Nach der 1:5-Pleite gegen Aufsteiger Stuttgart trennt sich Borussia Dortmund von Cheftrainer Lucien Favre. Der Entscheid wirft viele Fragen auf, nicht zuletzt die des Nachfolgers. «blue Sport» analysiert die Top-Favoriten.
Der Favorit
Marco Rose
Mit seinen wilden Gladbachern mischt Rose gerade die europäische Fussballszene auf. Der gelungene Einzug ins Achtelfinale der Champions League ist der erste in der Vereinsgeschichte. Wohl mit ein Grund, weshalb ihn sowohl die deutsche «Bild» als auch die «Ruhrnachrichten» aktuell als Top-Favorit auf Favres Nachfolge handeln. Wie «Transfer-Experte» Gianluca di Marzio wissen will, soll Rose sogar schon eine grundsätzliche Vereinbarung mit dem BVB für die Saison 2021/22 getroffen haben.
Vor der Partie gegen Eintracht Frankfurt am Dienstagabend hielt sich Rose gegenüber «Sky» bedeckt. «Ich fühle mich wohl (in Gladbach). Ich beschäftige mich nicht mit den Gerüchten und kommentiere sie auch nicht.» Sportchef Max Eberl blieb ebenfalls wortkarg: «Wir werden schauen, was passiert.»
Trotz Erfolgen in der Champions League will den «Fohlen» unter Rose in der laufenden Saison aber nicht alles gelingen. Nach 17 Punkten aus 12 Spielen ist die Tabellenspitze in der Bundesliga bereits vor Rennhälfte weit entfernt. In Gladbach zwar kein Grund zur Aufregung, in Dortmund hingegen ein Kündigungsgrund. Erste Zweifel an Roses Meisterschaftstauglichkeit wären wohl schon vor Amtsantritt gesät.
Die Alternative
Jesse Marsch
Der Amerikaner sorgt an der Seitenlinie der Salzburger seit geraumer Zeit für Furore. Dass die Adaption aus der österreichischen in die deutsche Bundesliga funktioniert, das zeigten bereits mehrere Vorgänger von Marsch. Mit Adi Hütter (Eintracht Frankfurt), Marco Rose (Mönchengladbach) und Oliver Glasner (VfL Wolfsburg) machen sich aktuell drei Ex-Salzburger in Deutschland einen Namen.
Marschs Vertrag läuft noch bis 2022. Gut möglich aber, dass die Bosse des 47-Jährigen im nächsten Sommer eigentlich einen konzerninternen Wechsel zu RB Leipzig für ihn vorgesehen hätten. Dort dürfte nach dem immer wahrscheinlicher werdenden Abgang von Julian Nagelsmann bald eine Stelle frei werden.
Der grosse Name
Mauricio Pochettino
Der Argentinier führte Tottenham 2019 völlig überraschend ins Champions-League-Finale. Trotz Niederlage gegen Liverpool zählt er seither zu den Top-Trainern in Europa. An ihm sollen aber auch Real Madrid (aktuell Zinédine Zidane) und Manchester United (aktuell Ole Gunnar Solskjaer) interessiert sein. Seit seinem Abgang bei den «Spurs» ist der 48-Jährige vereinslos.
Pochettino selbst flirtete zuletzt vor allem mit einem Wechsel zu den «Red Devils» nach Manchester. Ob er ein Angebot aus Dortmund ausschlagen würde, hängt wohl massgeblich mit dem zur Frage stehenden Lohn zusammen. Ist der BVB bereit, für Favres Nachfolge tief in die Tasche zu greifen?
Der Vergessene
Erik ten Hag
Vor einem Jahr galt ten Hag als Top-Favorit auf die Nachfolge von Niko Kovac beim FC Bayern. Der Wechsel nach München scheiterte nur, weil den Triple-Siegern unter Hansi Flick in der Folge alles gelang.
Zwölf Monate später ist der 50-Jährige etwas in Vergessenheit geraten. Wohl mit ein Grund: Die holländische Meisterschaft wurde im vergangenen Sommer aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen. Ten Hags Ajax Amsterdam wurde der Meistertitel aber nicht automatisch zugesprochen, obwohl die Mannschaft zum Zeitpunkt des Abbruchs Tabellenführer war.
Nun könnte Dortmund tun, was die Bayern einmal vorhatten und den Niederländer in die Bundesliga locken. Mit jungen Spielern – und davon gibt es beim BVB reichlich – kennt sich ten Hag bestens aus. Unter anderem bildete er Top-Talente wie Frenkie de Jong oder Matthijs de Ligt aus.
Die Bayern-Variante
Edin Terzic
Hansi Flick ist der lebende Beweis dafür, wie erfolgreich ein Interimstrainer sein kann. Innert zehn Monaten gewann Kovacs ehemaliger Assistent mit den Bayern alles, was es zu gewinnen gibt. Könnte Edin Terzic in Dortmund etwas Ähnliches gelingen?
Vorerst übernimmt Terzic den BVB bis Saisonende. Einen ersten Vorgeschmack auf seinen Fussball gab es am Dienstagabend. Der 38-Jährige setzte gegen Werder Bremen von Beginn weg auf Supertalent Youssoufa Moukoko – schlussendlich mühte sich der BVB zu einem 2:1-Erfolg. Reicht das?
Der Geheimtipp
Zeljko Buvac
Der Name «Zeljko Buvac» dürfte den meisten Dortmund-Fans nur zu gut bekannt sein. Als Assistent von Jürgen Klopp verhalf er dem BVB 2010 und 2011 zu zwei Meistertiteln. Nach Klopps Abgang folgte ihm der Serbe an die Anfield Road, wo er sich jedoch mit seinem langjährigen Partner (1998 – 2018) zerstritt und von seinem Posten zurücktrat.
Aktuell ist Buvac Sportdirektor bei Dinamo Moskau. Sein Vertrag läuft DORT bis 2022. Einzige Problematik: Der 59-Jährige war bisher noch nie Cheftrainer eines Fussballvereins. Den Klub und die Liga kennt der Serbe aber wie seine Westentasche.