Gewohnt schonungslos analysiert Experte Morgan Samuelsson im Gespräch mit «blue Sport» die laufende Schweizer Eishockey-Meisterschaft. Vor allem der HC Ambri-Piotta kriegt sein Fett weg.
Mit Ausnahme von Davos und Lausanne haben die National-League-Teams allesamt 46 von 52 Spielen der Regular Season absolviert. Die Tabelle ist aussagekräftig wie selten zuvor in einer coronageprägten Saison. Im Gespräch mit «blue Sport» blickt Experte Morgan Samuelsson zurück, bevor es mit den Playoffs in die alles entscheidende Phase geht.
Morgan Samuelsson über …
… Quali-Sieger EVZ
Eine gut organisierte Mannschaft. Eine Mannschaft, die einen Gameplan hat und versucht, den zu verfolgen. Die Spieler setzen das um, egal ob sie viele Verletzte haben oder nicht. (…) Die kommen zur Arbeit, um zu gewinnen und das macht den EV Zug aus. Die sind nicht viel besser als die anderen, aber sie halten zusammen.
Wenn man rein die Qualifikation anschaut, könnte es sein, dass sie Meister werden. Aber irgendwie ist mein Gefühl, dass sie vielleicht ein bisschen zu weich sind, wenn es darauf ankommt. Dass sie es physisch nicht können. Sie haben zu viele spielerische Sachen. (…) Sie weichen ab und zu aus in den Zweikämpfen. Und wenn man das macht, wird es schwierig, Meister zu werden. Sie sind blendend gut – und wenn sie den Mut am Schluss finden, könnte das einen Titel geben. Aber ich zweifle ein wenig.
… die Überraschung der Saison
Genève-Servette, das muss ich sagen. Die spielen sehr gutes Eishockey. Die spielen physisch, schnell, kontrolliert – sie haben wirklich ein gutes Konzept. Das gefällt mir.
… die Enttäuschung der Saison
Ambri. Sie haben gar kein Spiel. Sie schiessen die Scheibe so schnell wie möglich weg vom eigenen Drittel. Sie versuchen gar nicht, Hockey zu spielen. Sie versuchen nur, Hockey zu kämpfen. Das gefällt mir gar nicht.
Da fehlt ein vierter Ausländer extrem. Für eine Mannschaft wie Ambri hat das natürlich katastrophale Folgen, das sehen wir auch in dieser Saison. Die kommen gar nicht auf Touren. Kämpfen tun sie immer, aber sie spielen kein Eishockey. Wir müssen auch sagen, Nättinen hat zwar die ersten 15 Spiele super gespielt und Tore geschossen. Aber nachher war er eine lahme Ente.
… das bittere Karriereende von Du Bois
Das ist natürlich tragisch, dass er die Karriere so beenden muss. Er hätte sicher gern bis zum Schluss gespielt. Aber er hat auch schon im Sommer gesagt, dass er sich abgefunden hat, dass es nach dieser Saison fertig ist. Jetzt ist es halt eineinhalb Monate zu früh – aber ich glaube, er ist okay mit dem. Gratuliere zu einer grandiosen Karriere, Félicien Du Bois!
… den Kampf um die Playoffs
Rappi und Bern schaffen es in die Pre-Playoffs, aber nicht in die Playoffs und müssen zusammen mit Ambri und Langnau in die Ferien.