Vom Flughafen zum FluchhafenPassagiere müssen ihr Verhalten «langfristig ändern»
phi
11.7.2022
Am Wochenende sind am Flughafen Zürich zwar mehr als 30 Flüge ausgefallen, doch das erwartete Chaos blieb aus. In den Sommerferien müssten sich Reisende jedoch auf Probleme einstellen, warnt ein Experte.
phi
11.07.2022, 10:04
11.07.2022, 15:31
phi
Zum Ferienbeginn in der Schweiz ist ein Chaos an den Flughäfen zwar ausgeblieben, doch auch am Wochenende mussten Passagiere Wartezeiten im Kauf nehmen – und es wurden auch wieder Flüge gestrichen: Am Freitag fielen am Flughafen Zürich beispielsweise 16 von 605 Reisen ins Wasser. Am Samstag waren es 13 von 590 und am Sonntag circa 12.
Das erste grosse Sommerferien-Wochenende bedeutete in Zürich «drei intensive Tage», sagte Sprecherin Jasmin Bodmer dem «Tages-Anzeiger», «doch der Flugbetrieb verlief weitgehend reibungsarm». Eine Flug-Annullierung habe besonders geschmerzt: Helvetic Airways strich am Samstag «aus operativen Gründen» den einzigen Direktflug nach Manchester, wo die Schweizer Frauen-Nati ihr erstes EM-Spiel austrug.
So glimpflich dürften die Reisenden aber nicht immer durch die Saison kommen. «Der Sommer wird schlimm», prophezeit Jürg Stettler von der Uni Luzern in der NZZ. Der Tourismus-Experte sei selbst vom «Ausmass der Probleme der Flugbranche» überrascht. «Das Chaos zeigt die Komplexität der Airline-Branche sowie die Verletzlichkeit und die Folgen, wenn die vielen Räder nicht mehr reibungslos ineinandergreifen.»
Die Airlines hätten sich zu sehr auf die Kosten-Reduktion konzentriert, was dazu führe, dass der Sommer zum Problem werde. Ab Herbst werde es «eine Übergangssituation» geben und erst die Sommersaison 2023 soll besser werden. Aber: «Langfristig müssen Flugreisende mehr Zeit einplanen und ihre Verhaltensmuster ändern», meint Stettler.
Die Probleme in der Flugbranche sind zwar hausgemacht, doch sie gelten auch für andere Branchen, glaubt Stettler: «Ganz viele Betriebe, die aus einer Sicht der Kostenoptimierung billige Saisonkräfte angestellt haben und in dieser Hinsicht zu wenig nachhaltig waren, müssen umdenken.»