Ein Galgenstrick in der Box des einzigen schwarzen Fahrers: Die amerikanische Rennserie Nascar sorgt für unappetitliche Schlagzeilen. Die Reaktion darauf ist aber eindrücklich.
Es ist ein Rückfall in die dunkelsten Zeiten der Rassentrennung, als dunkelhäutige Amerikaner im besten Fall separate Restaurants, Toiletten oder Kirchen benutzen mussten und im schlimmsten Fall ohne Gerichtsverhandlung an einem Baum oder Laternenpfahl aufgehängt wurden. Daran muss sich Bubba Wallace erinnert haben, als er am Sonntag in der Garage seines Rennstalls einen Galgenstrick baumeln sah. Bis jetzt ist nicht bekannt, wer sich im Talladega Superspeedway Zutritt verschafft und das makabre Utensil aufgehängt hat.
Hintergrund sind einerseits die aktuellen Rassenunruhen und anderseits der Beschluss der Nascar-Organisatoren, die Flagge der Konföderierten bei ihren Anlässen zu verbieten. Diese ist im Süden der USA, der sich 1861 im Kampf um den Erhalt der Sklaverei vorübergehend abspaltete und in der Folge einen blutigen Bürgerkrieg verlor, noch immer sehr verbreitet und zum Beispiel sogar Teil der Flagge des Bundesstaates Mississippi.
Dazu muss man wissen: Die Rennen der Nascar mit serienähnlichen Autos sind vor allem im ländlichen Süden der USA mit Zehntausenden von Zuschauern äusserst populär, rund zwei Drittel finden in ehemaligen Sklavenhalter-Staaten statt. Nicht ganz überraschend tauchte dann am Himmel auch ein Flugzeug mit der Konföderierten-Flagge und einem Banner mit dem Schriftzug «Defund Nascar» (Kein Geld für Nascar) auf. Zuschauer waren wegen der Coronavirus-Pandemie keine zugelassen, vor der Anlage demonstrierten aber ebenfalls «Fans» mit der Flagge der Konföderierten.
Traurig und Stolz
Ganz anders die Reaktion im Fahrerlager: Vor dem Start des Rennens, das wegen eines heftigen Unwetters auf Montag verschoben werden musste, versammelten sich sämtliche Fahrer und Techniker auf der Piste und schoben den in seinem Wagen sitzenden Wallace zur Startlinie. Wallace, der einzige schwarze Nascar-Fahrer, hatte sich stark für das Verbot der Flagge eingesetzt und zeigte sich überwältigt von der Unterstützung seiner Berufskollegen. «Das ist echt unglaublich. Ich bin stolz, Teil dieses Sports zu sein.»
Der 26-Jährige, der selber aus Alabama stammt, beendete das Rennen als Vierzehnter und sprach anschliessend von einem «verabscheuungswürdigen Akt von Rassismus und Hass», der ihn «unglaublich traurig» mache. «Er ist eine schmerzhafte Erinnerung, welch langen Weg wir als Gesellschaft noch vor uns haben und wie hartnäckig wir im Kampf gegen Rassismus sein müssen.» Aber: «Ich werde weiter machen und mein Lachen nicht verlieren.»
Die Verantwortlichen der Nascar-Rennserie kündigten eine Untersuchung des Vorfalls an. Sie ernteten für ihr konsequentes Vorgehen viel Lob. In den für sie so wichtigen Südstaaten könnte aber auch ein empfindlicher Einfluss an Popularität (und Einnahmen) drohen.