Am 4. März wird über die erste Gesamtsanierung des rund 50-jährigen Theatergebäudes in St. Gallen abgestimmt. Am Mittwoch präsentierten drei Regierungsräte ihre Argumente für einen Umbaukredit in der Höhe von 48,6 Mio. Franken.
An fünf Führungen, die jeweils am Samstag stattfinden, kann sich die Bevölkerung ein Bild vom Sanierungsbedarf im Theatergebäude machen. Es seien jeweils um die 150 Interessierte dabei, erklärte Regierungsrat Martin Klöti (FDP) gegenüber den Medien. "Sie sehen die Werkstätten ohne Tageslicht und stellen fest, dass es aus Rohren nach Fäkalien riecht."
Das Theater zieht jährlich 140'000 Besucherinnen und Besucher an. Damit liege man hinter den Häusern in Zürich und Basel schweizweit auf dem dritten Platz. Ein Drittel des Publikums kommt aus der Stadt, die Mehrheit aus anderen St. Galler Regionen, sowie aus den Nachbarkantonen oder aus dem nahen Ausland. Die Auslastung liege bei 75 Prozent. Dieser hohe Wert könnte nicht erreicht werden, "wenn im Programm nicht ein bereit angesetztes Menü serviert würde", stellte Klöti fest.
Asbest in der Fassade
Bauchef Marc Mächler erinnerte daran, dass es für das Gebäude seit der Eröffnung im März 1968 die erste Gesamtsanierung ist. Da sei einiges aufgelaufen: Seit der Kanton 2009 das Theater von der Stadt übernommen habe, sei der eigentlich vorgesehene jährliche Sanierungsbetrag von rund einer Million Franken unter anderem wegen Sparpaketen nicht mehr oder nur noch teilweise eingesetzt worden.
Er zählte einige der Mängel auf: Im Übungsraum für das Ballett sei ein Teil der Decke so niedrig, dass die Tänzerinnen und Tänzer nicht hochgehoben werden könnten. Die Glas-Metall-Fassade sei mit Asbest belastet. Die Bodenheizung lecke und werde nicht mehr angestellt. Die Lüftung sei so alt, dass sie unter Denkmalschutz gestellt werden könnte.
Neubau mindestens 130 Mio. Franken
Für einen Neubau müsste mit Kosten zwischen 130 und 150 Mio. Franken gerechnet werden, verglich Mächler. "Wir kamen früh zur Ansicht, dass ein solches Projekt chancenlos wäre." Zu der im Abstimmungskampf kritisierten Höhe der Honorare stellte der FDP-Regierungsrat fest, dass es sich um einen speziellen Bau handle: Es brauche zusätzlich Bühnenplaner, Akustikexperten oder wegen des Asbests Fachleute für die Entsorgung von Schadstoffen.
Finanzchef Benedikt Würth (CVP) zog den Bogen über die Kreditvorlage hinaus: Er stellte fest, dass es vor allem die urbanen Räume seien, die für das Bevölkerungswachstum verantwortlich seien, auch wenn man im Kanton St. Gallen noch nicht von einer Entleerung der ländlichen Regionen sprechen könne. "Wir müssen deshalb auch in Infrastruktur investieren können, die diese Urbanität zum Ausdruck bringt."
Stadt und Kanton St. Gallen wollten im Bodenseeraum eine zentrale Rolle spielen, stellte Würth weiter fest. Ein Nein zum Theaterumbau wäre auch ein Nein zu dieser Zentrumsfunktion und würde weit über den Bau- oder Kulturaspekt hinausführen, sagte er.
Ausser der Regierung spricht sich ein Komitee mit CVP, FDP, SP, BDP, EVP, GLP und Grünen für die Vorlage aus. Im Nein-Komitee, das seine Argumente am Montag vorstellte, sind SVP, JSVP, Jungfreisinnige und die Unabhängigkeitspartei Schweiz vertreten.
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