Brasiliens erstes EndspielNeymar hat eingesehen, dass mehr von ihm verlangt wird – Coutinho: «Das erste Endspiel»
SDA
22.6.2018 - 06:34
Brasilien muss in der Schweizer Gruppe E in die Spur finden. Wenn sich der Titelfavorit am Freitag ab 14.00 Uhr mit Costa Rica misst, zählt für ihn einzig der Sieg.
Geben die Brasilianer nach dem 1:1 gegen die Schweiz weitere Punkte ab, wird es zäh.
Mit breiter Brust waren die Brasilianer ins Turnier gegangen. Unter Tite, ihrem neuen Coach, hatten sie schliesslich seit über einem Jahr kein Spiel mehr verloren. Eine Niederlage gab es zwar auch im WM-Startspiel nicht, doch das Unentschieden gegen die Schweiz machte aus der Ansammlung von Weltklassespielern dennoch einen gefühlten Verlierer. Bezeichnend war der Gemütszustand ihres Vorzeige-Cracks: Neymar war genervt, von Valon Behrami und der Schweizer Härte zermürbt.
Neymar hat eingesehen, dass mehr von ihm verlangt wird
10 Mal pfiff der Schiedsrichter ein Foul gegen den Star von Paris Saint-Germain. Letztmals war in einem WM-Spiel vor 20 Jahren ein Spieler öfter von den Beinen geholt worden (der Engländer Alan Shearer 11 Mal). Der frustrierte Neymar beklagte sich hinterher bitter über die eidgenössische Gangart, seine Tänzchen und Tricks verkamen zum egoistischen Selbstzweck.
Inzwischen hat offensichtlich auch Neymar eingesehen, dass eine Steigerung nötig ist. «Wir müssen sehr viel besser spielen als beim Auftakt», sagte er gegenüber dem brasilianischen Internetportal GloboEsporte. Wegen Schmerzen im rechten Knöchel hatte Neymar erst am Mittwoch wieder mittrainiert. Mittlerweile fühle sich der Fuss gut an. Mit neuer Kurzhaar-Frisur will er gegen Costa Rica alte Qualitäten zeigen.
Philippe Coutinho, am letzten Sonntag gegen die Schweiz Schütze des sehenswerten 1:0, hofft darauf, mit Costa Rica auf einen Gegner zu treffen, der eher mitspielt als die Schweiz. Der Barcelona-Angreifer ist sich der Wichtigkeit des Spiels bewusst: «Wir bestreiten bereits einen ersten Final.»
Costa Rica – noch ein Stolperstein für Brasilien
Sollte es mit dem erwarteten Sieg nichts werden, wäre es das erste Mal seit den Siebzigerjahren, dass die Brasilianer vier WM-Spiele hintereinander sieglos blieben. Die WM im eigenen Land vor vier Jahren hatten sie mit vernichtenden Niederlagen gegen Deutschland (1:7 im Halbfinal) und den Niederlanden (0:3 im Spiel um Platz 3) abgeschlossen.
Gegner Costa Rica, 2014 sensationeller Viertelfinalist, verlor sein Startspiel gegen Serbien durch das Freistosstor von Aleksandar Kolarov, das ihr prominenter Torhüter Keylor Navas nicht verhindern konnte. Im Fall einer weiteren Niederlage wären die Mittelamerikaner bereits vor ihrem abschliessenden Gruppenspiel vom kommenden Mittwoch gegen die Schweiz ausgeschieden. Bei wichtigen Gelegenheiten waren sie noch nie ein Stolperstein für die Brasilianer, die neun der zehn bisherigen direkten Duelle gewannen. Die einzige Niederlage der Brasil-Kicker datiert von 1960 und war ein Testspiel.
In Brasilien kümmert man sich primär ums eigene Team. Die Fachleute von GloboEsporte erwarteten schon am Mittwoch gegenüber dem Startspiel gegen die Schweiz keine Änderung der Startformation – und wurden an der Pressekonferenz von Tite bestätigt. Costa Rica spiele das gleiche System wie Österreich, das kurz vor der WM 3:0 geschlagen wurde. Rotieren soll nur die Captain-Binde, die von Marcelo zu Thiago Silva wechselt.
Im Sturm soll wiederum Gabriel Jesus beginnen, obwohl er beim ersten Auftritt nicht überzeugte. Enttäuscht er auch diesmal, wird Trainer Tite kaum wie gegen die Schweiz so lange zuwarten, bis er ihn durch Roberto Firmino ersetzt. Der Liverpooler machte in gut zehn Minuten deutlich mehr Betrieb als zuvor Gabriel Jesus vom englischen Meister Meister Manchester City.
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