National League Harte Arbeit, Fleiss und Leidenschaft – das Playoff-Märchen der Lakers geht weiter

sda

22.4.2021 - 02:22

Das Ende der Ära Jeff Tomlinson bei den Rapperswil-Jona Lakers zögert sich hinaus.
Das Ende der Ära Jeff Tomlinson bei den Rapperswil-Jona Lakers zögert sich hinaus.
Bild: Keystone

Die Rapperswil-Jona Lakers sind in den Playoffs weiter nicht zu bremsen. Nach Biel schalten die St. Galler auch das klar favorisierte Lugano aus und stehen zum zweiten Mal nach 2006 in den Halbfinals.

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Als am 13. Februar dieses Jahres die Meldung die Runde machte, die Rapperswil-Jona Lakers würden die Zusammenarbeit mit ihrem Erfolgscoach Jeff Tomlinson nicht über die laufende Saison hinaus verlängern, rieben sich viele die Augen. Immerhin hatte der Deutschkanadier die St. Galler 2018 zurück in die National League und im selben Jahr als Unterklassiger zum Cuptitel geführt. Der Klub begründete den Entscheid damit, dass «der Zeitpunkt für einen Wechsel und den nächsten Schritt gekommen ist.»



Am Tag nach dieser Nachricht feierten die Lakers in Lugano einen wichtigen 4:2-Sieg. Es schien, als liesse sich die Mannschaft vom überraschenden Entscheid der Klubführung nicht beirren. Doch dann folgte im ersten Heimauftritt ein 3:9 gegen Fribourg-Gottéron und darauf vier weitere Niederlagen. Dazu fiel auch noch Stammgoalie Melvin Nyffeler verletzt aus. Man musste Schlimmstes befürchten. Es drohte der Zerfall und auch in der dritten Saison seit dem Aufstieg das erneute Verpassen der Playoffs.

Sensation in der 97. Minute perfekt gemacht

Zwei Monate später sieht die Welt am oberen Zürichsee ganz anders aus. Als Qualifikationszehnter eliminierten die Lakers in den Achtelfinals (Pre-Playoffs) zuerst Biel, um nun auch dem grossen Favoriten Lugano ein Bein zu stellen. Die nach der Qualifikation zweitklassierten Südtessiner gewannen zwar Spiel 1 zu Hause klar mit 6:2, danach setzte sich aber der Underdog viermal in Folge durch.



Den entscheidenden vierten Sieg mussten sich die Lakers am Mittwoch in der Resega allerdings hart erdauern. Nachdem sie in den letzten drei Minuten der regulären Spielzeit einen 3:1-Vorsprung verspielten, fiel die Entscheidung erst kurz vor dem Ende der zweiten Verlängerung. Der 20-jährige Gian-Marco Wetter schoss die Gäste nach 96:55 Minuten auf Vorarbeit von Martin Ness ins Glück.

Seit der Abschaffung des Penaltyschiessens vor drei Jahren wurde in den Playoffs der National League erst einmal eine Partie noch später entschieden. In der Saison 2018/19 setzte sich der spätere Meister Bern im Viertelfinal auswärts gegen Servette erst nach 117:43 Minuten 3:2 durch.

Mit Fleiss und Leidenschaft

Mit harter Arbeit, Fleiss und Leidenschaft ist es Rapperswil-Jona gelungen, die spielerischen Defizite in der Serie gegen Lugano wettzumachen. Im Gegensatz zu den Lakers haben es die Bianconeri nicht geschafft, mit Beginn der Playoffs ihr bestes Eishockey abzurufen. Allen voran die Ausländer schlugen sich in der entscheidenden Phase der Meisterschaft unter Wert.

Einzig Mark Arcobello (ein Tor und vier Assists) konnte einigermassen an die Leistungen aus der Qualifikation anknüpfen. Jani Lajunen, Mikkel Bödker und Tim Heed brachten es kumuliert auf einen (!) Skorerpunkt. Dazu erwies sich auch Goalie Niklas Schlegel nicht mehr als DER sichere Rückhalt, ganz im Gegensatz zu seinem Gegenüber Melvin Nyffeler.

Trotz der grossen Enttäuschung zeigte Luganos Stürmer Dario Bürgler Grösse in der Niederlage: «Ich muss ihnen (den Lakers – Red.) ein Kompliment machen, sie haben fantastisch gespielt, sehr effizient, sehr diszipliniert, sehr aufopfernd. Am Ende haben sie verdient gewonnen», sagte er im SRF-Interview.

EVZ als ultimative Herausforderung?

Während sich der HC Lugano vorzeitig in die Ferien verabschiedet, geht für die Rapperswil-Jona Lakers das Playoff-Märchen weiter. Erst zum zweiten Mal (nach 2006) hat sich der Klub für die Halbfinals qualifiziert. Damals schalteten die Lakers in ihren eisblauen Trikots und mit dem dreifachen SCB-Meistertrainer Bill Gilligan an der Bande im Viertelfinal den EV Zug mit 4:3 Siegen aus. Danach erwies sich der HC Davos im Halbfinal als zu grosse Hürde. Die Serie ging 1:4 verloren.

Noch kennen die Lakers ihren diesjährigen Halbfinalgegner nicht. Gut möglich, dass sie es wie vor 15 Jahren mit dem EV Zug zu tun bekommen. Den Zentralschweizern fehlt gegen Bern nur noch ein Sieg zum Weiterkommen. Als souveräner Qualifikationssieger wäre der EVZ die ultimative Herausforderung für die Lakers.

Eines ist klar: Die Mannschaft – eine verschworene Gemeinschaft – wird weiterhin alles daran setzen, um den Abschied ihres scheidenden Trainers weiter hinauszuzögern. Mit jedem weiteren Playoffspiel wird das Abschiedsgeschenk von Jeff Tomlinson grösser.