Volksschule Zürcher Kantonsrat will Sonderpädagogik nicht unter die Lupe nehmen

SDA

2.9.2019 - 10:08

Der Zürcher Kantonsrat will die Auswirkungen der Sonderpädagogik an der Volksschule nicht genauer untersuchen. Es gebe bereits genügend Studien, neue Ergebnisse seien nicht zu erwarten.

An den Zürcher Volksschulen wird seit über zehn Jahren integrativ unterrichtet. Das heisst, dass wenn immer möglich auch Schülerinnen und Schüler mit Leistungsschwächen, Behinderungen oder Verhaltensauffälligkeiten in den «normalen» Klassen sitzen. Sie werden in separaten Förderlektionen oder innerhalb der Klasse speziell durch Heilpädagoginnen und Heilpädagogen gefördert.

Dieses Konzept ist unbestritten günstiger als «Kleinklassen». Ob es auch inhaltlich besser ist, darüber gibt es jedoch unterschiedliche Haltungen. EVP, SVP und GLP forderten vom Regierungsrat deshalb eine externe Studie über die Auswirkungen der Sonderpädagogik.

«Auf dem Buckel der Lehrer»

«Die integrative Schulung ist ein Erfolg», sagte SP-Kantonsrat Markus Späth. «Aber es ist ein Erfolg auf dem Buckel der Lehrer. Da dürfen wir nichts beschönigen.» Die Mehrbelastung werde weder ausgeglichen noch honoriert.

Für Hanspeter Hugentobler (EVP, Pfäffikon) ist klar, dass dieses Konzept einer der Gründe für den grossen Lehrerverschleiss ist. Für SVP-Kantonsrat Matthias Hauser (Hüntwangen), selber Lehrer, ist es deshalb zwingend, «wieder mehr zu separieren».

Trotz Kritik an der Schulungsform: Eine teure, externe Evaluation wollte der Kantonsrat dann trotzdem nicht. Er schrieb das Postulat von EVP, SVP und GLP ab.

Bildungsdirektorin Sivlia Steiner (CVP) war zufrieden mit dem Entscheid. «Es gibt bereits unzählige Studien in diesem Bereich. Neue Ergebnisse sind nicht zu erwarten.» Deshalb sei es nicht vertretbar, viel Geld für eine weitere Evaluation auszugeben.

Gemäss diesen Studien, auf die sich der Regierungsrat bezieht, sind die Lernfortschritte schwacher Kinder bei integrativer Schulung signifikant besser als in einer «Kleinklasse». Diese Schulungsform habe zudem keine negativen Auswirkungen auf die Leistungen der stärkeren Mitschülerinnen und Mitschüler.

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