Sechs AusländerDiese mögliche Regeländerung spaltet die National League
lbe
16.10.2018
Um Druck auf die Löhne von Dritt-oder Viertlinienspieler auszuüben, sollen Klubs der obersten Schweizer Eishockey Liga in Zukunft sechs Ausländer einsetzen können. Der Vorschlag aus dem Lager des SC Bern spaltet die Liga.
Die Idee kommt vom CEO des SC Bern, Marc Lüthi, der so den eigenen Spielern aus der dritten oder vierten Linie in Lohnverhandlungen den Wind aus den Segeln nehmen will. Bisher durfte jeder Verein zwar bis zu acht Spieler mit ausländischer Lizenz unter Vertrag nehmen, pro Spiel allerdings nur deren vier einsetzen. Lüthi erhofft sich mit sechs spielberechtigten Ausländern eine bessere Verhandlungsposition in Lohngesprächen.
«Bieten wir Spielern aus der Slowakei oder Dänemark 150'000 Franken, kommen die zu Fuss», sagt er dem «Blick». Ein Salär, dass offenbar vielen Spielern mit Schweizer Lizenz nicht genügt. Weil aber nur vier Ausländer eingesetzt werden dürfen, sind die Schweizer Spieler oft am längeren Hebel.
Unterstützung aus Davos und Genf
Auch HCD-Präsident Gaumenz Domenig findet eine Aufstockung der zulässigen Ausländer sinnvoll. Allerdings glaubt er nicht, dass das für die Klubs zu einer finanziellen Erleichterung führt. «Günstiger wird es nicht. Doch wenn uns was fehlt, können wir es im Ausland holen. Wenn heute ein 22-Jähriger meint, er müsse 400'000 statt 200'000 verdienen, haben wir nichts entgegenzusetzen, da es keine Alternative gibt.»
Ein zusätzliches Argument liefert Genfs Chris McSorley, der mit einer Regeländerung eine ausgeglichenere Liga erwartet. «Mehr Ausländer würden die Liga ausgeglichener machen, ihr Niveau erhöhen und damit auch jenes der Nati-Spieler.» Doch genau das wird von anderen Klubs in der Liga bezweifelt.
Mehrheitlich Proteste
Mit Rapperswil, Biel, Fribourg, Zug und Ambri haben sich bereits fünf Klubs gegen die Aufstockung ausgesprochen. Ambri-Präsident Filippo Lombardi ist sich sicher, dass die Nationalmannschaft nicht von der Regeländerung profitieren würde. Im Gegenteil: «Dann werden alle mindestens eine Million mehr ausgeben. Junge Spieler werden es noch schwerer haben, Platz zu finden. Und am Ende wird die Nati noch den Preis dafür bezahlen.»
Für Daniel Villard, CEO vom EHC Biel, wird die Liga mit Sicherheit nicht ausgeglichener. «Es wird Vereine geben, die sechs Erstklass-Ausländer holen. Der Graben zwischen den Top-Klubs und anderen wird grösser.» Und Gottéron-CEO Raphael Berger erkennt ausserdem ein persönliches Interesse des Berner Initianten des Vorschlags. «Das ist BlaBla. Alle Argumente zielen darauf ab, die eigenen Probleme zu lösen.»
In rund einem Monat wird abgestimmt. Bereits fünf Vertreter der National League haben sich gegen die Reform ausgesprochen. Und weil für die Durchsetzung der Regeländerung mindestens sieben Zusagen nötig sind, braucht es für die noch unentschlossenen Vereine wohl sehr viel Überzeugungsarbeit von Marc Lüthi.
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