Mit der Einführung des Monobob erhalten auch die Frauen eine zweite Olympia-Chance. Vieles ist mit diesem neuen Schlitten anders – vom Start bis zum Handling des Geräts.
Melanie Hasler steht vor dem Starthaus, blickt in die eisige Rinne vor ihr, ruft «ready», wartet und es kommt – nichts. «Dann lege ich einfach mal los», erzählt Melanie Hasler und lacht. Noch immer fühlt sich die Aargauerin im Monobob etwas seltsam, denn es fehlt das Kommando der Teamkollegin, die mit anschiebt. In der neuen olympischen Disziplin sitzt sie alleine im Schlitten.
Lange hatten einige Frauen darum gekämpft, auch im Vierer antreten zu können. Dafür fehlen aber einfach die konkurrenzfähigen Athletinnen. Als Kompromiss im Sinne der Gleichberechtigung wurde den Frauen nun der Monobob als zweite Medaillenchance ermöglicht. Bei den arrivierten Fahrerinnen war die Skepsis zu Beginn recht gross.
Die 23-jährige Hasler ist die drittjüngste Starterin im Eiskanal von Yanqing und eine der Aufsteigerinnen der letzten beiden Jahre. Sie machte die Pilotenschule auf einem – technisch wesentlich weniger ausgereiften – Monobob, streicht aber dennoch die Differenzen zwischen dem Zweier und dem neuen Gerät heraus. «Der Monobob hat weniger Gewicht», erklärt die ehemalige Volleyballerin. «Er ist deshalb unruhiger, bricht schneller aus und man braucht länger, um ihn wieder unter Kontrolle zu bringen.» Und eben: Man fährt alleine, entsprechend noch wichtiger ist die physische Stärke beim Start.
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Formel 1 des Wintersports
Monobob soll auch kleineren Nationen ohne grosses Reservoir an Anschieberinnen die Teilnahme an Olympischen Spielen ermöglichen. Gefahren wird mit Einheitsschlitten, die praktisch nicht verändert werden dürfen. Einzig die Kufen werden selber gestellt. Das verringert den finanziellen Aufwand beträchtlich und bietet eine deutlich grössere Chancen-Gleichheit als im klassischen Bob, wo manche Nationen – allen voran die Deutschen – wesentlich mehr investieren können und sich damit einen nicht zu unterschätzenden Vorteil beim Material herausholen. Nicht zuletzt wird der Bobsport oft als Formel 1 des Winters bezeichnet.
Der Monobob ist da sozusagen die Einstiegsklasse und wurde als solche von manchen arrivierten Athletinnen zunächst eher belächelt. Zudem wurde die Disziplin in einer eigentlichen Hauruck-Übung ins olympische Programm gehievt. Lange waren die Qualifikations-Kriterien schwammig. Da man sich am Ende aber nur über eine Kombinationswertung aus Zweier und Monobob für Peking 2022 qualifizieren konnte, sind die Besten nun am Start.
In den Trainings stark
Der Wettkampf ist wegen des gleichen Materials offener als die anderen Bob-Wettkämpfe, auch die Schweizer Chancen auf eine (überraschende) Medaille dürften nirgends höher sein. Hasler warnt zwar: «Pilotinnen mit viel Erfahrung haben auch hier klare Vorteile, weil sie das bessere Gefühl für den Schlitten und das Eis haben.» Die Aargauerin kam aber in den Trainingswochen im letzten Herbst und auch in den letzten Tagen gut mit dem neuen Eiskanal zurecht und hat sich auch bestens von der Zerrung im Oberschenkel erholt, die noch im Dezember und Januar Exploits im Weltcup verunmöglichte.
Dass sie am Start irgendwann alleine losrennen und nicht auf das Bereit-Kommando einer Hinterfrau warten muss, ist mittlerweile auch nicht mehr so ungewohnt. Die klassischen Zweierbob-Rennen folgen dann nächste Woche. Und irgendwann – so hofft Hasler – darf sie auch mal einen Viererbob pilotieren.