Von wegen Pflichtsiege Brasilien und Belgien gefordert: Geht das Favoritensterben weiter?

SDA

2.7.2018 - 08:42

Lukakus Belgier werden von Japan gefordert, Brasilien mit Neymar messen sich an Mexiko
Lukakus Belgier werden von Japan gefordert, Brasilien mit Neymar messen sich an Mexiko
Source: Getty Images

In den heutigen Achtelfinals sind die Rollen klar verteilt. Brasilien tritt in Samara gegen Mexiko (16.00 Uhr) ebenso als klarer Favorit an wie vier Stunden später Belgien gegen Japan.

Geht es nach dem Selbstverständnis der Brasilianer, kann der Achtelfinal gegen Mexiko nur eine Zwischenstation sein. Ihre Supporter glauben, das Team sei zu gut besetzt, um gegen diesen Gegner zu scheitern. Dabei gäbe es durchaus Anzeichen, die zur Vorsicht mahnen.

Superstar Neymar, der sich Ende Februar den Mittelfuss gebrochen und erst zwei Wochen vor der WM sein Comeback gegeben hatte, zeigte zwar in der Vorrunde so viele Dribblings und Torschüsse wie niemand sonst, und gegen Serbien gelang ihm eine klare Steigerung. Doch ganz der Alte war er bisher (noch) nicht. Allzu oft gab er – mit schauspielerischen Mängeln - den sterbenden Schwan. Weitere solche Einlagen sollte er sich nicht leisten. Wie der bisher zweifache Torschütze Philippe Coutinho und «Abräumer» Casemiro ist er mit einer Gelben Karte vorbelastet.

Sorgen muss man sich zudem um Marcelo machen, den wichtigen Mann auf der linken Seite, der als eigentlicher Verteidiger auch für die Offensive von Bedeutung ist. Der 30-Jährige von Real Madrid erlitt im letzten Vorrundenspiel gegen Serbien einen Hexenschuss und fehlte danach im Training. Sein Pendant auf der rechten Seite, Dani Alves, hatte ja verletzungsbedingt die Reise nach Russland erst gar nicht antreten können. Klar ist aber auch, dass die individuelle Klasse der Brasilianer noch immer ausreichen müsste. Letztmals scheiterte Brasilien 1990 bereits in den Achtelfinals einer WM.

Mexiko will endlich wieder unter die letzten Acht

In krassem Gegensatz dazu stehen die Mexikaner. Für sie geht zum aktuellen Zeitpunkt das Turnier fast schon traditionell zu Ende. Sechs Mal in Folge schieden sie zuletzt in den Achtelfinals aus, der Reihe nach blieben sie gegen Bulgarien (1994), Deutschland (1998), die USA (2002), Argentinien (2006 und 2010) sowie die Niederlande (2014) hängen. Diesmal soll es anders werden, diesmal wollen sie endlich diese «quinto partido», eine fünfte Partie, bestreiten können. An der Heim-WM 1986 stand Mexiko letztmals in den Viertelfinals.

Mit ihrem unerwarteten 1:0-Auftaktsieg gegen Deutschland hatten die Mexikaner grossen Anteil am frühen Out des Titelverteidigers. Aber wegen der 0:3-Niederlage gegen Schweden blieb ihnen letztlich dennoch nur Platz 2 in ihrer Gruppe, weshalb sie jetzt in der ersten K.o.-Runde nicht auf die Schweiz, sondern auf den fünffachen Weltmeister treffen. An der WM 2014 gab es das Duell in der Vorrunde. 0:0 trennten sich die beiden Teams. Am Montag werden Tore fallen – spätestens im Penaltyschiessen.

Mexiko muss auf den gesperrten Hector Moreno verzichten. Für ihn könnte der 39-jährige Rafael Marquez in die Startelf rücken. Der ehemalige Verteidiger von Barcelona wäre der Erste, der fünf WM-Achtelfinals bestreiten würde.

EM 2016 dient Belgien als Lehre

In der Vorrunde produzierte Belgien die meisten Torschüsse und Goals aller WM-Teilnehmer. Damit wurde die Mannschaft des spanischen Trainers Roberto Martinez vorerst den Einschätzungen gerecht, wonach sie zu den Mitfavoriten auf den Titel eingestuft werden muss. Gegner Japan dagegen, der es noch nie in die Viertelfinals einer WM geschafft hat, dürfte der überraschendste aller Achtelfinalisten sein. Nur die Tatsache, weniger Gelbe Karten erhalten zu haben als der Senegal, hatte die Asiaten in die K.o.-Phase gebracht. Mit dem peinlichen Ballgeschiebe in den letzten 10 Minuten gegen Polen, als sie nur noch das Resultat hielten, machten sich die Japaner aber keine Freunde.

Belgien ist trotz seiner Favoritenstellung gewarnt. Schon vor vier Jahren an der WM in Brasilien hatte die Equipe die Gruppenphase ohne Verlustpunkt überstanden. Dann folgten ein knapper Sieg nach Verlängerung gegen die USA - und gegen Argentinien im Viertelfinal das Aus. Noch schlimmer traf es Belgien 2016 an der EM in Frankreich, wo es in den Viertelfinals eine 1:3-Niederlage gegen Wales absetzte. Napoli-Stürmer Dries Mertens erinnert sich nur ungern: «Vor dem Viertelfinal sagten alle, da kämen wir locker durch – prompt schieden wir aus.»

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