Milliardenschwere Scheidung Was passiert mit der Stiftung von Bill und Melinda Gates?

tsha

4.5.2021

Melinda und Bill Gates im Jahr 2014: Der Microsoft-Gründer und seine Frau trennen sich.
Melinda und Bill Gates im Jahr 2014: Der Microsoft-Gründer und seine Frau trennen sich.
Bild: Keystone

Dass Bill und Melinda Gates künftig getrennte Wegen gehen wollen, ist mehr als eine private Entscheidung: Die beiden stehen hinter der grössten privaten Stiftung der Welt. Was wird aus den Milliarden des Microsoft-Gründers?

tsha

4.5.2021

Vielen gibt sie Hoffnung, weil sie Hilfe spendet, anderen macht sie Angst, weil ihre schiere Grösse Sorgen weckt: Die Bill & Melinda Gates Foundation ist die grösste private Stiftung der Welt und längst ein wichtiger Machtfaktor, etwa im Kampf gegen Krankheiten wie Malaria. Nach der Ankündigung von Bill Gates und seiner Frau Melinda, sich scheiden zu lassen, stellt sich nun die bange Frage, wie es weitergeht mit der viele Milliarden Dollar schweren Stiftung.

Die Stiftung des Microsoft-Gründers und seiner Frau beschäftigt aktuell rund 1600 Menschen und hat in den letzten 20 Jahren mehr als 50 Milliarden US-Dollar ausgeschüttet. In einer Stellungnahme erklären Bill und Melinda Gates nun, ihre Arbeit für die Stiftung «gemeinsam» fortsetzen zu wollen. Trotz der Trennung teile man weiterhin den Glauben an die Mission der Stiftung, «allen Menschen gesunde und produktive Leben» zu ermöglichen.

Bill Gates, der laut «Forbes» ein Vermögen von mehr als 130 Milliarden US-Dollar besitzen soll, äusserte sich bislang nicht dazu, wie das Geld nach der Scheidung zwischen ihm und seiner Noch-Ehefrau aufgeteilt werden soll. Stattdessen bat er um Privatsphäre. Dass Melinda Gates mehrere Milliarden Dollar aus dem Vermögen erhalten wird, gilt allerdings als sicher.

«Kann ich das schaffen?»

Die Stellungnahme der beiden klingt nach einer einvernehmlichen Entscheidung, eine öffentliche Schlammschlacht ist kaum zu erwarten. Dafür spricht auch, dass Bill und Melinda Gates ihr Privatleben bislang stets aus der Öffentlichkeit herausgehalten haben – so gut das für eines der reichsten Ehepaare der Welt eben ging.

Nur hin und wieder machte Melinda Gates Andeutungen, dass nicht alles eitel Sonnenschein war in der Familienresidenz am Lake Washington nahe Seattle. Anlässlich des 25. Hochzeitstages etwa klagte sie im Interview mit der «Sunday Times»: «Glauben Sie mir, ich kann mich an einige Tage in unserer Ehe erinnern, die so unglaublich schwer waren, wo man dachte: ‹Kann ich das schaffen?›»

Dass zumindest die gemeinsame caritative Arbeit nicht unter Trennung leiden soll, macht auch eine Stellungnahme der Stiftung deutlich, die die «New York Times» verbreitet: «Sie werden weiterhin zusammenarbeiten, um Stiftungsstrategien zu gestalten und zu genehmigen, sich für die Belange der Stiftung einzusetzen und die Gesamtrichtung der Organisation festzulegen», heisst es dort über die beiden Gründer.

«Die Scheidung kann enorme Auswirkungen haben»

Rob Reich, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Stanford, glaubt dennoch, dass die Scheidung die Stiftungsarbeit beeinflussen werde. «Die Gates-Stiftung ist heute die wichtigste und einflussreichste philanthropische Einrichtung der Welt», sagte Reich der «New York Times». «Die Scheidung kann enorme Auswirkungen auf die Stiftung und ihre Arbeit auf der ganzen Welt haben.»



Sollte Reich recht haben mit seiner Einschätzung, könnte die Scheidung auch Folgen haben für den weltweiten Kampf gegen das Coronavirus. Die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung ist der grösste private Geldgeber von Covax, einer globalen Initiative, um die ärmsten Staaten der Welt mit Impfstoffen gegen das Virus zu versorgen. Insgesamt wolle man 1,75 Milliarden Dollar zur Verfügung stellen, um die Pandemie zu bekämpfen, versprach die Stiftung im vergangenen Jahr. Vor allem aber im Kampf gegen Malaria und HIV ist die Gates-Foundation aktiv.

In einer internen E-Mail an die Mitarbeiter der Stiftung, aus der die «New York Times» zitiert, versucht Geschäftsführer Mark Suzman zu beruhigen: «Während dies offensichtlich eine schwierige Zeit der persönlichen Veränderung für unsere Co-Vorsitzenden ist, haben sie mir gemeinsam versichert, dass sie sich weiterhin für die Stiftung engagieren, die sie in den letzten 20 Jahren so hart gemeinsam aufgebaut haben», heisst es demnach in dem Schreiben. 

Die «progressivere» Geldgeberin?

Zur Beruhigung dürfte auch beitragen, dass das Geld der Stiftung nicht nur aus dem Vermögen der beiden Gründer stammt. Auch Investor Warren Buffet öffnete in der Vergangenheit seinen Geldbeutel weit und spendete zwischen 2006 und 2019 mehr als 27 Milliarden Dollar. Und auch abseits der gemeinsamen Stiftung engagieren sich Melinda und Bill Gates. So unterstützt Melinda Gates mit ihrer Firma Pivotal Ventures Frauen, die ihre wirtschaftliche Lage verbessern wollen. Nicht unwahrscheinlich, dass ein Teil des gemeinsamen Vermögens nach einer Scheidung hierfür verwendet wird. 

«Gut möglich, dass Melinda Gates von sich aus eine viel progressivere Geberin ist», sagte David Callahan, Gründer der Webseite «Inside Philanthropy», der «New York Times». «Sie wird für die nächsten Jahrzehnte eine wichtige Kraft in der Philanthropie sein.»