Kommunale Wahlen Maria Pappa (SP) gewinnt Stadtpräsidium von St. Gallen

gn, sda

29.11.2020 - 17:02

St. Gallen hat erstmals eine Stadtpräsidentin. Die SP-Stadträtin Maria Pappa gewann am Sonntag den zweiten Wahlgang mit rund 2600 Stimmen Vorsprung vor Mathias Gabathuler. Der FDP-Kandidat schaffte den Sprung in den Stadtrat.

Maria Pappa holte 11'784 Stimmen, Mathias Gabathuler 9152 Stimmen, wie die Stadt mitteilte. Die SP-Kandidatin hatte bereits im ersten Wahlgang von Ende September am meisten Stimmen geholt, das absolute Mehr damals aber verfehlt.

Maria Pappa gehört seit knapp vier Jahren dem St. Galler Stadtrat an und ist Vorsteherin der Baudirektion. Die 49-Jährige ist Sozialpädagogin und schweizerisch-italienische Doppelbürgerin.

Vor zehn Jahren eingebürgert, heute Stadtpräsidentin

Auf die Frage, wie sie sich von ihrem Vorgänger unterscheide, antwortet Maria Pappa: «Als Seconda bringe ich eine neue Perspektive auf politische und gesellschaftliche Fragen ein. Offenbar schätzt die Stimmbevölkerung meine Arbeit und meiner Art.»

Vor zehn Jahren wurde Pappa eingebürgert, war bis dahin politisch nicht aktiv und heute ist sie Stadtpräsidentin. «Vor zehn Jahren hätte ich nie geglaubt, dass ich heute Stadtpräsidentin bin.» Jetzt freut sie sich, dass sie für die Frauen in der Stadtpolitik eine neue Türe öffnen konnte.

Am kommenden Donnerstag werden die Departemente verteilt. Traditionell ist das Departement Inneres und Finanzen mit dem Präsidium gekoppelt. Maria Pappa würde gerne weiterhin das Baudepartement leiten. «Dann müssten aber die Aufgaben besser verteilt werden», sagte die neue Stadtpräsidentin gegenüber Keystone-SDA. Im Moment geht sie aber eher davon aus, dass sie das Innen- und Finanzdepartement übernehmen werde.

In den vergangenen 100 Jahren war das Stadtpräsidium immer in der Hand der Freisinnigen bis auf zwei Ausnahmen – von 1981 bis 2004 stellte die SP mit Heinz Christen das Stadtoberhaupt, danach regierte die CVP für zwei Jahre die Kantonshauptstadt.

2006 war Thomas Scheitlin, Präsident der Ortsbürgergemeinde und FDP-Politiker, ins Stadtpräsidium gewählt worden. Damals setzte sich die fünfköpfige St. Galler Stadtregierung aus je zwei Vertretern von FDP und CVP sowie einer Sozialdemokratin zusammen.

FDP verteidigt Sitz im Stadtrat

14 Jahre später verliert die FDP nun das Stadtpräsidium, ihren Sitz im Stadtrat kann sie aber verteidigen. FDP-Kandidat Mathias Gabathuler, Rektor einer Mittelschule, holte 10'894 Stimmen, die CVP-Kandidatin Trudi Cozzio, Witwe des verstorbenen CVP-Stadtrats Nino Cozzio, 9039 Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 48,8 Prozent.

Gabathuler galt politisch als unbeschriebenes Blatt und nicht unbedingt als Wunschkandidat des Freisinns. In den Vorgesprächen vor zwei Jahren haben laut Parteipräsident Oskar Seger mehrere Personen inklusive ihm selber abgewinkt. Hingegen habe es aber auch mehrere Anwärter gegeben, die sich das Amt zugetraut hätten.

«Wir bedauern den Verlust des Präsidiums», sagt Seger. «Aber vor dem zweiten Wahlgang hat sich das abgezeichnet.» Von der Richtigkeit der Kandidatur des 53-Jährigen ist der Parteipräsident nach wie vor überzeugt. «Mathias Gabathuler ist enorm fähig, ein Brückenbauer. Das, was es für das Amt im links-grün dominierten Stadtrat braucht.»

Im ersten Wahlgang waren die vier bisherigen Mitglieder der fünfköpfigen Stadtregierung, Peter Jans (SP), Maria Pappa (SP), Sonja Lüthi (GLP) und Markus Buschor (parteilos), wiedergewählt worden.

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