Regeln ausgetrickstWie ein chinesischer Klub mit einem Transfer-Schwindel Millionen sparte
jar
27.4.2018
Ein Top-Stürmer aus der chinesischen Super League wechselte im Januar in Dänemarks 2. Liga. In Europa kam «Steve» Trawally aber nie an, stattdessen kickt er weiter im Fernen Osten. Mit dem Schein-Transfer sparte der neue Klub des Angreifers eine Menge Geld.
Aufgedeckt wurde der Schwindel von einem Fan des dänischen Zweitligisten Vejle BK. Dieser wollte sich über die neuen Spieler seines Herzensklubs informieren und staunte nicht schlecht, als er bei «Transfermarkt» unter den Wintertransfers den Namen «Steve» entdeckte. Vom chinesischen Erstliga-Absteiger Yanbian Funde zog es den Angreifer nach Europa. Eigenartig, schliesslich wurde dieser Mann beim Klub gar nie vorgestellt. Stutzig wurde der Fan aber wohl erst, als er die Ablösesumme sah: 3,28 Millionen Euro!
«Steve», der eigentlich Bubacarr Trawally heisst, ist damit der teuerste Spieler in der Vereinsgeschichte des dänischen Traditionsklubs. Kein Wunder, immerhin erzielte er in der vergangenen Saison 18 Tore in Chinas höchster Spielklasse, liess damit Top-Namen wie Hulk oder Alexandre Pato hinter sich. Und die bisherige Rekordsumme – für 550'000 Euro holte Vejle 1991 den damaligan GC-Stürmer Mark Strudal – ist auch nicht wirklich atemberaubend.
Das Verrückte an der ganzen Sache: Trawally hat noch kein einziges Spiel für Vejle BK bestritten – und das wird er wohl auch nie. Denn der Stürmer schiesst längst für einen anderen Verein seine Tore. Für Guizhou Hengfeng, einen weiteren chinesischen Erstligisten, der Trawally nur 28 Tage nach seinem Wechsel nach Dänemark leihweise verpflichtet hatte. Für eine Leihgebühr von – jetzt kommt's – 3,28 Millionen Euro!
Die Sache mit ausländischen Spielern in China
Warum nahm der Afrikaner den komplizierten Weg über Europa? Ganz einfach: Im chinesischen Fussball gibt es seit gut einem Jahr spezielle Regeln für ausländische Spieler. Wer einen Ausländer kaufen will, muss dem Verband eine hundertprozentige Steuer zahlen. Yannick Carrasco zum Beispiel, der im Winter von Atlético Madrid zu Dalian Yifang wechselte, kostete seinen neuen Klub nicht nur die 30 Millionen Euro Ablöse, sondern zusätzlich 30 Millionen für den Verband. Die Chinesen wollen damit den Transfer-Wahnsinn dämpfen, um den einheimischen Talenten Möglichkeiten zu geben.
Zurück zu Trawally: Weil der Stürmer nur auf Leihbasis zu Hengfeng kam und eigentlich immer noch Vejle BK gehört, sparte sein neuer Klub die Steuer, die in seinem Fall 3,28 Millionen gewesen wäre. Eingefädelt haben den mysteriösen Deal wohl Vejles Investoren Andrew Zolotko und Lucas Chang-Jin, die nebenbei auch Spielervermittler sind und unter anderem auch Fabio Cannavaro zu seinem Trainerjob beim chinesischen Topklub Guangzhou Evergrande verhalfen. Cannavaro ist überigens mit einem Jahreslohn von rund 12 Millionen Euro der viertbestbezahlte Trainer der Welt.
«Es wurde nie gesagt, dass er für uns spielen muss»
Was der Schein-Transfer von «Steve» Trawally den Dänen brachte, ist nicht bekannt. «Laut unserer Eigentümer Lucas und Andrew war er (Trawally, d. Red.) im Januar zu haben. Also holten wir ihn, weil wir wussten, dass er eine grosse Nummer ist, sowohl sportlich als auch wirschaftlich», wird Vejles Sportdirektor Jacob Krüger von der Zeitung «BT» zitiert. «Es wurde nie gesagt, dass er für uns spielen muss. Es ist noch nichts entschieden, wenn wir aufsteigen, kommt er vielleicht doch noch nach Dänemark.»
Sehr wahrscheinlich ist das nicht. Zumal Trawally selbst bei seiner Präsentation bei Guizhou Hengfeng offenherzig ausplauderte, dass er nie vorhatte, in der dänischen Zweitliga zu kicken: «Mein Ziel war es immer, in der chinesischen Super League zu bleiben». Der Vejle-Fan, der sich schon über einen neuen Knipser gefreut hatte, muss den Namen «Steve» wohl ein für allemal aus seinen Träumen streichen.
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