Wilde Gesten beim Penalty-Krimi Eingewechselter Australien-Goalie tanzt seine Nation an die WM

DPA/jar

14.6.2022

Was für eine Geschichte! Eingewechselt in der 120. Minute des WM-Playoffs mit nur einem Auftrag: Elfmeter halten. Und was macht der Hühne Andrew Redmayne? Er sorgt für zwei peruanische Fehlschüsse, auf eine sehr denkwürdige Weise. Und löst das WM-Ticket für Australien.

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14.6.2022

Lange nach dem Rest der freudetrunkenen Mannschaft kam Andrew Redmayne, 33 Jahre alt und ein 1,94-Meter-Hühne mit markantem Vollbart, aus der Kabine. Redmayne ist Ersatzkeeper bei den Socceroos – und seit Montagabend kurz vor Mitternacht Ortszeit in Katar und damit zur Frühstückszeit in der Heimat der wohl berühmteste Elfmeter-Zappler seines Landes.

Nein, fassen könne er es noch nicht, sagte Redmayne. «Das ist ziemlich surreal.» In der 120. Minute wurde der Torwart des FC Sydney eingewechselt für Captain Mathew Ryan, der fast 70 Mal für Australien spielte. «Es hat sich ausgezahlt in der besten nur vorstellbaren Art und Weise», kommentierte die australische Zeitung «The Age».

Es war erst sein zweiter Einsatz für die Socceroos in einem Pflichtspiel, gegen Nepal hatte er im Juni 2021 mal spielen dürfen. Der Kurzeinsatz reichte, um Redmayne berühmt zu machen. Auch, wenn er davon nichts wissen wollte: «Ich würde mich nicht als Held bezeichnen. Ich habe nur einen kleinen Teil dazu beigetragen.»

Ein dehnender Hampelmann im Tor

Sein Beitrag wird aber so schnell nicht vergessen werden. Denn es war vor allem die Art und Weise, wie Redmayne die Schützen Perus beim 5:4 im Elfmeterschiessen im Ahmad Bin Ali Stadion im WM-Gastgeberland Katar durcheinanderbrachte. Er rannte die Torlinie entlang, wirbelte mit den Armen wie ein Hampelmann, legte sogar Drehungen hin. Es wirkte schon ein bisschen skurril. «Es bringt den Spieler aus dem Konzept. Du verlierst die Konzentration», sagte Ajdin Hrustić von Eintracht Frankfurt.

Zwei Fehlschüsse provozierte Redmayne. Einer ging an den Pfosten, den entscheidenden letzten Versuch wehrte er selbst ab. «Er hat eine spezielle Geschichte für sich und für uns geschrieben», sagte Auswahlkollege Jackson Irvine, von der personellen Finte durch Trainer Graham Arnold war er selbst überrascht. «Fussball ist manchmal auch Psychologie», betonte der Profi des FC St. Pauli.

Australien-Goalie Andrew Redmayne wird zum gefeierten Mann.
Australien-Goalie Andrew Redmayne wird zum gefeierten Mann.
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Costa Rica und Neuseeland kämpfen um letztes WM-Ticket

Spielen werden die Australier bei ihrer insgesamt sechsten WM-Teilnahme und der fünften nacheinander in der Gruppe D mit Frankreich, Dänemark und Tunesien. Bei zweien werden Erinnerungen an die WM vor vier Jahren wach. Der spätere Weltmeister Frankreich startete mit einem 2:1-Sieg gegen Australien in das Turnier, gegen Dänemark gab es ein 1:1, letztlich scheiterten die Australier in der Gruppenphase. Ihr bestes Abschneiden bei einer WM war das Erreichen der Runde der besten 16, 2006 in Deutschland war das. Nun wollen sie mehr. Allein schon, damit der neue Elfmeter-Held Redmayne eine Chance zum Zappeln in der K.o.-Runde bekommt.

Der 32. und letzte Platz wird an diesem Dienstag vergeben, wenn sich Neuseeland und Costa Rica ebenfalls im Ahmad Bin Ali Stadion in Ar-Rayyan gegenüberstehen. Der Sieger dieser Partie kommt in die Gruppe E mit Deutschland, Spanien und Japan.