GedenkanlassGedenktafel für Betroffene von Fremdplatzierungen in Basel
dosp, sda
25.10.2021 - 13:46
Regierungsrat Kaspar Sutter und der Gestalter Jean-Claude Bannier enthüllten im Basler Rathaushof die Gedenktafel für die Betroffenen von Fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen vor 1981.
Keystone
Im Hof des Basler Rathauses ist am Montag eine Gedenktafel für die Opfer von Fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen bis 1981 enthüllt worden. Die Tafel und der Anlass waren von Betroffenen selber gestaltet worden.
Keystone-SDA, dosp, sda
25.10.2021, 13:46
SDA
Die an einer Säule im Rathaushof angebrachte Bronzetafel zeigt als Relief eine einsame, nackte Figur, die in sich zusammengesunken auf der unteren Stufe einer Treppe sitzt. Daneben erinnert ein Text an die «Zehntausenden», die «entrissen, alleingelassen, gedemütigt, missbraucht (...) fremdplatziert» und «verdingt» wurden – ergänzt mit dem klaren Verdikt: «Nie wieder. Für Niemanden».
Gestaltet hat die Tafel der Künstler Jean-Claude Blatter. Wie viele der bei der Enthüllung anwesenden Gäste war er selber einst ein Betroffener von Fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen. Eine der Betroffenen bezeichnete es als grosse Befriedigung, zur Kenntnis nehmen zu können, dass der Staat das Leid anerkenne.
Regierungsrat Kaspar Sutter (SP), Vorsteher des Wirtschafts-, Sozial- und Umweltdepartements, entschuldigte sich bei den vielen Betroffenen im Namen des Regierungsrats in aller Form für das Unrecht und Leid, das ihnen angetan worden sei. Das vom Staat mitverschuldete Unrecht könne leider nicht ungeschehen gemacht werden, sagte er, aber man solle sicht- und vernehmbar zu den massiven Fehlern stehen und aus diesen die nötigen Lehren ziehen.
Die Basler Staatsarchivarin Esther Baur betonte, dass es auf dem Gebiet der Geschichtsforschung noch viel zur Aufarbeitung der Geschehnisse zu tun gebe. «Das waren keine Fehler im situativen Handeln, das war systematisches Unrecht und strukturelle Gewalt», sagte sie.
Wie einschneidend dieses Unrecht und diese Gewalt waren, zeigte eine kurze Leseprobe aus den biografischen Aufzeichnungen von Hanspeter Bobst mit dem Titel «Mich kann man mitnehmen – ein Verdingkind erzählt». Bobst las aus der Episode, als er im Kloster Fischingen fremdplatziert und dort von einem Pater wiederholt sexuell missbraucht worden war.
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