Coronavirus – GraubündenCoronavirus drückt Kantonsspital Graubünden erstmals ins Minus
uj, sda
11.5.2021 - 17:32
Die Corona-Pandemie hat das Kantonsspital Graubünden im Jahr 2020 in vielerlei Hinsicht gefordert. Nicht nur der Druck auf das Personal war gross, auch finanziell hinterliess das Virus seine Spuren: Erstmals seit Einführung der unternehmerischen Finanzrechnung im Jahr 2006 schrieb das Spital ein Defizit.
uj, sda
11.05.2021, 17:32
SDA
Der Betriebsertrag lag mit 366 Millionen Franken zwar eine halbe Million über dem des Vorjahres. Budgetiert gewesen waren aber 388 Millionen. Zudem nahm der Personal- und Sachaufwand im Corona-Jahr um 26 Millionen Franken auf 352 Millionen zu, wie Spitalchef Arnold Bachmann am Dienstag in Chur vor den Medien ausführte.
Nach Zinsen, Steuern und Abschreibungen resultierte schliesslich unter dem Strich ein Defizit von 1,3 Millionen Franken. Im Vorjahr hatte das Kantonsspital noch einen Gewinn von 27,2 Millionen erwirtschaftet
Zum negativen Resultat trug ein Einnahmerückgang bei den stationären Patienten von acht Millionen Franken bei. Zudem schlug sich im ambulanten Bereich das aussergewöhnlich grosse Patientenwachstum von zwölf Prozent nicht in den Finanzen nieder. Weil die massgebenden Taxpunkte sogar leicht zurückgingen, blieb es in diesem Segment bei einem kleinen Plus von einer Million Franken.
«Corona-Fälle bringen halt keine Taxpunkte», erklärte Bachmann. Beim Testen und Impfen etwa würden praktisch nur die Materialkosten entgolten.
4,5 Millionen Franken Finanzhilfe vom Kanton
Der Kanton greift dem Spital per Notverordnung finanziell unter die Arme. Er deckt voraussichtlich 45 Prozent der Einnahmeausfälle, die dem Spital entstanden, weil es Kapazitäten für die Bewältigung der Pandemie bereitstellte. Zudem entschädigt der Kanton etwa 90 Prozent der Mehrkosten, die sich im Kampf gegen Corona aufsummierten.
Insgesamt rechnet das Spital mit einer Finanzspritze von 4,5 Millionen Franken. Das sei ein sehr schönes Zeichen der Anerkennung, erklärte Spitalchef Bachmann.
Jahr der Extreme
2020 war gemäss den Ausführungen des Spitalchefs ein Jahr der Extreme. So sackte nach einem starken Start ins Jahr im Lockdown die Patientenzahl auf den stationären Stationen auf weniger als die Hälfte des Normalbestandes zusammen. Gleichzeitig bezog das Spital ausgerechnet in dieser Ausnahmesituation das neue Hauptgebäude.
Danach folgte wegen des sehr starken Sommertourismus ein Rekordsommer mit Spitzenwerten in Juli, August und September. Schliesslich rollte die zweite Welle an, deren Auswirkungen noch stärker waren, als die der ersten.
Getragen wurde das alles vom Personal. Während die einen auf der Intensivstation enormen physischem und psychischem Druck erlebten, mussten 1000 andere Kolleginnen und Kollegen in Kurzarbeit.
«Applaus hat extrem gut getan»
«Der Applaus von den Balkonen hat intern extrem gut getan», erinnerte sich Bachmann. Und es sei in der Krise klar zum Vorschein gekommen, wie systemrelevant das Kantonsspital sei. «Die Wintersaison hing doch allein von den Belegungszahlen auf unserer Intensivstation ab.»
Auf den Punkt brachte es Martin Schmid, Präsident der Stiftung Kantonsspital Graubünden und FDP-Ständerat: «Ohne das Kantonsspital hätte es keine Skisaison gegeben. Der Tourismus wäre gestoppt gewesen.»
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