Ach, ist das bitter. Da schiesst die Schweiz in Köln drei Tore gegen Deutschland und am Ende reicht es doch nur für den einen Punkt. Die Schweizer Nationalspieler in der Einzelkritik.
Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch
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Torhüter
Yann Sommer
An keinem der drei Gegentreffer trifft Sommer die Hauptschuld und doch hätte er an einem richtig guten Tag vielleicht einen weniger kassiert. Beim ersten wird er auf dem falschen Fuss erwischt und beim dritten, dem Hackentor von Gnabry, ist er noch mit der Hand am Ball, kann diesen aber nicht entscheidend ablenken. Dass er über Hexerqualitäten verfügt, das zeigt er in der 35. Minute: Mit einer Glanzparade lenkt er den Aussenristschuss von Gosens über die Latte und sorgt so dafür, dass die Schweiz mit einer Führung in die Pause geht.
Rechter Aussenverteidiger
Silvan Widmer
2014 debütierte Widmer in der Nationalmannschaft und doch bringt es der 27-Jährige auf nur neun Länderspieleinsätze, drei davon in diesem Jahr. Wäre Lichtsteiner nicht zurückgetreten, Mbabu gesund und Lang in Form, er stünde wohl nicht im Kader. Umso mehr gilt es herauszustreichen, dass Widmer seine Sache erneut gut macht und zu keinem Zeitpunkt ein Sicherheitsrisiko darstellt. Im Gegenteil, er ist da, wenn es ihn braucht und wagt auch vereinzelt offensive Vorstösse.
Innenverteidiger
Nico Elvedi
Elvedi ist ein sicherer Wert in der Defensive, auch gegen Deutschland erledigt er seinen Job unaufgeregt. Und doch stellt sich die Frage, ob er beim ersten und dritten Gegentreffer von jeglicher Schuld freizusprechen ist, steht er doch bei beiden Treffern am nächsten beim Torschützen. Die Meinungen dürften auseinander gehen, als Sündenbock herhalten muss er an diesem Abend aber definitiv nicht, ganz im Gegensatz zu seinem Nebenmann …
Innenverteidiger
Fabian Schär
Er findet gut ins Spiel, zeigt früh ein starkes Dribbling, ja, das könnte Schärs Spiel werden. Leider kommt es dann ganz anders. Beim ersten Gegentreffer steht er mit seiner missglückten Brustannahme am Ursprung, den zweiten legt er Havertz mit einem komplett missratenen Pass direkt vor und beim dritten agiert der 28-Jährige ebenfalls alles andere als stilsicher. In der 76. Minute kommt ein weiterer haarsträubender Fehlpass hinzu, diesen bügelt er allerdings selbst wieder aus. Dass Schär in der Nachspielzeit noch mit Gelb-Rot vom Platz fliegt und den Deutschen eine letzte Topchance offeriert, das passt an diesem Abend perfekt ins Bild.
Linker Aussenverteidiger
Ricardo Rodriguez
Rodriguez ist hellwach und antizipiert mehr als einmal goldrichtig. Sackstark auch sein Tackling in der 20. Minute, mit dem er eine Grosschance vereitelt. Bei den Toren, gleichgültig auf welcher Seite sie fallen, steht er nicht im Fokus. Nur einmal wird einem angst und bange, als er mit seinem schwächeren rechten Fuss eine doch sehr riskante Seitenverlagerung wagt – beinahe ging das ins Auge.
Linker Mittelfeldspieler
Steven Zuber
Besonders in den Startminuten fällt er auf, nach acht Minuten hat er schon zwei Gegenspieler getunnelt, das sehen die Fans natürlich gerne. Zählbares schaut bei ihm aber nicht heraus und sein Abschlussversuch kurz nach der Pause ist auch nur im Ansatz gefährlich. Den Ausgleichstreffer zum 3:3 leitet er mit einem Fehlpass ein. Nach 66. Minuten hat er Feierabend.
Zentraler Mittelfeldspieler
Remo Freuler
Freuler spielt eine brillante erste Halbzeit, bereitet in der 4. Minute Shaqiris Topchance vor und kurz darauf mit einem wuchtigen Kopfball das Tor. In der 27. Minute erzielt er dann selbst ein Tor der Extraklasse. Ein Lob über Neuer, den Rüdiger mit dem Kopf nicht mehr zu klären vermag. In der zweiten Halbzeit agiert Freuler dann zweimal etwas zu ungestüm und verschuldet so Freistösse am eigenen Sechzehner. Die segeln zwar am Tor vorbei, doch solche Fouls gilt es zu vermeiden.
