Zum zweiten Mal der EV Zug oder erstmals Servette – wer wird Schweizer Meister? blue Sport vergleicht die beiden Finalisten in elf Kategorien.
Goalie
Der 37-jährige Daniel Manzato schreibt in Genf gerade sein eigenes Frühlingsmärchen. Der in die Jahre gekommene Ersatz des verletzten Gauthier Descloux liess in fünf Playoff-Spielen nur drei Tore zu. Doch nun bekommt er es mit dem fünffachen Meistergoalie Leonardo Genoni zu tun, der eigens geholt wurde, um den EVZ zum Titel zu führen.
Fazit: Vorteil Zug
Verteidigung
Servettes Henrik Tömmernes ist der beste Verteidiger der Liga, aber an guten Tagen kann es EVZ-Captain Raphael Diaz durchaus mit ihm aufnehmen. Zudem verfügen die Zuger mit Santeri Alatalo, Tobias Geisser und Dominik Schlumpf über weitere herausragende Verteidiger. Allerdings hat Genf im bisherigen Playoff-Verlauf erst 9 Gegentore zugelassen, Zug dagegen schon 24 (bei zwei Spielen mehr). Die Servette-No-Names wie Mike Völlmin, Sandis Smons, Enzo Guebey und Maxime Montandon verrichten vorzügliche Arbeit.
Fazit: Vorteil Servette
Sturm
Der EVZ hat in der Regular Season mit Abstand am meisten Tore (197) von allen Teams erzielt und 30 mehr als Servette. In den Playoffs steht es in diesem Bereich 34:31 für Zug, bei allerdings zwei Spielen mehr, womit es ausgeglichen oder Servette sogar eine Spur besser ist. Zug verfügt mit Jan Kovar über den Liga-Topskorer der Regular Season, der inzwischen auch in den Playoffs wieder in Front liegt. Servette besitzt zwar ebenfalls Skorer der Topklasse (Omark, Winnik, Fehr, Moy, Vermin), Zug ist in diesem Bereich jedoch trotzdem eine Spur breiter besetzt und besser aufgestellt.
Fazit: Vorteil Zug
Ausländer
Ein Duell auf höchstem Niveau. Zug stellt mit Kovar den MVP und Topskorer der Regular Season, Servette mit Tömmernes den bislang besten Akteur im Playoff und mit Linus Omark den spektakulärsten Spieler, der im Playoff zudem gezeigt hat, dass er auch beissen kann. Übers Ganze gesehen sind die Genfer mit Tömmernes, Omark und den abgebrühten Daniel Winnik und Eric Fehr, die allesamt jeden Abend abliefern, jedoch eine Spur formidabler besetzt als Zug mit Kovar, Carl Klingberg, Justin Abdelkader und Nick Shore.
Fazit: Vorteil Servette
Trainer
Unter dem Norweger Dan Tagnes entwickelte sich der EV Zug von einem guten zum besten Hockey-Unternehmen im Land. Was ihm jetzt noch fehlt, ist die Krönung mit dem Meistertitel. Seinen ersten Final hat Tagnes 2019 gegen Bern verloren. Der Kanadier Patrick Emond führte die Elite-Junioren von Servette zu zwei Meistertiteln, ehe er in die erste Mannschaft befördert wurde und nun mit dieser selbiges im Schilde führt. Von meisterlichen Erfahrungswerten auf höchstem Level kann keiner der beiden zehren.
Fazit: Ausgeglichen
Management
Der EVZ hat in den letzten Jahren fast alles richtig gemacht, ein dominantes Topteam auf die Beine gestellt und mit Leistungszentrum und Academy auch viel in den Nachwuchs investiert. Präsident Hanspeter Strebel machte mit seinem Portemonnaie vieles möglich und Reto Kläy hat als Sportchef an den richtigen Schrauben gedreht. Darben muss auch Servette wegen der Fondation Hans Wilsdorf nicht. Aber der Kader ist dann doch nicht so luxuriös wie jener von Zug. Die Genfer verstehen es jedoch glänzend, aus ihren Möglichkeiten das Maximum herauszuholen.
Fazit: Vorteil Zug
Psyche
Zug will endlich seinen zweiten Meistertitel nach 1998. Und wenn nicht jetzt, wann dann? Nach dieser Saison gehen mit Diaz, Alatalo und Geisser die drei Topverteidiger von Bord und die Voraussetzungen werden nicht mehr gleich gut sein. Würde es auch jetzt, nachdem die Mannschaft in der Qualifikation einen neuen Punkterekord aufgestellt hat, nicht klappen, bekommen die Zuger ein Image-Problem. Jenes, des ewigen Zweiten, der stets versagt, wenn es wirklich zählt. Entsprechend nehmen die EVZ-Spieler viel Druck in die Final-Serie mit. Und kurz vor dem grossen Ziel hat schon manch einer in ähnlichen Situationen plötzlich zittrige Hände bekommen. Servette dagegen hat nichts zu verlieren, muss sich nicht viele Gedanken machen und kann sich einfach von seinem derzeitigen Flow weitertreiben lassen.
Fazit: Vorteil Servette
Spielerische Klasse
Beide Seiten verfügen über ausgezeichnete spielerische Elemente, aber jene des EV Zug sind in der Breite noch eine Spur besser, was beispielsweise die Zusammensetzung der vierten Sturmlinie im letzten Spiel eindrücklich zeigt. Beim EVZ: Jérôme Bachofner, Sven Senteler und Sven Leuenberger. Bei Servette «nur» Eliot Berthon, Timothy Kast und Arnaud Montandon.
Fazit: Vorteil Zug
Physis
Der EVZ hat im Lauf der Saison durch den Zuzug von Justin Abdelkader in dieser Hinsicht nochmals und womöglich entscheidend aufgerüstet. Auch Claudio Cadonau, Jesse Zgraggen und Carl Klingberg können es ordentlich krachen lassen. Bei Servette ist die Physis jedoch noch viel mehr eine Grundvoraussetzung ihres Spiels (defensiv und offensiv) und Spieler wie Noah Rod, Fehr, Winnik oder der aktuell verletzte Marco Maurer können jedem Gegenspieler unter die Haut gehen.
Fazit: Vorteil Servette
Energie
Der Stil von Servette kostet mehr Substanz als jener von Zug. Zudem werden die Schlüsselspieler permanent forciert, der EVZ baut dagegen auf ein ausgeglichenes Management der Blöcke. Dafür bekam Servette sowohl nach dem Viertelfinal, wie auch nach dem Halbfinal zwei zusätzliche Freitage, die Zug, das jeweils länger gefordert war, nicht hatte.
Fazit: Ausgeglichen
Statistik
Viermal standen sich Zug und Servette bislang in Playoff-Serien gegenüber, drei davon entschied der EVZ zu seinen Gunsten. Genau gleich sieht es bei den Direktvergleichen in dieser Saison aus: Von vier Spielen konnte Zug drei gewinnen.
Fazit: Vorteil Zug
Endabrechnung: 7:6 für Zug – wir dürfen uns auf einen heissen und umstrittenen Playoff-Final 2021 freuen!