Ein Twitter-User namens «gay_Bundesligaspieler» erntet derzeit im Netz grosse Aufmerksamkeit. Der anonyme User gibt an, in der 2. Bundesliga Fussball zu spielen und sich auf sein Outing vorzubereiten.
«Ich bin ein schwuler Spieler der 2. Bundesliga. Ich möchte mich bald outen, um das Versteckspiel zu beenden. Ich teste hier, ob ich den Druck aushalten kann... Ask me anything!» – dieser Eintrag ist am Mittwoch im Twitter-Profil «gay_Bundesligaspieler» zu lesen.
Hunderte Kommentare und Retweets sorgen schliesslich dafür, dass selbst grosse deutsche Zeitungen über den angeblich schwulen Fussballer berichten. Dieser gibt an, durch einen englischen Fussballer mit ähnlichem Vorhaben inspiriert worden zu sein. «The Gay Footballer» hatte im Sommer ebenfalls vor, sich zu outen, schaffte es aber nicht. «Ich dachte, ich sei stärker. Da lag ich falsch», schrieb er damals und löschte seinen Account.
Ob der Account fake oder echt ist, darüber kann man zum jetzigen Zeitpunkt nur spekulieren. Die grosse Aufmerksamkeit ist dem «gay_Bundesligaspieler» aber gewiss. Am Freitag hat er schon mehr als 4'000 Follower auf Twitter – darunter auch die Schweizer TV-Moderatorin Steffi Buchli.
Für den Betroffenen womöglich sogar zu viel des Guten. «OK ich wollte heute morgen nur kurz diesen Kanal checken. Muss mich erstmal sammeln – das gerät ja jetzt schon fast ausser Kontrolle», schreibt er am Freitagmorgen. Er kündigt aber an, die Sache weiter zu verfolgen: «Jetzt muss ich mich erst mal auf das Training konzentrieren. Heute Abend mehr.» Die Twitter-Gemeinde reagiert mit viel Zuspruch. Viele User versuchen, den «gay_Bundesligaspieler» zum nächsten Schritt zu ermutigen.
Im Fussball gilt Homosexualität noch immer als Tabu-Thema. Nur sehr wenige Profis haben sich bislang geoutet. Laut Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Babak Rafati würde es aber sehr viele Homosexuelle im Profifussball geben. «Ich kenne schwule Fussballer und Schiedsrichter in der Bundesliga, es gibt in jeder Mannschaft drei bis vier Spieler», sagte Rafati 2017 in einem «Blick»-Interview.
In der Schweiz war mit Pascal Erlachner jahrelang ein Schiedsrichter aktiv, der sich während seiner Aktivzeit als schwul geoutet hatte. Ende der letzten Saison gab Erlachner seinen Rücktritt, was allerdings nichts mit seiner sexuellen Orientierung zu tun hatte. Er sei sogar nach seinem Outing noch mehr respektiert worden, sagte er vor einigen Monaten: «Ich musste mir auf dem Platz keinen einzigen negativen Kommentar anhören.»
Mut dürfte dem «gay_Bundesligaspieler» auch Thomas Hitzlsperger geben. Der ehemalige deutsche Nationalspieler hatte sich im Januar 2014 nur wenige Monate nach seinem Karriereende geoutet und wurde zum ersten prominenten deutschen Profi, der mit seiner Homosexualität an die Öffentlichkeit ging. Hitzlsperger blieb dem Fussball dennoch erhalten, heute ist er Sport-Vorstand und Vorstandsvorsitzender des VfB Stuttgart.