Nach der Niederlage des FC Zürich gegen Napoli steht fest, dass die Schweiz im UEFA-Ranking aus den Top 15 rutscht und übernächste Saison nur noch vier Europacup-Startplätze hat. Was bedeutet das für den Schweizer Fussball?
Der FCZ hätte auswärts bei Napoli mindestens einen Punkt holen müssen, damit die Schweiz in der Fünfjahres-Wertung der UEFA noch eine Chance gehabt hätte, unter den besten 15 Ländern Europas zu verweilen. Doch die Zürcher verloren mit 0:2 und so bleibt die Schweiz auf dem 16. Rang. Nun ziehen die Konkurrenten Griechenland, Tschechien und Dänemark an uns vorbei.
Was dieser 16. Platz bedeutet? Ab der Saison 2020/21 können sich nur noch vier statt wie bis anhin fünf Teams für den Europacup qualifizieren. Der Meister muss nicht mehr nur die Playoffs zur Champions League bestreiten, sondern dazu noch zwei weitere Quali-Runden überstehen. Und auch der Cupsieger ist ab übernächster Saison nicht mehr direkt für die Europa League qualifiziert. Das Horror-Szenario, dass sich in den letzten Monaten und Jahren angedeutet hatte, ist damit eingetroffen.
Dem FCZ ist kein Vorwurf zu machen. Der Cupsieger holte in dieser Saison fleissig Punkte für die Schweiz und schied letztlich gegen einen haushohen Favoriten aus. «Es gibt zwei, drei, vier andere Klubs, die sich in Vergangenheit etwas mehr hätten darauf (aufs UEFA-Ranking) fokussieren müssen», schickt FCZ-Präsident Ancillo Canepa einen kritischen Gruss Richtung Bern und Basel. Wobei der FCB für einen Grossteil der geholten 29'600 Punkten aus den letzten fünf Jahren verantwortlich ist.
Die Schweizer Klubs verlieren einen Teil des Schaufensters
Der Fall aus den Top 15 hat tiefgründige Folgen. «Dadurch verlieren auch die natonalen Wettbewerbe an Wert», sagt Winterthur-Profi Davide Callà im Teleclub-Studio. «Der FCZ zum Beispiel hat sich ja auch dank dem Cupsieg direkt für die Europa League qualifiziert. Man hat gewusst, dass man europäisch spielen kann, wenn man Meister wird oder den Cup gewinnt. Das ist dann nicht mehr der Fall und damit nicht gut für den Schweizer Fussball.»
Es könnte dazu führen, dass der Weg vieler ausländischer Talente nicht mehr in die Schweiz führt, da es künftig aus der Schweiz aus schwieriger wird, sich auf der europäischen Bühne zu präsentieren. «Die Schweizer Klubs verlieren damit ein Stück weit ihr Schaufenster, um ihre talentierten Spieler zu präsentieren und dann zu verkaufen. Die Super League ist und bleibt ja eine Ausbildungsliga», sagt Callà.
Auch Daniel Gygax, der einst mit Lille in der Champions Leauge spielte, findet das extrem bitter. «Die Situation erinnert ein wenig an kleine Länder, die sich Runde für Runde durch die Quali beissen müssen, um die Playoffs zu erreichen und es dann trotzdem nicht zu schaffen», sagt er.
Teleclub-Experte Gilbert Gress hingegen sieht das Ganze etwas weniger dramatisch: «Das Ziel muss weiterhin sein, einen Pokal zu gewinnen. Wenn man einen Pokal gewonnen hat, denkt jeder gleich an den Europacup. Dabei ist es doch das Schönste, einen Pokal zu gewinnen.»