Kommt jetzt Favre? Auch die nächste Geldspritze wird kriselndes PSG nicht retten

Von Syl Battistuzzi

21.3.2022

Monaco – PSG 3:0

Monaco – PSG 3:0

Mit 3:0 besiegt die AS Monaco Tabellenführer Paris Saint-Germain und sichert sich einen wichtigen Dreier im Kampf um Europa.

20.03.2022

Das Pariser Star-Ensemble kassierte am Wochenende in Monaco den nächsten Nackenschlag. Kein Wunder liegen die Nerven bei Präsident, Fans, Trainer und Spielern blank. Doch so wird verpasst, die richtigen Lehren aus dem Debakel zu ziehen. 

Von Syl Battistuzzi

21.3.2022

Im Sommer holte PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi mit Lionel Messi sein vermeintliches letztes Puzzlestück, um endlich den langersehnten Champions-League-Titel in die französische Hauptstadt zu holen. Doch die neue Ausgabe der «Galacticos» – so hiess zu Beginn des 20. Jahrhunderts die zusammengekaufte Star-Truppe von Real Madrid – ereilte ein ähnliches Schicksal wie damals die Königlichen.

Die alte Fussball-Weisheit «Geld schiesst keine Tore» beziehungsweise «sportlichen Erfolg kann man sich nicht kaufen» konnte zwar PSG auf nationaler Stufe widerlegen, auf der europäischen Bühne scheiterte man aber. Dieses Jahr war es in der Königsklasse besonders bitter. Gegen Real Madrid lag man scheinbar ungefährdet auf Viertelfinal-Kurs, ehe Karim Benzema mit einem Hattrick die Titelträume zerplatzen liess. Im Pokal scheiterte man ebenfalls frühzeitig an Nizza. 

Fans haben die Schnauze voll

Die Moral bei den fürstlich entlohnten Profis ist am Tiefpunkt. Am Wochenende kassierte PSG die nächste Blamage. Obwohl Weltmeister Kylian Mbappé und Brasiliens Spektakelspieler Neymar auf dem Platz standen, verloren sie bei der AS Monaco glatt mit 0:3. Die vierte Saison-Niederlage hat zwar angesichts des komfortablen Vorsprungs keine grossen Auswirkungen, trotzdem steigt der Druck auf die Verantwortlichen nach den Enttäuschungen der letzten Wochen.

Die organisierten Fans haben bereits den Rücktritt der Leitung gefordert. «Die Lage des Clubs macht eine vollständige Neuorganisation auf allen Ebenen und eine alltägliche Präsenz seines Präsidenten notwendig», schrieb das Collectifs Ultras Paris kürzlich auf Twitter.

«Ihre Forderung sei kein persönlicher Angriff auf Vereinschef Nasser Al-Khelaifi. Man wisse, wie sehr man ihm das Comeback zu verdanken habe. «Aber man muss feststellen, dass er nicht der Mann der Stunde ist.» Der Club verdiene Menschen, die ihm dienen und sich nicht an ihm bedienten. Immerhin gut eine Milliarde Euro hat die Gruppe Qatar Sports Investment in zehn Jahren schon in den Club reingesteckt. 

Favre unter den Trainer-Kandidaten

Die Kritik wird am Katari höchstwahrscheinlich abprallen wie die Bälle bei Presnel Kimpembe bei der Annahme, doch sein Zorn wird sicher Cheftrainer Mauricio Pochettino zu spüren bekommen. Gemäss «L’Équipe» soll bereits eine Liste mit zehn Kandidaten für seine Nachfolge kursieren. Darauf sollen Diego Simeone (Atlético), Allegri (Juve), Conte (Tottenham), ten Hag (Ajax), Galtier (Nizza), Arteta (Arsenal), S. Inzaghi (Inter), Thiago Motta (Spezia) sowie die derzeit vereinslosen Zidane und Favre stehen. Auch Sportchef Leonardo scheint bei den Geldgebern nicht mehr den vollen Rückhalt zu geniessen.  

