darauf ausgelegt, solchen extremen Bedingungen standzuhalten. «Wir wissen, dass wir nicht einfach nur auf extreme Wetterereignisse reagieren können; wir müssen mit ihnen rechnen und auf sie vorbereitet sein», sagte Sherwood-Randall.
Das Winterwetter in den USA hat auch Auswirkungen auf das Nachbarland Mexiko. Nachdem es zu Engpässen bei der Erdgasversorgung gekommen war, rief Präsident Andrés Manuel López Obrador am Donnerstag zum Energiesparen auf. Alle Mexikaner sollten abends zur Stosszeit zwischen 18 und 23 Uhr nicht unbedingt nötigen Energieverbrauch vermeiden.
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