Zentraler Mittelfeldspieler
Granit Xhaka
Eine solide Leistung, aber für die Musik sorgen an diesem Abend andere. Am zweiten Treffer hält er aber auch seine Aktien, fängt er doch den Pass von Toni Kroos im Mittelkreis ab und steht so am Ursprung des überfallartigen Konters.
Rechter Mittelfeldspieler
Xherdan Shaqiri
Das wäre ein Ding gewesen, hätte er nach gut vier Minuten zum 1:0 eingenetzt … Ihm gelingt freilich nicht alles und doch zeigt sich einmal mehr, wie wertvoll er für diese Mannschaft ist. Zweimal setzt er Seferovic perfekt in Szene, so wie es eben nur er kann. Dass nach seiner Auswechslung in der 66. Minute kaum noch etwas nach vorne geht, das spricht ja letztlich auch für Shaqiri.
Mittelstürmer
Haris Seferovic
Gegen die Spanier hatte er kaum einen Ball in den Füssen, gegen Deutschland sieht das ganz anders aus. Allerdings geht er mit seinen Chancen ziemlich fahrlässig um. Das 2:0 von Freuler bereitet er dafür mit einem starken Querpass vor und vor dem 3:2 scheitert er zwar gleich zweimal an Neuer, doch die Deutschen können die Situation nicht klären und so fällt das Tor doch noch, bloss erzielt es sein Sturmpartner.
Mittelstürmer
Mario Gavranovic
Der 30-Jährige nickt in der 5. Minute zum 1:0 ein, spielt vor dem 2:0 den öffnenden Pass auf Assistgeber Seferovic und das 3:0 erzielt er dann wieder höchstpersönlich, gnadenlos zimmert er die Kugel in die Maschen. Schade nur, erzielt er nach dem 3:2 nicht auch noch das 4:2, denn die Chance dazu hätte er gehabt. Doch das wäre wohl zu viel des Guten gewesen. In der 75. Minute wird er ausgewechselt – aber er darf sicher wieder kommen …
Ab 66. Minute für Shaqiri
Djibril Sow
Er kommt für Shaqiri, ist aber deutlich defensiver eingestellt. Eine schlechte Ballannahme verhindert, dass er in der 86. Minute alleine vor Neuer zum Abschluss kommt.
Ab 66. Minute für Zuber
Edimilson Fernandes
Fünf Minuten nach seiner Einwechslung unterläuft ihm ein miserabler Fehlpass. Dem gegenüber steht ein guter Ball auf Sow, der damit, wie oben erwähnt, nichts anzufangen weiss.
Ab 75. Minute für Gavranovic
Admir Mehmedi
Zu kurzer Einsatz für eine Bewertung.
Ab 85. Minute für Freuler
Loris Benito
Zu kurzer Einsatz für eine Bewertung.
Ab 85. Minute für Seferovic
Cedric Itten
Zu kurzer Einsatz für eine Bewertung.
Deutschland – Schweiz 3:3 (1:2)
Köln. – Keine Zuschauer. – SR Buquet (FRA). – Tore: 5. Gavranovic (Freuler) 0:1. 26. Freuler (Seferovic) 0:2. 28. Werner 1:2. 55. Havertz 2:2. 56. Gavranovic (Seferovic) 2:3. 60. Gnabry (Werner) 3:3.
Deutschland: Neuer; Klostermann, Ginter (77. Can), Rüdiger, Gosens (58. Halstenberg); Kimmich, Kroos; Goretzka; Havertz (77. Draxler), Werner, Gnabry.
Schweiz: Sommer; Elvedi, Schär, Rodriguez; Widmer, Freuler (85. Benito), Xhaka, Zuber (66. Fernandes); Shaqiri (66. Sow); Gavranovic (75. Mehmedi), Seferovic (85. Itten).
Bemerkungen: Schweiz ohne Akanji und Steffen (beide positiv auf Corona getestet) sowie Aebischer, Ajeti, Embolo, Lang, Mbabu und Zakaria (alle verletzt). 100. Länderspiel von Kroos. 49. Pfostenschuss von Havertz. 93. Gelb-Rote Karte gegen Schär wegen Fouls. Verwarnungen: 28. Schär (Foul). 36. Gosens (Foul). 50. Gavranovic (Foul). 51. Xhaka (Foul). 66. Kroos (Foul).