Bei Luftalarm in den Schutzkeller In der ukrainischen Premjer-Liha rollt wieder der Ball

SDA

23.8.2022 - 15:00

Zuschauer sind in den Stadien noch nicht zugelassen. Trotzdem rollt der Ball auch in der Ukraine wieder.
Zuschauer sind in den Stadien noch nicht zugelassen. Trotzdem rollt der Ball auch in der Ukraine wieder.
Keystone

Die ukrainische Premjer-Liha startet in die neue Saison. Sie soll den kriegsgeplagten Ukrainern etwas Ablenkung verschaffen. Doch das Trauma ist auch zum Meisterschafts-Auftakt allgegenwärtig.

Fast auf den Tag genau ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn rollt in der Ukraine wieder der Ball. Mit der Begegnung zwischen Schachtjor Donezk und Metalist Charkiw nahm die höchste ukrainische Fussballliga am Dienstagmittag ihren Spielbetrieb wieder auf. Das Datum war kein Zufall, am offiziellen Tag der Staatsflagge sollten die Fussballer den kriegsgeplagten Ukrainern etwas Ablenkung verschaffen.

Doch von unbeschwertem Spielspass konnte keine Rede sein – was nicht unbedingt am torlosen Unentschieden zwischen Donezk und Charkiw lag. Der russische Angriffskrieg, der das Land seit dem 24. Februar in einen Ausnahmezustand versetzt, war auch beim Ligastart allgegenwärtig.

Vor dem Anpfiff des ersten Spiels in Kiew gedachten beide Teams mit einer Gedenkminute der Kriegsopfer, zudem durfte ein versehrter Kriegsveteran den symbolischen Anstoss ausführen. Von den Rängen gab es keinen Jubel; alle Spiele finden aus Sicherheitsgründen bis auf Weiteres ohne Zuschauer statt.

Bei Luftalarm in den Schutzkeller

Auch für die Profis gelten strenge Sicherheitsregeln. Bei einem Luftalarm wird das Spiel unverzüglich abgebrochen, alle Beteiligten haben sich dannzumal in die Schutzkeller zu begeben, die sich laut Konzept in unmittelbarer Nähe des Stadions befinden müssen. Sollte ein Wiederanpfiff der Partie nicht möglich sein, geht das Resultat zum Zeitpunkt des Alarms in die Wertung ein.

Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj soll sich höchstpersönlich für die Wiederaufnahme der Meisterschaft starkgemacht haben. «Ich habe mit Selenskyj darüber gesprochen, dass es wichtig ist, die Menschen mit Fussball abzulenken», sagte Andri Pawelko, der Präsident des ukrainischen Fussballverbandes.

Die Saison der Premjer-Liha begann ohne die Teams Desna Tschernihiw und Mariupol, deren Infrastruktur durch den Krieg massiv zerstört wurde. Die meisten Spiele sollen in Kiew und in westukrainischen Städten ausgetragen werden. Ein Ausweichen ins Ausland wäre das falsche Zeichen und «künstlich» gewesen, meinte Pawelko, der von einer «historischen Meisterschaft» sprach.