Analyse Schweden im Check: So stark ist unser Achtelfinal-Gegner wirklich

Jan Arnet

2.7.2018

Die Schweden überzeugen in Russland mit starker Teamleistung.
Die Schweden überzeugen in Russland mit starker Teamleistung.
Bild: Getty Images

Schweden. Ein Team ohne die ganz grossen Namen, doch die Blågult überrascht in Russland mit ihrer abgeklärten Spielweise, stabiler Defensive und ihrem gefährlichem Konterspiel. Wir nehmen unseren Achtelfinal-Gegner genau unter die Lupe und sagen, wie Schweden zu schlagen ist.

Das Spiel der Schweden

Den Ball überlassen die Schweden gerne ihrem Gegner. Das zeigen auch die Spiele in der Gruppenphase. Beim 3:0-Sieg gegen Mexiko hatte das Team von Janne Andersson nur 34 Prozent Ballbesitz. Bei der Last-Minute-Niederlage gegen Deutschand sogar nur 28 Prozent. Nur gegen die Südkoreaner hatte Schweden öfter den Ball (52 Prozent), tat sich aber schwer, viele Chancen zu erarbeiten. Lieber spielt die Blågult auf Konter und versucht so rasch wie möglich die beiden Spitzen (Berg und Toivonen) zu lancieren. Kompakt stehen, auf Fehler lauern und schnell umschalten ist für Trainer Andersson der Schlüssel zum Erfolg – Kick and Rush statt Tiki-Taka.

Die Stärken

Mit ihrer stabilen Defensive brachten die Schweden in den WM-Playoffs Italien zum Verzweifeln. Und auch Deutschland tat sich unheimlich schwer, obschon der augeschiedene Titelverteidiger das Duell noch mit 2:1 gewann. Auch, weil die beiden Stürmer stark nach hinten arbeiten und die ersten Verteidiger sind. Sind die Skandinavier mal offensiv unterwegs, suchen sie den Zweikampf im Strafraum. Gegen Südkorea und Mexiko bekamen sie einen Penalty zugesprochen und auch gegen Deutschland hätte Schweden einen Elfer erhalten müssen.

Die grösste Gefahr geht ohnehin von Standardsituationen aus. Mit Emil Forsberg hat Schweden einen Freistossspezialisten im Team. Die beiden grossgewachsenen Stürmer Berg und Toivonen wie auch die kopfballstarken Innenverteidiger Granqvist und Lindelöf sind brandgefährlich. 

Der gefährlichste Schwede: Emil Forsberg.
Der gefährlichste Schwede: Emil Forsberg.
Bild: Getty Images

Die Schwächen

Den Schweden fehlt der Überraschungseffekt, ihr Spiel ist nicht sehr schwer zu lesen. Mit wenigen Ausnahmen fehlt dem Team die spielerische Klasse, um einen Spielzug von hinten bis vors Tor durchzubringen. So versuchen die Schweden es erst gar nicht, von hinten herauszuspielen, sondern dreschen den Ball gerne ohne Risiko nach vorne. Verliert die Mannschaft in der Offensive den Ball, ist sie bei Tempo-Vorstössen über die Flügel schnell überfordert.

Im Mittelfeld muss Schweden auf Stammspieler Sebastian Larsson verzichten, der gegen Mexiko seine zweite Gelbe Karte sah. Für ihn wird wohl Gustav Svensson spielen, der erst einmal in einem Pflichtspiel seiner Nationalmannschaft in der Startelf stand. Mit Albin Ekdal und Viktor Claesson sind zwei weitere Mittelfeldspieler Gelb vorbelastet und werden gegen die Schweiz wie Aussneverteidiger Mikael Lustig womöglich mit angezogener Handbremse spielen. 

Das Team ist der Star

Janne Andersson traf schon vor der WM eine ganz wichtige Entscheidung: Er holte den besten schwedischen Fussballer der Geschichte nicht zurück ins Nationalteam, obwohl Zlatan Ibrahimovic wohl gerne dabei gewesen wäre. Mit der Nicht-Berücksichtigung für den grossen Star stärkte Andersson den Teamgedanken, seit Zlatans Rücktritt im Jahr 2016 wurden die Schweden zu einer richtigen Einheit. Eine Mannschaft, die nicht von Einzelspielern abhängig ist.

Müsste man doch einen Schlüsselspieler nennen, ist dies bestimmt Emil Forsberg. Der Offensivspieler von RB Leipzig ist mit seiner Schuss- und Passstärke immer wieder für einen Geniestreich gut. Das Team ist sehr erfahren, die beiden Verteidiger Augustinsson und Lindelöf sind die einzigen Spieler, die jünger als 26 Jahre alt sind. Lindelöf ist mit 23 Jahren der jüngste Spieler überhaupt im Team. 

Janne Andersson liess Ibrahimovic zuhause – und machte damit alles richtig.
Janne Andersson liess Ibrahimovic zuhause – und machte damit alles richtig.
Bild: Keystone

So sind die Schweden zu knacken

Anders als gegen Brasilien, Serbien und Costa Rica müssen die Schweizer gegen Schweden von Anfang an konzentriert ans Werke gehen. Ein früher Rückstand – ja überhaupt ein Rückstand wäre für die Nati alles andere als wünschenswert, da die Blågult bei einer Führung die Räume noch enger macht. Die Schweizer müssen geduldig sein, mit ihrem Ballbesitz den Gegner laufen lassen, um bei einer allfälligen Verlängerung frischer als die Schweden zu sein. Gefährliche Standards gilt es zu verhindern. Flanken sind die falsche Taktik gegen die zweikampfstarken Schweden. Die Schweiz muss spielerische Mittel finden, um diese kämpferischen Wikinger niederzuringen. 


Am Dienstag um 16 Uhr gilt es in St. Petersburg ernst! Schafft die Schweiz den erstmaligen Viertelfinal-Einzug seit 1954? Verfolgen Sie die Partie gegen Schweden live auf Bluewin.

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