Vielerorts in der Schweiz wird an neuen oder generalüberholten Eishockey-Hallen gearbeitet. Am Freitag bestreitet als letztes Team endlich auch der HC Davos sein erstes Heimspiel der Saison.
Am Dienstagabend in den Katakomben der Baustelle St-Léonard in Freiburg war Christian Wohlwend sichtlich genervt. «Aus irgend einem Grund haben wir heute nicht gekämpft, wie wir das sonst immer tun», kommentierte der Davoser Coach die 2:4-Niederlage seines Teams gegen Fribourg-Gottéron. Vielleicht liegt der Grund in der – vor allem geistigen – Müdigkeit seiner Spieler.
«Die ganze Vorbereitung und die ersten acht Spiele waren auswärts. Wir sind viel gereist», stellt HCD-Captain Andres Ambühl. Nun hat die Leidenszeit aber ein Ende. Am Freitag gegen Biel, am Sonntag im Cup gegen Lugano und am Freitag in einer Woche gegen Fribourg stehen endlich die ersten Heimspiele der Saison an.
Auch sie werden, wie die Partie am Dienstag in Freiburg, auf einer Baustelle ausgetragen. Erst in einem Jahr wird die komplett sanierte Halle im Landwassertal, mit seiner imposanten Holzkonstruktion im Inneren auch schon als Kathedrale des Eishockeys bezeichnet, in komplett neuem Glanz leuchten.
Biel als Vorbild
Davos ist kein Einzelfall. Nach Jahren der Stagnation bei der Infrastruktur herrscht Aufbruchstimmung. Fast überall wurde oder wird gebaut. War das 2010 in Zug erstellte Stadion für einige Zeit die einzige neue Arena in der Schweiz, läutete Biel mit dem Doppelstadion im Bözingerfeld eine neue Ära ein. Seit der EHC Biel vor vier Jahren sein neues Schmuckstuck bezog, hat der Verein einen markanten Schritt vorwärts gemacht und ist so wohl Vorbild für viele.
Lausanne eröffnete seine neue Arena, die neben Zürich an der WM im kommenden Frühling zweiter Austragungsort sein wird, Ende September. In Freiburg und Davos sind die Umbauarbeiten auf Kurs. Ambri-Piotta will 2021 in sein neues Zuhause einziehen, die ZSC Lions 2022.
Zum Teil war die Infrastruktur aus den späten 1970er- respektive 1980er-Jahre so alt, dass sie ersetzt oder saniert werden musste. Die meisten versprechen sich aber wie Zug und Biel vor allem einen Schub bei den Zuschauer-, Sponsoren- und Gastronomie-Einnahmen.
Sorgenkind Genf
Die Entwicklung freut natürlich auch die Liga-Verantwortlichen. «Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung», erklärte Denis Vaucher, der Direktor der National League und der Swiss League, bereits vor dem Start in die Saison. Dazu gehören für ihn auch die Projekte in Visp und Pruntrut (HC Ajoie).
Im Prinzip sieht Vaucher nur noch ein Sorgenkind: Genève-Servette. Nach verschiedenen gescheiterten Anläufen deutet im Moment nichts auf den baldigen Ersatz der 1958 eröffneten Les-Vernets-Halle hin. «Die Kriterien der Liga bezüglich Sicherheit oder Gastronomie werden erfüllt», sagte Vaucher im September gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Aber um sich entwickeln zu können, brauchen die Organisationen in der National League eine moderne Infrastruktur.»
Schwieriges erstes Spiel
Solche Sorgen hat der HC Davos schon bald nicht mehr. Spieler und Coaching-Staff denken aber ohnehin kurzfristiger. In der Tabelle liegen sie zwar auf dem zweitletzten Platz, haben aber fünf (!) Spiele weniger ausgetragen als die achtplatzierten SCL Tigers. Mit vier Siegen aus acht Auswärtsspielen sind die Bündner unter dem neuen Headcoach Christian Wohlwend durchaus erfolgreich in die erste volle Saison ohne Arno Del Curto nach 23 Jahren gestartet.
Im völlig missratenen letzten Winter war der HCD sowieso das schlechteste Heimteam der Liga. Vielleicht sagt Wohlwend auch deshalb: «Ob zuhause oder auswärts: Ich freue mich auf jeden Match, egal wo er ist.» Bei den Spielern tönt das allerdings ein wenig anders. «Wir freuen uns extrem», betont Andres Ambühl, der am Freitag sein 1001. Spiel in der National League bestreitet. «Wir können es kaum erwarten.»
Chancen auf einen Sieg haben die Davoser gegen Leader Biel allerdings kaum. Zumindest, wenn man auf die Statistik schaut. Als Lausanne gegen Genève-Servette die neue Halle einweihte, dauerte es gerade mal zehn (!) Sekunden, ehe das erste Gegentor fiel. Das zweite Heimspiel ging gegen Davos gleich mit 1:7 verloren. Seit diesen beiden Niederlagen hat Lausanne aber inklusive Champions League vier Heimsiege in Folge gefeiert.
Als Fribourg nach vier Auswärtsspielen auf heimisches Eis zurückkehrte, skorte Berns Thomas Rüfenacht nach weniger als fünf Minuten das erste Gegentor. Gegen Biel wird die Aufgabe also extrem schwierig, längerfristig sollte sich die sanierte Eishalle aber auf jeden Fall auszahlen.