Serie A Milan und Inter an der Ligaspitze – mehr als bloss eine Momentaufnahme

sda

4.1.2021 - 11:22

Erstmals seit fast zehn Jahren dominieren die Mailänder wieder die Serie A. Milan und Inter führen die Rangliste an – Juventus, Roma oder Napoli folgen mit einem Rückstand von sechs Punkten oder mehr.

1. Milan. 2. Inter! Das ist vielleicht kein Bild für die Ewigkeit. Aber es ist mehr als bloss eine Momentaufnahme. Seit vier Runden führen die beiden Mailänder Klubs die Tabelle der Serie A an – getrennt durch nur einen Punkt.

Man muss weit zurückgehen, bis sich eine ähnliche Konstellation findet. Am Ende der Saison 2010/11 stand Milan ganz vorne, Inter wurde Zweiter. Seither gewann nur noch Juventus Turin den Scudetto, die Mailänder stürzten ab. Tiefpunkt war die Saison 2014/15: Inter wurde Achter, Milan sogar nur Zehnter.

Dass die Mailänder nun ihr gemeinsames Comeback an der Spitze der Serie A feiern, hat mehr mit Milan zu tun als mit Inter. Während sich Inter schon die vierte Saison in Folge in den Top 4 hält, darf sich der Stadtrivale erstmals seit fast zehn Jahren wieder mit höheren Zielen befassen. Auf Milans Meistertitel von 2011 folgten ein zweiter (2012) und ein dritter (2013) Platz – danach nur noch Klassierungen ausserhalb der Top 4.

Dennoch kommt der gute Saisonstart von Milan nicht aus dem Nichts. Die Mannschaft um Superstar Zlatan Ibrahimovic hatte schon die zwölf letzten Spiele der vergangenen Saison nach dem Lockdown ungeschlagen überstanden und mit 30 Punkten die beste Bilanz der Serie A ausgewiesen. Nun ist sie in dieser Saison die einzige aus den Top-5-Ligen ohne Niederlage.

Pioli und die Jugend

Dabei hat sich das junge Ensemble, das in den meisten Spielen einen Altersdurchschnitt von kaum 23 Jahren aufweist, zuletzt aus der Abhängigkeit des bald 39-jährigen Ibrahimovic gelöst. Wohl hat der Schwede in seinen ersten acht Einsätzen zehn Tore erzielt, doch seitdem er wegen einer Muskelverletzung fehlt, hat Milan aus sieben Spielen 17 Punkte geholt und dabei jedes Mal mindestens zwei Tore erzielt.

Milan zeigte sich in den letzten Monaten – aussergewöhnlich für eine derart junge Mannschaft – erstaunlich widerstandsfähig. Zwei Mal wurde ein 0:2-Rückstand wettgemacht. Insgesamt schon fünf Mal schoss das Team in den letzten Minuten oder in der Nachspielzeit entscheidende Tore – zuletzt kurz vor Weihnachten im Spitzenspiel gegen Champions-League-Achtelfinalist Lazio Rom das 3:2 in der 94. Minute.

Das Duo Paolo Maldini (Sportdirektor) und Stefano Pioli (Trainer) hat im letzten Jahr ein Team aufgebaut, dem unabhängig vom Ausgang dieser Meisterschaft eine grosse Zukunft bescheinigt wird. Seit Pioli das Zepter auf dem Trainingsplatz schwingt, haben sich einzelne Spieler derart entwickelt, dass ihre Marktwerte geradezu explodiert sind.

Bei keinem ist dies so sehr der Fall wie bei Aussenverteidiger Theo Hernandez. Der 23-jährige Franzose kam im Sommer für 20 Millionen Euro und als Restposten von Real Madrid. Mittlerweile gehen Experten davon aus, dass sein Marktwert nahe beim dreistelligen Millionenbereich liegt. Hernandez, der vor rund einem Jahr den Schweizer Ricardo Rodriguez aus der Startformation verdrängt hat, erzielte in dieser Saison schon vier Tore.

Conte und die Routiniers

Eine etwas andere Strategie als Milan hat Inter Mailand zum Titelanwärter gemacht. Die in der zweiten Saison vom erfolgsverwöhnten Antonio Conte trainierte Squadra verfügt durchaus auch über junges Blut, doch die Eckpfeiler sind die Routiniers. Der unverwüstliche Samir Handanovic (36) im Tor. Oder Stefan de Vrij (28) in der Abwehr. Oder Arturo Vidal (33) und Marcelo Brozovic (28) im Mittelfeld sowie Romelu Lukaku (27) im Sturm.

Ausserdem hat Conte auf dem Transfermarkt verstärkt nach Erfahrung Ausschau gehalten. Um die zweite Reihe zu besetzen, holte er Spieler wie Alexis Sanchez (32), Ashley Young (35), Christian Eriksen (28) oder eben Vidal. Gerade die Personalie Vidal löste im Umfeld eine Kontroverse aus. Inter war sich im Sommer an sich einig mit dem 20-jährigen Sandro Tonali von Serie-A-Absteiger Brescia. Der Internationale wird in Italien als Jahrhunderttalent gehandelt – einer wie Andrea Pirlo, wie sie sagen. Doch Conte winkte im letzten Moment ab; er wollte einen «fertigen» Spieler und entschied sich für Vidal. Und Tonali? Klar, er unterschrieb für eine Ablöse von 35 Millionen bei Milan.

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