Eine Frage der ZeitSchlechte Spiele, Streit mit Stars, Arroganz-Auftritte: Wie Mourinho bei ManUtd seine Entlassung einläutet
jar
1.10.2018
Vor der Saison war für die Buchmacher klar, welcher Premier-League-Trainer als erster gefeuert wird: José Mourinho, der die Klubführung kritisierte und seine eigenen Spieler schlecht redete. Nun scheint die Entlassung kurz bevorzustehen.
Am Freitag redete José Mourinho die missliche Situation bei Manchester United noch schön. Sein Team habe im September drei Spiele gewonnen und zweimal Unentschieden gespielt. Dass United im League Cup gegen das Unterklassige Derby County im Penaltyschiessen ausschied, blendete der Coach ebenso aus wie seinen angeblichen Streit mit Paul Pogba.
«Wir haben kein Problem», sagte Mourinho über den vermeintlichen Clinch mit dem Franzosen, dem er die Captainbinde wegnahm, nachdem Pogba öffentlich die Spielphilosophie seines Trainers kritisiert hatte. Mit einem Sieg wollte Mourinho einen hektischen Monat, der mit seinem Arroganz-Anfall nach der 0:3-Pleite gegen Tottenham begann, versöhnlich beenden – doch es kam bekanntlich anders. United verlor bei West Ham 1:3 und realisierte den schlechtesten Saisonstart seit 29 Jahren.
Mourinho nahm Pogba nach schwacher Leistung schon nach 70 Minuten vom Platz, was der Mittelfeldspieler mit einem vielsagenden Lächeln quittierte. Nach dem Spiel musste der Weltmeister aufpassen, seinem Ärger nicht erneut in aller Öffentlichkeit Luft zu machen. Er verzichtete auf Interviews und fragte die Reporter in der Mixed Zone bloss: «Wollt ihr mich sterben sehen?»
Während vergangene Woche erneut Gerüchte um einen möglichen Pogba-Abgang aufkamen, wird die Lage für Mourinho immer prekärer. Englische Medien rechnen noch in dieser Woche mit einer Entlassung des portugiesischen Trainers. Womöglich will die Vereinsführung vor dem anstehenden Champions-League-Spiel gegen Valencia aber noch zuwarten und nicht noch mehr Unruhe ins Team bringen.
Neben dem Clinch mit Pogba hat «The Special One» aber bereits mit dem nächsten Starspieler Ärger. Alexis Sanchez, der im Winter von Arsenal verpflichtet wurde und nicht nur bei Manchester United, sondern in der gesamten Premier Legaue der Top-Verdiener ist (rund 640'000 Franken pro Woche!), stand gegen West Ham nicht einmal im Kader. Gemäs dem «Mirror» soll Sanchez seinem ehemaligen Arsenal-Kollegen Lucas Perez, der mittlerweile bei West Ham spielt, in London gesagt haben, dass er seinen Wechsel zum englischen Rekordmeister bereue.
Zu allem Übel für Mourinho schlagen nun auch die von den Fans geliebten Legenden der Red Devils Alarm. «Man darf nicht zulassen, dass das die ganze Saison so weitergeht. Spieler auf der einen Seite, Mourinho und sein Team auf der anderen», sagt etwa Rio Ferdinand, der emehalige Abwehrchef der Red Devils, und befürchtet schon «die schlechteste Saison der Vereinsgeschichte».
Gary Neville kritisiert nicht nur den Trainer, sondern auch die Klubführung um Boss Ed Woodward und auch Paul Scholes spricht von einem «internen Krieg» und einem «Chaos-Klub». Und Mourinho verneint inzwischen nicht mehr, dass es innerhalb der Mannschaft «keine Probleme» geben würde. «Ich glaube, dass sich einige Spieler mehr reinhängen als andere», sagte der 55-Jährige heute Montag an der Pressekonferenz vor dem Valencia-Spiel.
Immerhin standen die Fans im Old Trafford bis zuletzt noch hinter dem Trainer, der den Klub 2017 zum Europa-League-Titel und vergangene Saison zur Vize-Meisterschaft führte. Mourinhos Kredit bei den Anhängern dürfte bei einer erneuten Enttäuschung am Dienstag im Heimspiel gegen Valencia aber endgültig aufgebraucht sein.
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