Pochettino zählt hingegen nach der Monaco-Pleite seine Stars an: «Es ist nicht akzeptabel, die Begegnung so zu starten. Das ist natürlich eine sportliche Blamage. Wir müssen die Enttäuschung über das Aus in der Champions League aus den Köpfen bekommen und aufhören, Ausreden zu suchen», so der Argentinier auf der Pressekonferenz.

Sein Engagement in Paris blieb bisher erfolglos: Mauricio Pochettino.
Sein Engagement in Paris blieb bisher erfolglos: Mauricio Pochettino.
Bild: Keystone

Sein Landsmann Messi fehlte bei der Niederlage aufgrund einer Erkrankung. Der sechsfache Weltfussballer ist zwar ligaweit bei den Assists die Nummer 1, doch der einst so kaltblütige Spielmacher trifft einfach das Tor nicht mehr. Zwei Treffer in 18 Meisterschaftspartien lautet die magere Bilanz. Unter dem Strich hat sich die Verpflichtung des 34-Jährigen, der ein Gehalt von 40 Millionen Euro einstreicht, bisher für beide Seiten nicht gelohnt.

Messi & Co. ausgepfiffen – nächste Geldspritze?

Speziell Messi und Neymar wurden von den Fans des Hauptstadt-Clubs nach dem Out in de Champions League ausgepfiffen. Die Majestätsbeleidigung dürfte an den beiden Profis nicht spurlos vorbeigegangen sein. Speziell Messi wird mit Wehmut an seinen Ex-Club Barcelona denken. Ein kleines Stückchen Hoffnung auf eine Rückkehr besteht. «Messi stehen die Türen bei Barça offen», betonte zuletzt sein früherer Mitspieler und heutiger Coach Xavi. 

Auch Lionel Messi konnte das Steuer in Paris nicht herumreissen.
Auch Lionel Messi konnte das Steuer in Paris nicht herumreissen.
Bild: Keystone

Der Geldhahn wird bei Messis Noch-Arbeitgeber aber wohl nicht so schnell abgedreht werden. Der französischen Liga (LFP) winkt gemäss «AS» (via spox) durch einen möglichen Einstieg der internationale Beteiligungsgesellschaft CVC ein Geldsegen in Milliardenhöhe. Hauptprofiteur wäre PSG, das im Falle eines Deals 450 Millionen Euro kassieren könnte. Doch höchstwahrscheinlich wird Geld nicht reichen, um Kylian Mbappé – der einzige Spieler, der diese Saison den Ansprüchen des Clubs vollauf genügte – an Bord zu halten. Ausgerechnet für Bezwinger Real soll der 23-Jährige ab kommendem Sommer stürmen. 

Verschmähte Talente

Ebenfalls den Club verlassen dürften Angel di Maria und Sergio Ramos. Im Fall des Spaniers hat man sich statt eines Abwehrchefs einen Dauerinvaliden geangelt. Die Lücke von Mbappé soll Milan-Angreifer Rafael Leão schliessen. Für den schnellen Portugiesen will man 70 Millionen Euro zahlen. Eine Abkehr von der Einkaufsstrategie scheint man in Paris also nicht anzustreben. Dabei auf der Strecke bleiben viele Talente, die sich anderswo dafür entfalten können. Alleine in der Bundesliga tummeln sich mit Christopher Nkunku (Leipzig), Moussa Diaby (Leverkusen) oder Kingsley Coman (Bayern) gleich mehrere Stars, die ihr Glück in der Fremde suchen mussten. 

Letztgenannter hielt einst fest: «Ich habe bei PSG nichts gelernt, ich wurde nicht berücksichtigt.» Stattdessen lehrt der Flügelspieler nun halt in der Bundesliga die Gegner das Fürchten. Dass es ausgerechnet der ehemalige PSG-Junior war, der seinen Stammclub im Champions-League-Finale 2020 abschoss, sollte für die PSG-Bosse ein Fingerzeig sein.