Kinder und Jugendliche sind häufiger mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuss unterwegs als noch vor zwanzig Jahren. Der Grund dafür ist die zunehmende Zentralisierung von Schulstandorten. So legen 16- bis 20-Jährige markant längere Distanzen zurück.
Verstärkt wird diese Entwicklung mit auf die Schulzeiten angepassten Fahrplänen oder Schulbussen, wie die Analyse der Bundesämter für Gesundheit (BAG), Sport (Baspo) und Strassen (Astra) zeigt. Stark rückläufig entwickle sich der Veloanteil vor allem bei den 13- bis 15-Jährigen. Inzwischen scheine die Talsohle aber erreicht zu sein. Leicht zugenommen habe die Nutzung von Minitrottinettes, Kickboards und anderen fahrzeugähnlichen Geräten.
Zwischen den Sprachregionen gibt es grosse Unterschiede im Mobilitätsverhalten, wie es weiter heisst. So gehen in der Deutschschweiz die Kinder und Jugendlichen am häufigsten zu Fuss, nutzen das Velo oder den öffentlichen Verkehr. In der französisch- und italienischsprachigen Schweiz sei der Veloanteil bedeutend kleiner als in der Deutschschweiz.
Für die Velonutzung sei unter anderem entscheidend, wie und wo die Velos parkiert werden könnten. In der Westschweiz und im Tessin gebe es weniger Abstellplätze als in der Deutschschweiz. Zudem sei die Qualität der Infrastruktur bei den Abstellplätzen in der Deutschschweiz höher als in den anderen Landesregionen, etwa bezüglich Diebstahlsicherung und Witterungsschutz.
Weniger Elterntaxis als vermutet
Der Anteil der «Elterntaxis» auf Schulwegen ist laut Astra weniger hoch als allgemein oft vermutet wird, er bewegt sich nur vereinzelt im zweistelligen Prozentbereich. Kinder zur Schule zu fahren und abzuholen, sei in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz verbreiteter als in der Deutschschweiz und komme in einkommensstarken Gemeinden und Haushalten mit mehreren Autos häufiger vor als sonst.
Die Unterschiede zwischen den Sprachregionen dürften zum Teil auch mit den grösseren Distanzen und den kantonal unterschiedlichen Schulsystemen zu tun haben.
Bei Freizeitaktivitäten wiederum kommen Elterntaxis häufiger zum Einsatz, wie das Astra schreibt. So habe der öffentliche Verkehr bei den Jugendlichen für die Freizeit eine wesentliche geringere Bedeutung als für die Ausbildung.
Gesellschaftliche Entwicklungen
Laut Astra-Mitteilung besitzen mehr Kinder und Jugendliche ein Abonnement für den öffentlichen Verkehr als früher. Mofas, Motorräder und Autos werden weniger häufig genutzt.
Deutlich weniger junge Erwachsene zwischen 18 und 22 Jahren verfügen über einen Autoführerausweis (2015: 56 Prozent) als im Jahr 2000 (67 Prozent). Im Alter von 27 bis 30 Jahren besitzen jedoch praktisch wieder gleich viele Personen einen Autoführerschein wie früher. Es handle sich also eher um einen verzögerten Erwerb als um einen grundsätzlichen Verzicht.
Die Mobilitätsmuster von Kindern und Jugendlichen sind ein wichtiger Indikator für die Lebensqualität und die Entwicklung des Verkehrsverhaltens in der Zukunft, wie das Astra schreibt. Die Analyse basiert auf den Mikrozensusdaten «Mobilität und Verkehr» (MZMV) von 1994, 2000, 2005, 2010 und 2015 des Bundesamtes für Statistik und des Bundesamtes für Raumentwicklung.
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