6500 tote Arbeiter WM-Boykott: Niederländer liefern keinen Rasen nach Katar

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13.3.2021 - 06:48

Auch im neugebauten Al Bayt Stadium in Al Khor sollen 2022 WM-Spiele ausgetragen werden.
Auch im neugebauten Al Bayt Stadium in Al Khor sollen 2022 WM-Spiele ausgetragen werden.
Bild: Keystone

Ein niederländisches Unternehmen bricht mit einer langen Tradition und wird keinen Rasen für die WM-Stadien in Katar liefern. Ein Grund dafür ist die Lage der Menschenrechte in dem Wüstenstaat.

13.3.2021 - 06:48

Das Unternehmen Hendriks Graszoden liefert bereits seit Jahren den Rasen für Welt- und Europameisterschaften, zum Beispiel für die WM 2006 in Deutschland, die EM 2008 in der Schweiz und Österreich und die EM 2016 in Frankreich. Nun bestätigte die Firma, dass sie auf den Millionenauftrag verzichtet. «Manchmal sind andere Sachen wichtiger als Geld», so Firmenmanagerin Gerdien Vloet in niederländischen Medien.

Als Katar 2010 den Zuschlag für das WM-Turnier 2022 bekam, waren auch die Niederländer eingeladen worden. Schon beim ersten Besuch seien aber Bedenken aufgekommen, wie Vloet sagte. «Wir sahen, wie der Bau der Stadien dort verlief. Längst nicht alle Arbeiter trugen Schutzkleidung.» Die Zweifel seien später durch Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen verstärkt worden. «Wir wussten inzwischen, dass Menschen bei den Bauarbeiten ums Leben kamen. Aber dass es 6500 waren, wussten wir nicht.»

Schon mehr als 6500 Arbeiter verstorben

Zuletzt hatte die britische Zeitung «The Guardian» berichtet, seit der Vergabe der WM an Katar seien mehr als 6500 Arbeitnehmer aus fünf asiatischen Ländern in dem Emirat gestorben. Aus den Daten gehe nicht hervor, welche Tätigkeit diese ausgeübt und wo sie gearbeitet hätten, schrieb das Blatt.

Katars Regierung erklärte, die Sterberate sei in einem Bereich, der in einem zu erwartenden Bereich liege. Demnach arbeiten rund 1,4 Millionen Menschen aus den fünf Ländern in Katar. Nach Angaben des WM-Organisationskomitees starben bisher 37 ausländische Arbeiter, die auf Stadionbaustellen im Einsatz waren. Drei Todesfälle davon standen in Verbindung zu der Arbeit, 34 nicht, wie ein Sprecher des Organisationskomitees erklärte.

Das niederländische Unternehmen zog sich auch aus den Verhandlungen zurück, weil es die Qualitätsnormen der Organisatoren als zu niedrig ansah. Zunächst sollte der Rasen per Flugzeug nach Katar geflogen werden. Das kam für das Unternehmen wegen der hohen Kosten nicht infrage. Die Alternative, das Gras mit Hilfe von örtlichen Unternehmen in Katar zu züchten, lehnten die Niederländer ab.

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