Astronomie Forscher sehen «Spinnennetz» aus blutjungem Universum

stsc, sda

18.3.2021 - 04:00

Das Bild zeigt eines der Wasserstoff-Filamente, die die Astronomen entdeckt haben. Es befindet sich im Sternbild Furnace, 11,5 Milliarden Lichtjahre entfernt und erstreckt sich über 15 Millionen Lichtjahre.(Pressbild)
Das Bild zeigt eines der Wasserstoff-Filamente, die die Astronomen entdeckt haben. Es befindet sich im Sternbild Furnace, 11,5 Milliarden Lichtjahre entfernt und erstreckt sich über 15 Millionen Lichtjahre.(Pressbild)
Keystone

Ein internationales Team mit Beteiligung der Uni Genf hat erstmals fadenförmige Strukturen des kosmischen Netzes mit dem «Very Large Teleskop» (VLT) in Chile beobachtet. Diese Filamente verbinden weit entfernte Galaxien und können Milliarden von Lichtjahren lang sein.

18.3.2021 - 04:00

Von der Entdeckung berichtet das Team unter Leitung des Centre de Recherche Astrophysique der französischen Universität Lyon in der Fachzeitschrift «Astronomy & Astrophysics». Demnach legen die Ergebnisse nahe, dass die beobachtete Strahlung überraschenderweise nicht aus dem kosmischen ultravioletten Hintergrund stammt, sondern aus einer bisher unsichtbaren Population von Milliarden von sehr kleinen Galaxien.

«Im aktuellen kosmologischen Modell werden kleine Galaxien als elementare Bausteine betrachtet, die sich im Laufe der Zeit zu massereicheren Galaxien, wie der Milchstrasse, zusammensetzen», liess sich der Genfer Astronom Thibault Garel in einer Mitteilung der Uni Genf zitieren. Die Existenz einer grossen Population von Zwerggalaxien würde daher Konsequenzen für das Verständnis von Galaxienentstehungen und -entwicklung haben.

Leistungsstarker Spektrograph

Ermöglicht wurde die Entdeckung der spinnennetzartigen Strukturen durch den leistungsstarken 3D-Spektrographen namens MUSE (Multi-Unit Spectroscopic Explorer), der am VLT der Europäischen Südsternwarte ESO installiert ist. Während 8 Monaten untersuchten die Astronomen insgesamt 140 Stunden lang eine einzige Himmelsregion, die sich im sogenannten «Hubble Ultra Deep Field» (UDF) befindet. Das ist eine tiefe Aufnahme des Weltalls.

Die aktuelle Durchmusterung barg jedoch viel mehr Galaxien als das UDF: 40 Prozent der entdeckten Galaxien hätten kein Gegenstück in den Hubble-Bildern, schrieb das Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) in Paris in einer Mitteilung.

Fäden aus einer Zeit kurz nach Urknall

Die durch Datenanalyse ebenfalls sichtbar gewordenen Gasfäden befänden sich im jungen Universum, sagte Garel. Sie würden sich über mehrere Millionen Lichtjahre erstrecken.

Die Entdeckung ebnet gemäss den Wissenschaftlern den Weg für Fortschritte in der Erforschung des jungen Universums. Die Charakterisierung des kosmischen Netzes im fernen Weltall sei denn auch eines der Hauptziele des «BlueMUSE»-Instruments, das bis im Jahr 2030 am VLT in Betriebe gehen solle, sagte die Genfer Astronomie-Professorin Anne Verhamme und Mitverantwortliche des BlueMUSE-Projekts.

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