Nicht oft wird ein Goalie nach einer Niederlage so gefeiert wie Gregor Kobel nach seinen Heldentaten gegen RB Leipzig. Die Lobeshymnen für den jungen Schweizer werden immer lauter.
«Er hat ausgezeichnet gespielt. Gregor ist ein Spieler, der nicht nur wegen seines Torwartspiels, sondern auch wegen seiner Persönlichkeit der Mannschaft sehr, sehr gut tut. Er kann gut coachen, hat eine gute Verbindung zu seinen Vorderleuten, hat viele Bälle und uns so im Spiel gehalten», sagt Stuttgart-Trainer Pellegrino Matarazzo über seinen Keeper nach der 0:2-Niederlage gegen Leipzig am Sonntag.
Stuttgart hat zwar verloren, Kobel mit mehreren Glanzparaden aber eine Blamage für den Aufsteiger verhindert. Matarazzo schwärmt von der starken Entwicklung des 23-Jährigen, der seit knapp zwei Jahren im VfB-Tor steht. Vor allem die körperliche Wucht des Torhüters hat es dem Coach angetan. Kobel ist gross, kräftig und reaktionsschnell. «Er ist ein extrem ehrgeiziger Athlet, ein Monster im Tor», sagt der Trainer.
Erst im Dezember hat der 1,94 Meter grosse Kobel seinen 23. Geburtstag gefeiert. Damit ist der Zürcher der jüngste Stammtorhüter der laufenden Bundesligasaison. Vergleicht man ihn mit Yann Sommer, dem besten Schweizer Keeper der letzten Jahre, ist Kobel an einem anderen Punkt der Karriere, als der Gladbach-Goalie in diesem Alter war. Sommer löste mit 23 gerade Franco Costanzo beim FC Basel als Stammkeeper ab, Kobel hat jetzt schon 31 Bundesligaspiele absolviert.
Volle Konzentration auf die eigene Entwicklung
In Stuttgart hat er sich längst als absoluter Leistungsträger etabliert. Er war nach dem Bundesliga-Abstieg des VfB 2019 von Hoffenheim zunächst ausgeliehen und letzten Sommer dann endgültig verpflichtet worden. Die vier Millionen Euro, die Stuttgart für Kobel zahlte, erweisen sich mehr und mehr als glänzende Investition.
Zumal die starken Leistungen natürlich auch Interessen wecken und Stuttgart den Schweizer eines Tages für ein Vielfaches verkaufen könnte. Bereits im letzten Sommer hatte Kobel ein Angebot von Hertha BSC auf dem Tisch. Doch der Keeper blieb und denkt nach wie vor nicht an einen Abschied.
«Ich habe erst im Sommer einen Vierjahresvertrag unterschrieben», sagte er im März dem «Kicker». Und was, wenn der BVB anklopfen sollte? «Ich bin ganz klar hier, um mich weiter zu verbessern und mit dem VfB das Maximale zu erreichen. Ich blicke nicht so weit nach vorne.»
Ist Kobel der nächste Nati-Stammgoalie?
Kobel hat sehr gute Karten, um Yann Sommer eines Tages als Nummer 1 der Nati abzulösen. Das glaubt auch Patrick Foletti, der Goalie-Trainer der Nati. «Er ist einer von denen, die das Potenzial haben, später einmal die Nummer 1 zu werden», sagte Foletti kürzlich der «NZZ». Allerdings wartet Kobel im Gegensatz zu seinen Konkurrenten Yvon Mvogo und Jonas Omlin noch auf sein Nati-Debüt.
Auf dem Nati-Radar ist der junge Goalie aber längst. Erstmals im A-Team dabei war er im Juni 2017 mit 20 Jahren. Und nun freute er sich im März über sein erstes Aufgebot seit zweieinhalb Jahren. Hext Kobel auch in Zukunft so wie gegen Leipzig – möglicherweise sogar bei einem Top-Klub – hat er nicht nur beste Chancen auf weitere Nati-Aufgebote. Er könnte den 32-jährigen Sommer vielleicht langfristig als Stammgoalie beerben.